Ernst Hutterer zum Ukraine-Krieg
"Der Angriff war ein klarer Völkerrechtsbruch"
Ernst Hutterer ist Honorarkonsul der Ukraine in Oberösterreich. Im Interview spricht er über den russischen Angriff und die Solidarität in Oberösterreich.
GRIESKIRCHEN. Der Grieskirchner Ernst Hutterer ist seit 2013 Honorarkonsul der Ukraine in Linz, zu dessen Amtsbereich das Bundesland Oberösterreich gehört. Im Interview mit der BezirksRundSchau erzählt er, was der aktuelle Krieg in der Ukraine für seine Arbeit bedeutet, und wirft einen Blick in die Zukunft.
Was leistet das Honorarkonsulat der Ukraine in Linz? Mit welchen Tätigkeiten werden Sie demnach als Honorarkonsul betraut?
Ernst Hutterer: In normalen Zeiten fördern wir die Beziehungen zwischen der Ukraine und Österreich im Hinblick auf Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Im Wiener Übereinkommen aus dem Jahr 1961 ist genau geregelt, welche Rechte und Pflichten ein Honorarkonsul hat. Dazu gehört etwa auch, die Interessen der Ukraine in Österreich zu vertreten sowie die ukrainischen Staatsbürgerinnen und -bürger zu betreuen und zu unterstützen.
Wie wirkt sich der russische Angriff auf die Ukraine auf Ihre Tätigkeit als Honorarkonsul aus?
Mit dem Krieg sind unzählige Aufgaben hinzugekommen, sie haben meinen Alltag stark verändert. Ich stehe in ständigem Kontakt mit dem ukrainischen Botschafter in Österreich, den zuständigen Politikern und mit den Behörden. Dazu gehören auch offizielle Treffen mit dem Landeshauptmann Mag. Stelzer und Landtagspräsident Hiegelsberger oder Bürgermeister Luger. Einerseits geht es dabei um die Aufnahme von Flüchtlingen in Oberösterreich, andererseits um die Versorgung in der Ukraine selbst.
Sowohl die Bevölkerung als auch die Politiker kommen dabei den Wünschen der Ukraine großzügig nach.
Neben den bekannten Hilfsorganisationen gibt es auch lokale ukrainische Hilfsorganisationen, mit denen ich in Kontakt bin, die Fahrten bis tief ins Land – über die Grenze hinweg – garantieren. Es melden sich auch einzelne Personen, denen ich helfe, indem ich sie zum Beispiel an die richtigen Stellen verweise.
Wie gehen die Ukrainer in Oberösterreich mit der Situation um?
Viele wissen nicht, dass die ukrainische Gemeinde in Oberösterreich nach Wien die zweitgrößte in ganz Österreich ist. Deshalb gehört Oberösterreich auch zu den engagiertesten Bundesländern, etwa in Bezug auf Hilfslieferungen. Viele Ukrainer, die über die nötigen Räumlichkeiten verfügen, bieten Verwandten an, bei ihnen unterzukommen.
Wie bewerten Sie persönlich den russischen Angriff auf die Ukraine?
Der Angriff war ein klarer Völkerrechtsbruch. Wenn man in die Geschichte Russlands und der Ukraine – und ihre Beziehung zueinander – blickt, war er leider zu befürchten.
Müssen wir uns vor Putin fürchten? Ich denke, ja. Wenn die Ukraine den Krieg verliert, liegt die Vermutung nahe, dass er nicht stehen bleiben wird.
Die Ukrainer kämpfen sehr tapfer und nehmen so viele Opfer auf sich. Ich hoffe natürlich, dass die Ukraine den Krieg gewinnt.
Zur Person
Ernst Hutterer wurde 1960 in Bregenz geboren. Nach Absolvierung der HTL studierte er Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck und absolvierte das Doktoratsstudium der Politikwissenschaften an der Universität Salzburg. Im Zuge dessen stieß er auf die Geopolitik, die nicht zuletzt sein Interesse an der Ukraine und deren geografischer Bedeutung für die Weltpolitik weckte.
Zur Sache
Für ukrainische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger auf der Flucht ist die Hotline +43 1 2676 870 9460 rund um die Uhr erreichbar. Über diese erfolgt die zentrale und koordinierte Zuteilung von Quartieren, sie steht außerdem bei Fragen zur Verfügung.
Personen, die privat Quartiere für Flüchtlinge zur Verfügung stellen wollen, finden bei der Solidaritäts-Hotline +43 732 7720 16200 bzw. per E-Mail an nachbarschaftshilfe@ooe.gv.at Unterstützung.
Mehr Infos zur Spendenaktion des Landes OÖ und der Volkshilfe OÖ: volkshilfe-ooe.at bzw. unter der Nummer +43 732 34050
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