Kidsnest hilft durch schwere Zeiten

Martina Fränzen, Thomas Graf, Sonja Welt und Nina Ressl-Traxler. Martina Kösner und Barbara Großauer (beide nicht am Foto) vervollständigen das Team.
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  • Martina Fränzen, Thomas Graf, Sonja Welt und Nina Ressl-Traxler. Martina Kösner und Barbara Großauer (beide nicht am Foto) vervollständigen das Team.
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Gerade jetzt vor Weihnachten hat die Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und deren Familien Hochsaison.

WALDVIERTEL. Zu Weihnachten sehnen wir uns besonders nach Harmonie. Für Menschen in schwierigen Familienverhältnissen bricht damit nicht unbedingt eine einfache Zeit an. Das merkt auch das sechsköpfige Team des Kidsnest-Kinderschutzzentrums Waldviertel mit Sitz in Gmünd und einer Außenstelle in Zwettl, das aktuell besonders gefordert ist. Schutz und Hilfe für durch Gewalt gefährdete Kinder stehen im Mittelpunkt der Arbeit, aber auch eine Familienberatungsstelle ist angeschlossen.

Martina Kösner leitet das Kidsnest Gmünd seit fünf Jahren, Sie fungieren seither als ihre Stellvertreterin und Leiterin der Außenstelle in Zwettl. Was haben Sie und Ihr Team in dieser Zeit bewirkt?
Nina Ressl-Traxler: Das Kinderschutzzentrum hat sich stark etabliert, was in einer Steigerung der Erstkontakte zu erkennen ist. Und wir haben viel in die gute Vernetzung mit anderen Instituten wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und den Bezirkshauptmannschaften investiert. Ja, wir haben uns noch stärker als Anlaufstelle für Familien mit Problemen herauskristallisiert. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Fälle die uns von den BHs überwiesen worden auch gestiegen.

Weil es öfter Probleme gibt?
Die Zahlen bei Missbrauch und Gewalt bleiben seit Jahren ungefähr gleich. Es ist eher so, dass die Aufmerksamkeit für diese Themen gestiegen ist.

Wo ist Ihre Unterstützung am häufigsten gefordert?
Wir haben im Kalenderjahr 2017 586 Klienten betreut und 2.731 Beratungs- und Therapiestunden geleistet. Wir sind ja für alle vier Bezirke im Waldviertel und auch für Krems-Land zuständig. Bei der Altersverteilung liegt der Peak bei 7 bis 14-Jährigen. An erster Stelle stehen sexuelle, psychische und physische Gewalt, das ist unsere Kernaufgabe. Ein Ansteig war bei Trennungsproblematiken und Besuchsbegleitungen zu bemerken.

Weil mehr Eltern im Schlechten auseinandergehen?
Es gibt höhere Scheidungsraten und mehr strittige Trennungen. Mehr Rosenkriege, das muss man leider wirklich sagen.

Wie sehr leiden die Kinder darunter?
Extrem! Das bringt Kinder in einen enormen Loyalitätskonflikt, wenn sie von der einen Elternseite hören, was an der anderen schlecht ist. Das Kind trägt ja von beiden Seiten etwas in sich, dadurch wird auch ein Teil von ihm selbst abgewertet. Das kann wirklich bis zu psychischen Störungen wie z.B. depressiven Reaktionen führen.

Was wäre wichtig?
Das Trennen der Eltern- und der Paarebene. Früh Hilfe holen und Probleme auf der Paarebene klären, damit man weiterhin gemeinsam Eltern sein kann. Im besten Fall kann man auf der Hochzeit des Kindes nebeneinander sitzen, so trivial gesagt. Wir führen auch Beratung schon vor der Scheidung durch, wo es dann schon sehr viele Fälle gibt, bei denen es gut funktioniert.

Es heißt immer am Land ist noch alles besser - oder etwa nicht?
Danke für diese Frage. Bei sexueller, physischer oder psychischer Gewalt gibt es überhaupt keinen Stadt-Land-Unterschied. Ich glaube, dass das am Land - ganz ehrlich gesagt - sogar noch länger unentdeckt bleibt. Weil sich keiner einmischen will und man nichts sagen will, wenn man vielleicht im selben Dorf wohnt.

Kommen Familien auch direkt auf Sie zu?
Da gibt es natürlich schon eine gewisse Hemmschwelle, wenn man sieht, dass wir vor allem für Gewalt zuständig sind. Das ist halt ein Tabuthema. Es gibt sicher viele Familien, die Hilfe benötigen würden, aber den Weg zu uns einfach nicht finden. Daher ist die Vernetzung mit anderen Institutionen so wichtig.

Zögern Eltern, weil sie Angst haben, dass ihnen ihre Kinder weggenommen werden?
Ja, aber das entscheiden nicht wir und das ist keinesfalls der Normalfall. Das sind wirklich Ausnahmefälle und dann ist das auch meist notwendig und gut für das Kind.

Welchen Appell möchten Sie an unsere Leser richten?
Das Familienleben kann manchmal schwierig sein und es geht viel mehr Menschen so, als man eigentlich glaubt. Sich Hilfe zu holen ist ein Zeichen von Stärke. Und alle anderen möchte ich bitten, dass man auch nicht wegschaut wenn man das Gefühlt hat, es handelt sich um ein für den Kinderschutz relevantes Thema, wenn Kinderrechte verletzt werden. Man kann sich auch gern anonym bei uns melden. Wir haben jeden Tag einen Telefondienst, wo immer jemand erreichbar ist.

Zur Sache

Telefonische Beratung in Gmünd: 02852 20435, in Zwettl: 0664 / 830 44 95, Zeiten: Mo 9 - 11 Uhr, Di 11 - 13 Uhr, Mi 14 - 16 Uhr, Do 11 - 13 Uhr, Fr 9 - 11 Uhr;
Persönliche Beratungstermine in Gmünd oder Zwettl nach Vereinabrung. Montags von 9 bis 11 Uhr Ambulanz, kein Termin notwendig.

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