Energiepreise
Einkauf bei regionalen Produzenten spart Geld

Ilse und Günther Achleitner | Foto: Biohof Achleitner
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Für landwirtschaftliche Betriebe wurde ein Stromkostenzuschuss beschlossen. Doch Kosten für Strom und Energie sind nur ein Bereich, in dem Landwirte mit gestiegenen Preisen konfrontiert sind.

BEZIRK EFERDING. Derzeit sind weder in regionalen Gärtnereien noch bei Gemüsebauern Engpässe oder Sortimentseinschränkungen aufgrund hoher Strom- und Energiepreise zu befürchten. Was kommen wird, sind allerdings auch in diesen Bereichen Preiserhöhungen.

Besser Bio

Günter Achleitner vom gleichnamigen Eferdinger Biohof erwartet aus heutiger Sicht eine Teuerung von Daumen mal Pi rund zehn Prozent. „Im Bio-Segment wird die Erhöhung geringer sein als im konventionellen Bereich.“ Als Gründe nennt Achleitner die Regionalität bei Getreide, Obst und Gemüse. Die Glashäuser am Biohof Achleitner werden im Winter kaum beheizt. Wintergemüse, etwa Winterspinat, Portulak oder Asiasalat, sind hart im Nehmen.„Stammt das Bio-Obst und Gemüse aus dem Ausland, hat es im Herkunftsland Saison. Das heißt, auch dort müssen keine Glashäuser beheizt werden.“ 

Höhere Preise

Eine Preissteigerung erwartet Günter Achleitner für Jungpflanzen, wenn diese zugekauft werden, sowie höhere Kosten für Lagergemüse. Dank der Nutzung des eigenen Komposts tangieren höhere Preise für Düngemittel den Eferdinger Bio-Betrieb wenig. Laut André Berner vom Biohof Berner in Pupping werden sich Düngerkosten, Spritpreise und Energiekosten auf den Preis der Lebensmittel niederschlagen. Er pflichtet Achleitner bei: „Im Bio-Anbau werden die Preise prozentuell nicht so sehr steigen wie im konventionellen Anbau. Bio-Düngemittel werden aus natürlichen Ressourcen hergestellt, die nicht von Erdgasherstellung abhängig sind.“

Engpässe im Handel

Am Biohof Berner wird seit Jahren mit erneuerbarer Energie geheizt. „Wir werden auch 2023 unser vollständiges Sortiment im Ab-Hof-Laden und auf Bauernmärkten anbieten“, versichert André Berner. Für ihn spielen die hohen Energiepreise im Bereich der Lagerung eine große Rolle. „In der Landwirtschaft wird versucht, die Produkte so wenig wie möglich lagern zu müssen, da sich höhere Energiekosten auf den Produktpreis auswirken. Dadurch kann es, vor allem im Frühjahr, auch zu Engpässen gewisser Produkte im Lebensmitteleinzelhandel kommen“, so Berner. Er erwartet im Handel die größte Preissteigerung und spricht von 50 bis 60 Prozent. „In den Bauernläden wird die Preissteigerung sicher geringer ausfallen“, ist André Berner überzeugt. 

Produkte aus der Region

Hannes Hofmüller weiß aus Gesprächen mit Berufskollegen: „Energie – vor allem das Einsparen von Energie – ist das Thema Nummer Eins.“ Sollte sich die Situation in den nächsten Jahren nicht ändern, ist eine Umstellung von Gas auf Hackschnitzel oder Pellets, eventuell vom Bauern aus der Region, die logische Folge. Nach Einschätzung des Landesgartenmeisters sind bei den meisten Betrieben Auswirkungen Ende Jänner, Anfang Februar zu erwarten. Das betrifft weniger die Frühlingsblüher als Blumen für den Sommer. „Um diese Zeit werden Jungpflanzen angeliefert, etwa für Geranien. Kann man die Startwochen etwas verschieben, müssen Glashäuser eine Woche bis 14 Tage später beheizt werden. Sommerblumen wollen es bei der Anzucht sehr warm haben“, so Hofmüller. Züchter bieten Sorten an, die auch bei kühleren Temperaturen gut gedeihen. Für den erfahrenen Gärtner ist hier ein Umdenken nötig. „Der Produzent hat sein Glück selbst in der Hand. Mit neuen Ideen oder Sorten kann man Krisen meistern.“

Versorgung sichergestellt

Hofmüller berichtet von regionalen Betrieben, die für den Großhandel produziert haben. Hier reduzierten manche die Produktion, andere werden sie gänzlich einstellen. „Die Marge ist zu gering. Mit höheren Energie-, aber auch Lohnkosten, die auf uns zukommen, geht sich das nicht mehr aus.“ Eine Versorgungsknappheit wird auch hier nicht entstehen, da große Lebensmittelhändler nicht nur regional einkaufen. Sie haben bisher schon ihre Waren aus Norddeutschland oder den Niederlanden bezogen. Aufgrund des niedrigeren Lohnniveaus steigt das Interesse an Produkten aus Ungarn, Slowakei und Polen. Bei langen Transportwegen spielen natürlich Spritpreise, aber auch fehlende LKW-Fahrer, eine Rolle. „Kleinstrukturierte Gärtnereien haben den Vorteil, dass sie sehr breit aufgestellt sind. Sie können die Versorgung der Region garantieren. Aber es ist extrem wichtig, sich für den regionalen Produzenten zu entscheiden“, betont Landesgärtner Hofmüller. „Als regionale Produzenten können wir die Bevölkerung mit Waren versorgen. Regionalversorger sind untereinander gut vernetzt. Das trägt zum Ausgleich von Über- und Unterproduktionen bei.

Geduldiger sein

Im branchenfremden Handel wird es möglicherweise im Februar noch keine Gurken- oder Salatpflanzen geben. Hier zitiert Hannes Hofmüller ein altes Sprichwort:

„Bau mi im Aprü, komm i, waun i wü. Bau mi im Mai - kumm’ i glei“

Also ist im Frühling 2023 vielleicht etwas mehr Geduld gefragt und das Wissen eingefleischter Hobbygärtner, die Eismänner Mitte Mai abzuwarten.

Zur Sache

Die zuletzt massiv angestiegenen Energie- und Stromkosten belasten alle, vom einzelnen Konsumenten, über den Verarbeitungsbetrieb bis hin zum Urproduzenten, dem bäuerlichen Unternehmer. „Es ist wichtig, dass nun eine Entlastung für die landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich auf den Weg gebracht wird. Dieses Paket in der Höhe von 120 Millionen Euro soll insbesondere den energieintensiven Betrieben, wie beispielsweise Obst- und Gemüsebau oder Veredelungsbetrieben, unter die Arme greifen. So sichern wir die Versorgungssicherheit in unserem Land“, betont Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Die zugehörigen Sonderrichtlinien sollen mit Ende Oktober präsentiert werden. Die Berechnungsgrundlage wird sich an dem bereits in Kraft getretenen Versorgungssicherheitspaket (Pauschalen) orientieren. Offen ist noch, ob die Unterstützung an der Abgabe eines Antragstellung des Mehrfachantrag (MFA)-Flächen gebunden ist oder auch eine Antragstellung möglich ist.

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