Corona-Virus
Gaspoltshofnerin in Hongkong: "Kaum mehr Leute ohne Gesichtsmaske"

Gaspoltshofnerin Eva Ögger lebt seit neun Jahren in Hongkong und berichtet: "Das tägliche Leben stabilisiert sich, jedoch sind wir nach wie vor vorsichtig und folgen noch immer die 'Best Practices' zur Hygiene und Gesundheit." | Foto: Michaela Giles
  • Gaspoltshofnerin Eva Ögger lebt seit neun Jahren in Hongkong und berichtet: "Das tägliche Leben stabilisiert sich, jedoch sind wir nach wie vor vorsichtig und folgen noch immer die 'Best Practices' zur Hygiene und Gesundheit."
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Die Gaspoltshofnerin Eva Ögger lebt und arbeitet seit 2011 in Hongkong. Mit der BezirksRundschau spricht sie über die Corona-Virus-Situation in ihrer Wahlheimat.

Frau Ögger, Sie sind seit fast zehn Jahren in Hongkong. Wie ist die derzeitige Stimmung dort?
Ögger:
Durch die geographische Nähe von Hongkong zu China (Wuhan), waren wir natürlich eine der ersten Städte die vom Virus betroffen waren. Bei uns fing es Mitte Jänner an. Jeder war selbstverständlich sehr aufgeregt und nervös, jedoch haben sich die Auswirkungen (im Moment, im internationalen Vergleich) stark in Grenzen gehalten. 

Wie ist die Stimmung in Hongkong?
Alles in allem gehts in Hongkong langsam wieder bergauf. Das tägliche Leben stabilisiert sich, jedoch sind wir nach wie vor vorsichtig und folgen noch immer die „Best Practices“ zur Hygiene und Gesundheit. Wir sind schon fast ein bisschen "erschöpft und gelangweilt", da wir sind ja nicht nur seit Anfang Jänner mit dem Virus betroffen sind. Bei uns gabs vorher, seit Juni 2019 auch die Proteste – wir sind schon fast zehn Monate in „Belagerungsstimmung“, und hoffen, dass bald wieder Ruhe und Normalität einkehrt.

Wie ist Ihr Kontakt nach Hause in Gaspoltshofen?
Als sich der Virus im Jänner ausgebreitet hat, sind viele „Expats“ (Auswärtige, Anm. d. R.) aus Hongkong weggegangen und haben sich Richtung Europa und USA „gerettet“. Mittlerweile kommen aber alle wieder zurück, weil es im Moment in Hongkong wirklich am Sichersten und Besten zu leben ist. Persönlich mache ich mir jetzt viele Sorgen um meine Familie und Freunde zuhause in Österreich. Ich bekomm fast täglich Nachrichten: „Wie läufts bei euch? Wieviele Erkrankungen hast du denn im Freundeskreis? War es schlimm? Wie lang dauert das denn noch?“ Da versuche ich dann immer, ein bisschen gut Mut zuzusprechen, weil’s bei uns durchraus bergauf geht.

Welche Maßnahmen hat die Hongkonger Regierung zum Corona-Virus getroffen?
Generell gabs seit Anfang an keine offiziellen Ausgangssperren oder andere Vorkehrungsmassnahmen der Regierung. Die Regierung war ein bisschen spät dran zu handeln. Es hat ca. 1-2 Wochen gedauert (nach Ausbruch in China) bis die Grenzen zu China geschlossen wurden. Die Regierung hat dann auch viele der behördlichen Büros geschlossen und den Beamten gesagt zu Hause zu bleiben. Dies war aber das ganze Ausmass der Vorkehrungen.

Wie sieht es mit den Reisenden aus?
Innerhalb von Hongkong hat sich die Virusausbreitung in Grenzen gehalten und die Infektionsrate ist stabil und relativ niedrig. Der einzigen Anstieg an Erkrankungen kommt jetzt von „importierten“ Fällen, sprich Reisende aus Europe und USA die den Virus zurückbringen. Daher hat die Regierung mittlerweile auch Einreiseverbote und verpflichtende 14-tägige Quarantäne für alle Einreisenden vorgeschrieben. Jeder der sich unter Quarantäne befindet wird auch mittels Mobile App von den Behörden überwacht.

