Köpfe-Rollen in der FPÖ Gmünd. Albert Scherzer: "Mein Mandat wurde gestohlen!"
Der Kurzzeit-FP-Nachfolger in Gmünd rechnet mit der Landes-FPÖ-Abschuss-Praktik ab.
GMÜND (eju). Als Gmünder FPÖ-Chef hat man es nicht leicht. Nicht nur, dass die Existenz und Kandidatur der Gmünder FPÖ unter Matthias Spindler und seinem zweitgereihten Gemeinderats-Kollegen Albert Scherzer von der Bezirkspartei konsequent totgeschwiegen wurde, nun mischt sich die Landes-FPÖ auch noch nachhaltig in Gemeinde-Parteibelange ein. Zwei Gmünder FPÖ-Chefs binnen zweier Tage gehen auf das Konto der Säuberungswelle. Kaum war nach dem überraschenden Ausscheiden Matthias Spindlers, der selbst eine Landes-FP-Einflussnahme gegenüber der Presse nicht bestätigen wollte, Albert Scherzer nachgerückt, schon wurde dieser auch wieder parteiintern demontiert. Das lässt sich der Jurist allerdings nicht kommentarlos gefallen.
BB: Wie kann es sein, dass Sie nicht einmal 24 Stunden der Nachfolger Matthias Spindlers geblieben sind?
SCHERZER: "Das ist ein Zusammenspiel aus NÖ Wahl- und NÖ Gemeindeordnung. Wenn ein Mandat frei wird, erhält es der Erste auf der veröffentlichten Liste. Es gibt einen Trick über die Gemeindeordnung mittels Zustellungsbevollmächtigten. Dieser hat die Möglichkeit, den Ersatzmann durch einen anderen auszutauschen. Die Landespartei wiederum kann diesen Zustellungsbevollmächtigten austauschen. Bei uns war das Matthias Spindler. Er wurde durch jemandem in der Landes-FP ausgewechselt und diese Person hat wiederum den 4. Gereihten aus Gmünd mit mir vertauscht. Das ist im höchsten Sinne undemokratisch. Ich wurde vor vollendete Tasachen gestellt, niemand hat mit mir gesprochen. Mittels dieses Umgehungstricks, kann man jemandem ein Mandat stehlen."
BB: Wie kommt der 4-Gereihte auf Rang zwei?
SCHERZER: "Hier gibt es persönliche Präferenzen. Er ist bis wenige Wochen vor der Wahl nicht in Erscheinung getreten, sollte dann aber laut Landes-FP vorgereiht werden. Wir haben fünf Jahre gearbeitet und haben das nicht eingesehen und auch nicht getan."
BB: Wer trägt Schuld an Ihrer Demontage?
SCHERZER: "Es dürfte eine gewisse Präferenz des Gottfried Waldhäusl geben. Diese hat sich auch auf den Herrn Rosenkranz ausgedehnt."
BB: Ist dieses Vorgehen rechtlich gedeckt?
SCHERZER: "Rechtlich gedeckt dürfte es sein, demokratiepolitisch sicherlich nicht. Hätten wir zwei Mandate gehalten, hätte man sie uns aus rechtlicher Sicht nicht wegnehmen können. Dieses Vakuum ist entstanden, weil Matthias sein Mandat zurück gelegt hat, ob freiwillig, dazu sage ich nichts, jeder kann sich seinen Teil denken."
BB: Wurde Ihnen nicht auch gleichzeitig verboten, eine Koalition mit einer der beiden großen Parteien einzugehen?
SCHERZER: "Ich lasse mir von der Landespartei nicht vorschreiben, wie ich mich als gewählter Mandatar zu verhalten habe. Wenn die FPÖ-NÖ der Meinung ist, dass es einen Oppositionskurs geben muss, dann sieht sie das so, ich nicht. Ich habe mich nicht anweisen lassen, das hat wahrscheinlich auch den Ausschlag gegeben, dass es so schnell zur Demontage kam."
BB: Ist damit in Gmünd nicht eine historische Chance vertan?
SCHERZER: "Das ist leider der Fall. Das war die ultimative Chance gewesen, etwas zu erreichen, auch aus Parteisicht. Das hätte auch junge Leute ansprechen können. Möglicherweise wird das künftig nicht mehr passieren, wenn man sieht, was hier für ein Kasperltheater aufgeführt wird. Es grenzt an Lächerlichkeit, sich nach dieser Hinterhältigkeit noch als "freiheitlich" bezeichnen zu wollen."
BB: "Werden Sie weiterhin für die FPÖ tätig sein?
SCHERZER: "Auf keinen Fall."
BB: Darf man Ihre politische Wiederauferstehung in fünf Jahren anderswo erwarten?
SCHERZER: "Das ist unter Umständen möglich."
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