Ziemlich beste Freunde - Seit seinem 16. Lebensjahr ist Alexander Koller auf Familie und Freunde angewiesen

Auf seinen besten Freund Christian kann Alex sich verlassen. Trotzdem macht ihm die Abhängigkeit von anderen oft schwer zu schaffen.
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  • Auf seinen besten Freund Christian kann Alex sich verlassen. Trotzdem macht ihm die Abhängigkeit von anderen oft schwer zu schaffen.
  • hochgeladen von Birgit Chalcraft

Neukirchen am Walde. Für Alex, wie ihn seine Freunde nennen, gab es als Kind nichts Schöneres, als an Motoren herumzuschrauben. Als Jugendlicher begann er eine Lehre zum Automechaniker. Den Weg zur Werkstatt legte er mit dem Moped zurück. An einem brütend heißen Tag im Juli 1986 verlor er auf dem Heimweg das Bewusstsein und fuhr ungebremst auf einen geparkten Lastwagen auf. Seither ist er gelähmt.

Anfangs wäre es ihm lieber gewesen, jemand hätte die Maschinen einfach abgeschaltet, die ihn am Leben hielten. Aber nach und nach lernte er wieder selbständig zu atmen und zu sprechen.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus verbrachte der Teenager die nächsten beiden Jahre im Rehabilitationszentrum. Dort wurden ihm auch die Röntgenbilder erklärt und er musste erfahren, dass nicht der Unfall sondern die darauf folgende Operation zu seiner Querschnittlähmung führte. Denn der Chirurg hatte zur Stabilisierung der Wirbelsäule zu lange Schrauben benutzt, die sich tief in den Wirbelkanal bohrten. Wären die Schrauben um einen Zentimeter kürzer gewesen, würde Alex heute wahrscheinlich ein ganz normales Leben führen. Aber seit die Stabilisierungselemente in einer Spezialklinik in Moskau entfernt wurden, kann er zumindest seinen Kopf wieder bewegen.
Psychisch bergauf ging es aber erst, als sich zwei Jahre nach dem Unfall die alten Freunde wieder meldeten. Mit Alexanders erstem Auto, einem speziell für ihn in Deutschland umgebauten Opel mit einer Rampe, ging es ab in die Disco, zu Konzerten, ins Kino, auf ein Bier oder ins Freibad. Die Freunde verscheuchen lästige Fliegen und zünden ihm schon auch mal eine Zigarette an.
Wie stark Alexanders Überlebenswille war, erfuhr er auf einem Urlaub mit seiner Freundin in Thailand, als der Tsunami zuschlug. Das Hotel war etwa 100 m vom Strand entfernt. Am frühen Morgen wachte er auf, weil das Bett vibrierte, der Lampenschirm klirrte und Wasser unter der Tür durch floss. Die Gefahr ahnend, ließ er sich so schnell wie möglich in den obersten Stock tragen. Der Lärm von zerberstendem Glas und Blech, als die Flutwelle dann kam, war unbeschreiblich. Was Beine hatte, floh in Richtung Berge. Alex wollte auch seine Freundin bewegen, sich in Sicherheit zu bringen, aber sie blieb bei ihm. Tagelang gab es weder Strom noch Telefon, sie hörten immer wieder Schüsse in der Finsternis, überall war Militär, alles war voll Geröll und Gerümpel, Schlamm und zappelnden Fischen. Alex bewunderte die Einheimischen, die Ruhe bewahrten und die Touristen sogar noch mit Essen versorgten. Der Flughafen sah aus wie ein Kriegslazarett. Bis heute kann der Neukirchner es den Austrian Airlines nicht verzeihen, dass sie nur Leute mit gültigen Tickets nach Österreich mitnahmen und mit einer halb leeren Maschine abflogen. So verbrachte der Querschnittgelähmte zwei Tage und zwei Nächte auf dem blanken Marmorboden, bis die deutsche Condor ein Erbarmen hatte. In dieser Zeit wurde ihm bewusst, wie sehr er trotz allem an seinem Leben hängt.
Sich mit seinem Schicksal abzufinden, ist selbst nach so vielen Jahren nur sehr schwer möglich. „Aber es ist zur Gewohnheit geworden,“ erklärt der heute 42Jährige.
In einigen Wochen zieht Alex um nach Peuerbach, in seine erste eigene Wohnung. Natürlich braucht er auch dann eine 24-Stunden-Pflege, die zur Entlastung seiner Eltern von Pflegerinnen aus dem Osten übernommen wird. Jedoch bedeutet der Umzug trotzdem ein Stück Unabhängigkeit für ihn.
Könnte er durch ein Wunder plötzlich wieder gehen, würde er sich die ganze Welt anschauen. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad, ganz gemütlich. Und viele Leute kennen lernen. Apropos: Alex ist auf Facebook zu finden!

Auf seinen besten Freund Christian kann Alex sich verlassen. Trotzdem macht ihm die Abhängigkeit von anderen oft schwer zu schaffen.
Mit seinem Mund bedient Alexander Koller ein Stäbchen. Damit arbeitet er auf einer Hightech-Computeranlage.
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Foto: Cityfoto
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