Wie der Geist dem hohen Alter trotzt
Einsamkeit beschleunigt das Altern. Wer stets soziale Kontakte pflegt, kann Alzheimer vorbeugen.
BEZIRK. Das Gehirn ist ein Muskel. Untrainiert schwindet er, und es kommt zu geistiger Schwäche. Um dem vorzubeugen, ist es laut Martina Eder wichtig, laufend soziale Kontakte zu pflegen und Gespräche zu führen. "Wer nicht spricht, dessen Wortschatz verkleinert sich. Das kann zu Vereinsamung und Alzheimer führen", sagt die Trainerin des Non-Profit-Projektes SelbA (Selbstständig im Alter). Sie betreut in Haag/Hausruck und Geboltskirchen Gruppen zu jeweils durchschnittlich 15 Personen. Mit diesen führt sie körperliche und mentale Übungen durch: "Wir stellen die vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen eines jeden Teilnehmers in den Vorder- und seine Probleme in den Hintergrund. Es gibt niemals einen Wettbewerb bei den Übungen." Die Teilnehmer sind zumeist zwischen 65 und 86 Jahren alt, teilweise auch älter, und befinden sich bei SelbA unter Gleichgesinnten.
Knifflig und anspruchsvoll
"Sie sprechen untereinander über Themen, über die sie sonst mit keinem reden können. Hier werden sie verstanden. Man kann Kontakte knüpfen und lernt Leute mit gleichen Sichtweisen kennen. Sie finden Verständnis und Aufmunterung", führt Eder fort. Es spielt keine Rolle, welchem Glauben sie angehören. Beim Geschlecht ist die Aufteilung in der Gruppe jedoch alles andere als ausgeglichen: "Der Frauenanteil macht gefühlt 95 Prozent aus. Männer in höherem Alter sagen oft, sie brauchen das ja eh nicht." Dabei kommt sogar so manch junger Geist ins Schwitzen, wenn er ohne Nachdenkzeit die Farbe aussprechen muss, in der eine andere Farbe geschrieben steht. Beispiel: Wenn das Wort "blau" in gelber Schriftfarbe geschrieben steht, ist die richtige Antwort "gelb".
Kreuzworträtsel zu eintönig
Dies lösen die SelbA-Teilnehmer in vielen Variationen und führen zusätzlich eine spezielle Bewegung aus, welche zur geschriebenen Farbe steht. "Da ist man selbst als Trainer gefordert", lacht Eder, die diese Übungen seit 1998 mitentwickelt. "Das Kurzzeitgedächtnis lässt im Alter als erstes nach. Und genau das kann man trainieren", gibt sie zu bedenken. Es genüge nicht, immer nur zuhause Kreuzworträtsel zu lösen. Da das zu eintönig sei, bekommen die Senioren auch Hausübungen.
Geist, Körper und Seele
"Wir wollen drei Bereiche abdecken: Übungen für Geist, Körper und Seele. Wir kriegen laufend Feedback, dass sich die Teilnehmer Namen besser merken und länger konzentriert sein können. Sie merken sich außerdem Gelesenes besser", ist Eder stolz. Die Teilnehmer bekämen mit dem Treffen eine Struktur in ihren Wochenablauf, was sie besonders positiv bewerten. Viele kommen zu SelbA, weil sie befürchten, an Alzheimer zu leiden. Dabei ist das oft nur Einbildung. Man muss ihnen klarmachen, dass auch Jüngere vergesslich sein können. Nähere Informationen und Anmeldung unter 0732/76103213.
Alle Fotos: Katholisches Bildungswerk
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