Gebärdensprach-Dolmetscherin und Logopädin

Carina Oberndorfer zeigt die Gebärde für "Schriftlicher Bericht" | Foto: Wolfgang Kerbe/BezirksRundschau
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GRIESKIRCHEN. Carina Oberndorfer hat die Ausbildung zur Gebärdensprach-Dolmetscherin absolviert und erweitert dadurch auch die Möglichkeiten ihrer logopädischen Praxis. Nach der Volks- und Hauptschule in Bad Schallerbach und der Handelsakademie in Wels absolvierte sie die Ausbildung zur Logopädin am Medizinischen Ausbildungszentum des AKH Linz (heute Uni-Klinikum). "Ich bin bereits in jungen Jahren auf Gebärdensprach-Dolmetschungen in den Medien aufmerksam geworden, was mich damals schon fasziniert hat", erzählt Oberndorfer. "Ich verstand damals aber nur wenige Gebärden, zum Beispiel solche mit einer sehr hohen Bildhaftigkeit. Im Zuge meiner Ausbildung zur Logopädin kam ich erneut in Kontakt mit der Österreichischen Gebärdensprache. Während des Studiums wurde ich zunehmend mit Themen wie Gehörlosigkeit, Schwerhörigkeit und möglichen Kommunikationsformen konfrontiert. Später dann im Berufsalltag gab es wiederholt Begegnungen mit gehörlosen Personen. Die Kommunikation in Gebärdensprache begeisterte mich nach wie vor. Es fehlte mir aber eindeutig an Gebärdensprachkompetenz, wodurch ich für mich persönlich das Gefühl erhielt, an kommunikative Grenzen zu stoßen. Diese Barrieren wollte ich nicht akzeptieren.

Barrierefreiheit in der Kommunikation

"Vor allem in der Kommunikation ist Barrierefreiheit wichtig," betont Carina Oberndorfer. "Das Recht auf Kommunikation und Interaktion sollte jeder haben und dabei auch bestmöglich unterstützt werden," ergänzt sie. Die Logopädin kam anschießend nach Wien an ein Zentrum für Entwicklungsförderung im 22. Bezirk. Dort arbeitete sie mit Kindern mit Sprachentwicklungsverzögerungen und bemerkte, dass betroffene Kinder Gebärden gut aufnehmen und u.a. die Lautsprachentwicklung damit gefördert werden kann. Oberndorfer beherrschte zu diesem Zeitpunkt nur einige Grundbegriffe der Österreichischen Gebärdensprache. Am Sprachenzentrum der Universität Wien besuchte sie berufsbegleitend erste Gebärdensprachkurse bei einem Native-Speaker, einem gehörlosen Kursleiter. Dieser entfachte endgültig die Begeisterung für Kultur und Sprache gehörloser Personen. "Das brachte mich schließlich zur Gebärdensprach-Dolmetsch Ausbildung nach Linz, " schildert Oberndorfer.

Dreijährige Vollzeit-Ausbildung

Der Träger der Fachausbildung Gebärdensprachdolmetschen ist der Landesverband der Gehörlosenvereine Oberösterreich. Finanziert wird die Ausbildung aus dem Sozialressort des Landes Oberösterreich. "Die Ausbildung ist sehr praxisorientiert. Man steht dabei in engem Kontakt mit der Gehörlosen-Gemeinschaft, mit Institutionen und Vereinen. Auf diese Weise können erste kulturelle und kommunikative Erfahrungen innerhalb der Gemeinschaft gesammelt werden. Im ersten Jahr der Ausbildung liegt der Schwerpunkt auf dem Erlernen der Österreichischen Gebärdensprache. Anders als bei gesprochenen Sprachen wird hier die visuell-räumliche Wahrnehmung stark beansprucht. "Die beste Möglichkeit die Sprache zu erlernen, bestand darin, sich direkt mit Mitgliedern der Gehörlosen-Gemeinschaft zu unterhalten und von Native Speakern zu lernen," meint Oberndorfer. Im zweiten Jahr gibt es dann erste Dolmetsch-Vorübungen. Von der Zusammenfassung von Texten, über die wortgetreue bis hin zur sinngemäßen Wiedergabe, die leicht zeitversetzt erfolgt, führt der Weg hin zu Übungen mit Videos in Gebärdensprache. Hier gibt es ein reiches Archiv, das dazu dient, die Übertragung des Sichtbaren ins Hörbare zu trainieren. Im dritten Jahr gibt es dann viel an Dolmetsch-Praxis und die Dolmetscher lernen, das Gesagte in realen Alltagssituationen in den kulturellen Hintergrund einzubetten. Ein Ausgangstext in einer Sprache wird in einen Zieltext in einer anderen Sprache umgewandelt. In der Begleitung von geprüften Gebärdensprach-Dolmetscher während der Ausbildungszeit und schließlich in eigener Arbeit werden die Dolmetschfertigkeiten stetig weiter ausgebaut.

Talent und regelmäßiges Üben

Was braucht man für diesen Beruf? "Ich denke, am Wichtigsten ist das Interesse am Kontakt mit der Gehörlosen-Gemeinschaft, zusätzlich ist eine gewisse sprachliche Begabung beziehungsweise das Interesse an Sprachen von Vorteil, wie auch die Neugier und die Bereitschaft, sich laufend in diverse neue Themengebiete einzuarbeiten. Darüber hinaus bedarf es einer regelmäßigen Übung und einer stetigen Reflexion. "Für mich war es zusammenfassend sehr bereichernd, eine weitere Form der Kommunikation kennen zu lernen. In gebärdensprachigen Unterhaltungen sind nicht bloß manuelle Komponenten wie die Hände beziehungsweise die Handform und –bewegung relevant, sondern auch nicht-manuelle-Komponenten wie die Ausrichtung des Oberkörpers, der Schultern, des Gesichtes, der Einsatz der mimischen Muskulatur sowie das Mundbild, wie auch die Verwendung des Gebärdenraums (ein definierter Raum vor dem Oberkörper). All diese Komponenten sind Teil der Grammatik. Ich bin sehr glücklich darüber, die Fachausbildung besucht und die Gehörlosengemeinschaft und –kultur kennengelernt zu haben. Allgemein darüber, diesen Weg eingeschlagen zu haben, weil er viele Begegnungen eröffnet hat, die für mich nicht nur in fachlicher, sondern auch in zwischenmenschlicher Hinsicht sehr wertvoll und bereichernd waren.

Logopädie und Gebärdensprache

"Mein Wunsch ist es, die beiden Felder der Logopädie und der Gebärdensprache noch besser miteinander verbinden zu können." sagt Oberndorfer abschließend. "Sprach- und kommunikationsfördernde Angebote unter Einbeziehung der Gebärdensprache zu schaffen, sei auch für das Fachgebiet der Logopädie wichtig, meint sie. An der Arbeit als Gebärdensprach-Dolmetscherin, der sie neben der logopädischen Praxis nachgeht, begeistern sie ein barrierefreier Zugang zu Kommunikation sowie die vielen unterschiedlichen Begegnungen und Weiterbildungsmöglichkeiten, die mit dem Beruf einhergehen.

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