Wie gehen die Hongkonger mit der Situation um?
Ganz wichtig zu bemerken ist, dass viele asiatischen Länder und Gesellschaften, inkl. Hongkong, vieles bei der SARS Infektion in 2003 gelernt haben und wissen, wie man sich in solchen gesundheitsgefährdenden Situation zu verhalten hat. Die Einwohner in Hongkong sind sehr selbst-diszipliniert und haben sofort in „Krisenmodus“ umgeschalten. Soziales Distanzieren (social distancing) wurde automatisch von jeder einzelnen Person angenommen, ohne dass die Regierung das verpflichten musste.*

Wie gestaltet sich das im Alltag?
Als wir von den ersten Fällen in China/Hongkong gehört haben, haben ca. 10% der Hongkonger Bevölkerung angefangen Gesichtsmasken zu tragen, wenn sie ausserhalb der eigenen vier Wände unterwegs sind. Binnen kürzester Zeit ist das dann auf 90% oder mehr angestiegen. Mittlerweile sieht man kaum mehr Leute ohne Maske. Hier muss man auch erwähnen, dass in Hongkong generell Masken getragen werden, sobald jemand erkrankt ist, oder in eine Risikogruppe fällt. Es ist ganz normal und wird nicht schief angesehen. In der jetzigen Situation wird man eher schief angesehen, wenn man keine Maske trägt. Das Tragen von Gesichtsmasken ist besonders jetzt nicht nur gesundheitlich sonder auch kulturell bedingt und ein Zeichen von Respekt, dass man die Gesundheit anderer Leute berücksichtigt.

Da gab es sicher Engpässe in den Supermärkten ...
Mit dem starken Anstieg der Nachfrage nach Masken und Hygieneartikel, gabs natürlich in kürzester Zeit Warenmangel. Gesichtsmasken waren ausverkauft, oder nur erhältlich zu hohem Aufpreis. Gleichweise waren Toilettenpapier, Handreinigungsmittel, Haushalts-Bleichmittel, und alkohol-basierte Reinigungstücher und -mittel schnell ausverkauft. Es hat etwa zwei Wochen gedauert, bis die Supermärkte wieder zum Normalzustand zurückkehrten.

Wie zeichnet sich die Corona-Situation im Berufsleben ab?
Bezüglich Home Office gab es auch keine Richtlinien. Firmen haben das nach eigenem Ermessen eingeführt. Generell haben wir in Hongkong eine sehr gute Infrastruktur, Internetverbindung etc., daher arbeiten viele Menschen sowieso zuhause. Für die Leute, die jedoch im Büro arbeiten, wird von vielen Firmen geraten bzw. vorgeschrieben, dass Mitarbeiter nur mit Gesichtsmaske im Büro arbeiten. Man muss Fieber bzw. Temperatur messen, bevor man überhaupt ins Büro kommt. Es wird geraten, sich von anderen fernzuhalten, keine Team-Mittagessen etc. Aber jeder verfolgt da seine eigenen Massnahmen.

In Österreich mussten zum Beispiel Restaurants und Hotels bereits schließen ...
Gastronomie, Hotellerie und Tourismus leiden enorm. Schon seit mehr als neun Monaten gibts in Hongkong Ausnahmezustand – zuerst mit den Protesten, jetzt mit dem Virus. Der Preis für Hotelübernachtungen ist extrem gefallen, daher machen jetzt auch viele Leute „Staycations“ – sprich ein lokaler Kurzurlaub im heimischen Hotel.

In österreichischen Schulen wurde bereits auf digitales Lernen mit Online-Plattformen oder WhatsApp-Gruppen umgestellt. Wie sieht es in Hongkong aus?
Schulen wurden auch sehr bald geschlossen. Ursprünglich wurden sie nur für zwei Wochen bis Mitte Februar geschlossen, das wurde verlängert bis März, und nun bis Ende April. Viele Schüler haben jetzt online Unterricht und müssen sich täglich über Videokonferenz einwählen. Da gabs dann auch einzelne Meldungen, dass manche Schulen vorgeschrieben haben, dass Schüler nicht im Pyjama teilnehmen sollen, weil Diszplin muss sein.

*Nachtrag: Seit dem Interview mit Eva Ögger, das am 18. März geführt wurde, hat sich in der Zwischenzeit einiges getan. "Durch die vielen 'importierten' Coronafälle gibts jetzt auch einen Anstieg an Infektionen, und es werden offizielle Maßnahmen gesetzt zum Sozialen Distanzieren", informiert Ögger am 27. März.

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