Klinikum Grieskirchen
Von Tablet bis Live-Schaltungen – so lernen Kinder heute im Krankenhaus

Werke der jungen Patienten werden im Jänner und Februar 2020 im Foyer des Klinikum-Standorts Grieskirchen ausgestellt. | Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen / Nik Fleischmann
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  • Werke der jungen Patienten werden im Jänner und Februar 2020 im Foyer des Klinikum-Standorts Grieskirchen ausgestellt.
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In der Heilstättenschule am Klinikum-Standort Grieskirchen wird Kindern und Jugendlichen in Krankheitsphasen und Krisensituationen durch die Unterrichtsgestaltung ein Stück Normalität zurückgegeben.

GRIESKIRCHEN. Fällt ein Kind aufgrund einer Erkrankung länger in der Schule aus, soll es dadurch nicht zwangsläufig den Anschluss im Unterricht verpassen. In den Heilstättenschulen, die direkt in den Krankenhäusern untergebracht sind, wird an die spezielle Situation der Kinder angepasster Unterricht abgehalten. Digitale Medien kommen dabei verstärkt zum Einsatz. Um den Heilungsprozess nicht als eine Phase der Isolation von Gleichaltrigen zu erleben, bilden sie für die jungen Patienten eine Brücke in den Alltag.

Am Department für Psychosomatik für Säuglinge, Kinder und Jugendliche am Klinikum-Standort Grieskirchen finden junge Patienten, welche zum Beispiel an den körperlichen und psychischen Auswirkungen von außergewöhnlichen Belastungen, Essstörungen oder Trennungs- und Verlustängsten leiden, Hilfe und Unterstützung. Je nachdem, ob es sich um eine Abklärungsphase oder einen Therapieaufenthalt handelt, kann die Aufenthaltsdauer bis zu acht Wochen dauern, vor allem bei Essstörungen auch länger.

Live-Schaltungen und Sprachlernprogramme

Die schulische Betreuung im Krankenhaus wird in Kooperation mit der eigentlichen Stammschule organisiert. „Der Einsatz von neuen Medien hat sich hier bewährt, zum Beispiel bei Live-Schaltungen direkt ins Klassenzimmer oder beim Einsatz von Sprachlernprogrammen für Oberstufenschüler“, erklärt Karin Tikal. Als Lehrerin und Kunsttherapeutin unterrichtet sie in der Grieskirchner Heilstättenklasse. Die Initiative „IICC“ (Ill and Isolated Children Connected), unterstützt vom Land OÖ und dem Bundesministerium für Unterricht Kunst und Kultur, versorgte bereits ab 2006 die Klinikum-Schule mit den notwendigen Devices und einer Einbindung ins Schulnetz.

Ein besonderer Schwerpunkt wurde auch auf künstlerisches Gestalten und Präsentationsformen im Krankenhaus gelegt. Im Fokus stehen dabei digitale Fotografie und Video, diverse Applikationen für musikalische und bildnerische Erziehung sowie Moodle. Tablet und iPad helfen dabei, Schule und Krankenhaus zu vernetzen. So kann Lernen trotz Krankenhausaufenthalt gelingen und die Kommunikation zu Freunden reißt nicht ab. „Kinder und Jugendliche sollen das Gefühl haben: ‚Ich gehör dazu, ich bin sozial erwünscht, ich kann meinen Platz wieder finden …“, so Tikal.

In den Unterricht eingebunden

Bereits ab dem ersten Krankenhaustag ist der junge Patient in den Unterricht miteingebunden, außer die Erkrankung lässt es nicht zu. Dies gilt sowohl für schulpflichtige als auch ältere Schüler. Der Lernstoff für die Schüler im Krankenhaus kommt von der Stammschule. „Auch bei Schulabsentismus versuchen wir wieder zu integrieren. Außerhalb der realen Schulmauern gelingt das recht gut. Es wird dann durchaus hinterfragt, ob die Stammschule die richtige ist oder ob nicht ein Wechsel von Vorteil wäre“, erklärt die Lehrerin.

„Neben der Schulvermeidung gibt es auch gegenteilige Extremfälle: Schüler, die zu gerne lernen und stets perfekt sein wollen. Dies trifft insbesondere auf anorektische Patientinnen zu. Wir versuchen, diesen hohen Lernstress zu reduzieren, indem Lerntempo und Lernmenge reduziert und Pausen eingelegt werden. Hier in Grieskirchen gelingt es gut, den Weg zurück in die Normalität zu finden.“

Gemeinsam mit den Heilstätten- und Stammschullehrern, den behandelnden Ärzten, Pflegepersonal, der klinischen Psychologie und der Sozialen Arbeit werden mit den Eltern Helferkonferenzen abgehalten. Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt für die Rückkehr in die Schule zu finden. Die gut vorbereitete Entlassung beinhaltet erste Schulprobetage in der Stammschule und nimmt Rücksicht auf die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen zur Rückkehr in der sogenannten Übergangsphase.

Medienumgang gemeinsam üben

In Hinblick auf einen problematischen Umgang mit der digitalen Welt ist die Herausforderung, den vernünftigen Medienumgang gemeinsam zu üben. „Die Jugendlichen müssen wieder ein gesundes Gespür dafür entwickeln, was ihnen gut tut oder was sie überfordert“, so Tikal. „Aussparen und weglassen können wir die Medien nicht.“ Abgesehen vom strukturierten Einsatz der neuen Medien ist der Einsatz der Devices, insbesondere der unkontrollierte Einsatz der Handys, im Unterricht der Heilstättenschule nicht erlaubt. Von Anfang an sollen Eltern ihre Kinder beim Umgang mit den Medien begleiten und richtig einschätzen.

„Generell ist es eine große Herausforderung, mit den Kindern und der Medienentwicklung mitzuwachsen“, unterstreicht die Pädagogin. „Man muss die Kinder auch selbst erklären lassen, was sie da eigentlich machen, manchmal kritisch hinterfragen, ist das überhaupt sinnvoll? Das braucht genau so viel Zeit, wie früher das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel. Diese Verantwortung kann man nicht abgeben.“ Wichtig im Medienumgang: „Bleiben Sie in Beziehung zu Ihrem Kind! Und bitte nicht vergessen: Der Medienkonsum der Eltern hat Vorbildwirkung auf die Kinder.“

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