75.000 zusätzliche Pfleger erforderlich
"Umdenken in der Pflege ist nötig"

Männliche Pflegekräfte sind derzeit rar gesät. | Foto: Michael Charwat für das Institut Hartheim
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  • Männliche Pflegekräfte sind derzeit rar gesät.
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Schon vor Corona mangelte es an qualifizierten Pflegekräften. Die Pandemie verschärft die Lage weiter.

BEZIRKE. Wir werden immer älter – und pflegebedürftiger. Das war schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie bekannt und erfordert österreichweit bis 2030 rund 75.000 zusätzliche Pflegekräfte. Gleichzeitig werfen immer mehr Pfleger aufgrund der Mehrbelastung in der Krise das Handtuch. Der Personalmangel wirkt sich nun auf regionale Betreuungseinrichtungen aus: "Stellen sind länger ausgeschrieben, es gibt nur wenige Bewerber", so Markus Lasinger, Geschäftsführer von assista Altenhof, und Claudia Neuhuber-Schlesinger, assista-Bereichsleiterin Wohnen.
Auch das Institut Hartheim befindet sich stets auf der Suche nach Verstärkung.

Familienfreundliche Bedingungen schaffen

Dabei bemühen sich die beiden Einrichtungen um ein angenehmes Arbeitsklima und sehen von 12-Stunden-Schichten ab – zehn Stunden sind das Maximum. Die Mitarbeiter profitieren von der flachen Hierarchie, der Mitgestaltung bei Arbeitsabläufen und Dienstplänen sowie von den Fortbildungen. Und diese Maßnahmen werden belohnt: Von einer coronabedingten Kündigungswelle kann etwa bei assista Altenhof keine Rede sein. "Wer einmal bei uns arbeitet, der bleibt auch", weiß Lasinger. Sandra Wiesinger, Geschäftsführerin des Instituts Hartheim, merkt an: "Im Institut Hartheim haben wir engagierte und verlässliche Mitarbeiter, die gerade in schwierigen Phasen weit mehr leisten, als man erwarten darf. Dafür können wir gar nicht genug danken. Wir sind stets bemüht, uns erkenntlich zu zeigen." So bietet das Institut besonders familienfreundliche Arbeitszeitmodelle an.

Corona-Quarantäne belastet Personal und Pflegebedürftige

Doch allen Bemühungen der regionalen Institute zum Trotz stoßen die Pflegekräfte an ihre Belastungsgrenze: Neben den Corona-Schutzmaßnahmen gestaltet sich vor allem die Quarantäne von Pflegebedürftigen mit dem Corona-Virus herausfordernd. Diese verstehen die Maßnahme aufgrund von Mehrfachbeeinträchtigungen oftmals nur schwer.

Politik gefordert

Für all seine Mühen erhält das Personal am Ende des Monats nur einen mageren Lohn. Das ist Wiesinger bewusst, aber: "Bei der Bezahlung sind wir kollektivvertraglich gebunden." Sie appelliert an die Politik: "Betreuung darf etwas kosten – es braucht eine faire Entlohnung für gute Arbeit. Das Individuum muss weiterhin im Zentrum der Pflege stehen. Es wäre fatal, wenn Österreich sein hohes Pflegeniveau aus Kostengründen nach unten schraubt." Lasinger erwartet sich eine Aufwertung des Berufs: "Wir müssen die Pflege kreativ umdenken. Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie braucht es alternative Arbeitszeitmodelle." Zudem möchten Pfleger im politischen Diskurs zu Wort kommen. Häufig treffen Politiker Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg. Lasinger und Neuhuber-Schlesinger ergänzen: "Die berufsbegleitende Pflegeausbildung stellt Quereinsteiger vor große finanzielle Hürden. Hier ist Entgegenkommen notwendig." Wichtig seien zudem alternative Wohnangebote für Pflegebedürftige sowie eine Verknüpfung und Ausweitung von mobilen Diensten und persönlicher Assistenz.

Zur Sache

Eine Studie der Gesundheit Österreich GmbH zeigt: 2019 waren rund 127.000 Personen österreichweit in der Pflege beschäftigt. Mehr als die Hälfte davon arbeitete in Krankenhäusern, der Rest in stationärer und mobiler Pflege.

Die Pflege ist weiblich: 85 Prozent des Pflegepersonals sind Frauen. Rund ein Drittel ist älter als 50, geht also voraussichtlich bis 2030 in Pension.

Zugleich wird ein kräftiger Anstieg der Pflegebedürftigen prognostiziert: 2030 werden 330.000 (+ 45 %) über 85-Jährige in Österreich leben, während der Anteil der Erwerbsfähigen von 62 auf 57 Prozent der Bevölkerung sinken wird.

In Summe errechnete die Studie vor der Corona-Krise: 75.700 Personen müssen bis 2030 in den Pflegeberuf einsteigen, um den wachsenden Bedarf und die Pensionierungen zu decken.

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