Mein eigener Chef sein
"Bin mit Kopf immer bei der Arbeit"

Florian Jetzinger ist 32 und wohnt in Hohenzell. Seit 2009 betreibt er sein Unternehmen Flosign.  | Foto: Jetzinger
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  • Florian Jetzinger ist 32 und wohnt in Hohenzell. Seit 2009 betreibt er sein Unternehmen Flosign.
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Der 38-Jährige Florian Jetzinger aus Hohenzell gründete 2009 sein Unternehmen Flosign in Pram. Wir haben mit ihm über persönliche Gründe und Herausforderungen der Selbständigkeit, Mitarbeitersuche und Zukunftspläne gesprochen.

BezirksRundschau: Sie sind seit 2009 selbständig. In welcher Branche sind Sie tätig?
Jetzinger: Gestartet habe ich als Schilderhersteller. Vor ungefähr einem Jahr wurde der Beruf aber in Beschriftungsdesigner und Werbetechniker umgetauft. Vor allem deswegen, weil es während der jüngsten Vergangenheit schwer war, Lehrlinge für den Beruf des Schilderherstellers zu begeistern.

Welche Produkte bieten Sie an? 
Unsere Kernkompetenzen drehen sich insbesondere um die Bereiche Außenwerbung und Beschriftungen. Egal, ob für Fahrzeuge oder Auslagen. Wir stellen auch Textildrucke, Aufkleber und Lasergravuren her.

Welchen Beruf haben Sie erlernt? Wo waren Sie vorher tätig?
Begonnen habe ich meine Karriere 1996 als Lehrling bei der Firma Krautgartner Druck in Ried im Innkreis. Nach der dreijährigen Ausbildung zum Schilderhersteller war ich bis 2006 Geselle im Bereich Werbetechnik. Anschließend habe ich in Wels eine Ausbildung für Mediendesign und Werbung. Mein Weg führte mich dann zur Firma GST in Antiesenhofen. Hier war ich für den Digitaldruck im Bereich Snowboarddesign zuständig. 2007 kehrte ich als Abteilungsleiter und Auftragsbearbeiter im Bereich Schilderhersteller zu Krautgartner Druck zurück.

Wann und warum haben Sie den Entschluss gefasst selbständig zu werden? 
Den Entschluss zur Selbsständigkeit fasste ich im Mai 2009. Einer der Gründe: Krautgartner musste damals Konkurs anmelden, wodurch ich meinen Job verlor. Zu dieser Zeit kam Mario Wassermair, Geschäftsführer von Europlan Wassermair, auf mich zu. Er bestärkte mich in der Entscheidung, mich selbständig zu machen und in seinem Betrieb einzumieten. Mario lernte ich als Kunde während meiner Zeit bei Krautgartner kennen. So bin ich ohne groß nachzudenken in die Selbständigkeit gewechselt – mit dem Wissen, dass ich mit Europlan einen starken Partner habe.

Wie ist es, sein eigener Chef zu sein?
Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es ist oft schwer, da ein Angestellter die Schwierigkeiten eines Chefs nicht sieht. Außerdem glauben viele der Angestellten, dass es als Chef immer 'super' und alles ganz einfach ist. Dass man immer wieder mit Zahlungsausfällen von Kunden und 'nicht so guten Jahren' zu kämpfen hat, siehen Angestellte selten.

Ich habe anfangs oft versucht, die Herausforderungen zur Seite zu schieben. Heute, zehn Jahre später, stelle ich mich den Herausforderungen mit all den Schwierigkeiten, die eine Selbständigkeit mit sich bringt. Wichtig war für mich der Kontakt zu anderen Unternehmern. Die bestätigten mir, dass sie vor ähnlichen Problemen standen und teilweise immer noch stehen.

Eine der größten Herausforderungen war sicherlich, dass ich Handwerker bin und zu wenig Einblick in den wirtschaftlichen Bereich hatte. Um auch diesen Herausforderungen gewachsen zu sein besuche ich Kurse.

Denken Sie heute anders über Chefs als damals als Angestellter?
Heute denke ich sicher anders als noch als Angestellter. Ich bekomme nun täglich mit, mit welchen Hürden man in der Selbständigkeit zu kämpfen hat. Es ist nicht selbstverständlich Urlaubs- und Weihnachtsgelder zu beziehen. Es gibt keine Krankenstände und man ist eigentlich zu jeder Uhrzeit mit dem Kopf bei der Arbeit. Auch der korrekte Umgang mit Mitarbeitern ist ein ständiger Lernprozess. Seitdem ich Vater geworden bin, ist die freie Zeiteinteilung, auf der anderen Seite, eine der Privilegien der Selbständigkeit.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Im Moment habe ich vier Mitarbeiter, davon sind zwei Lehrlinge. Die Chance, junge Leute bei ihrer Entwicklung zu unterstützen und zu fördern sind für mich zwei der schönsten Dinge in meinem Beruf und der Selbständigkeit.

Wie haben Sie nach ihnen gesucht?
Über Anzeigen beim Arbeitsmarktservice, Partnerschaften der Produktionsschule Ried im Innkreis und meinen Internetauftritt. Im Moment ist es durch die erwähnte Änderung des Berufsbilds wieder leichter junge motivierte Mitarbeiter für diesen Beruf zu begeistern.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie am Anfang Ihrer Selbständigkeit...

in Bezug auf die Gründung des Unternehmens?
Ich musste einige bürokratische Hürden überwinden. Vor allem in Bezug auf die Anmeldung des Gewerbes. Da ich keinen Meisterbrief hatte, musste ich etliche Nachweise zu den Verantwortlichen der Bezirkshauptmannschaft bringen. Hier wurde mir auch die Akademie für Mediendesign und Werbung sowie ein Arbeitszeugnis meines Chefs bei Krautgartner angerechnet. Dass ich dort bereits ein einer führenden Position tätig war, war ebenfalls ausschlaggebend für die Ausstellung der Gewerbeberechtigung.

in Bezug auf Kurse und Weiterbildungen?
Ich besuche regelmäßig Weiterbildungen, Schulungen und Kurse. So kann ich auf dem neuesten Stand zu bleiben, mich weiterentwickeln und erkenne meine Fehler als Chef. Dieses Jahr absolviere ich ein außerdem ein Unternehmensentwicklungsprogramm. Das Ziel: Ich möchte mein Wissen schärfen und meine Firma neu positionieren.

in Bezug auf Findung eines geeigneten Geschäftslokals und Kunden?
Ein Geschäftslokal war Dank der Mario Wassermair schnell gefunden. Durch meine vorherige Tätigkeit bei Krautgartner hatte ich zum Glück von Beginn an den einen oder anderen Kunden. Allerdings war und ist die Neukundengewinnung eine spannende Aufgabe. Vor allem in der Selbständigkeit ist das eine der schwierigsten Aufgaben – gerade weil es in der näheren Umgebung einige gute Marktbegleiter gibt.

Wie haben sie sie überwunden?
Mit viel Schweiß und Wille, der Hilfe sowie Unterstützung meiner Freundin, Eltern und Familie.

Wie hat sich Ihr Unternehmen seit 2009 entwickelt? Wie haben Sie sich seit 2009 entwickelt?
Anfangs ganz gut, dann habe ich nach zwei Jahren den ersten Lehrling eingestellt und gleich danach die ersten Mitarbeiter. Die damit verbundene Steigerung des Umsatzes war eine der schwierigsten Aufgaben.

Verbunden mit dem Wachstum wurde ich auch für größere Unternehmen interessant. Das führte dazu, dass ich einen Auftrag für eine der führenden Supermarktketten im Land annahm. Zu dieser Zeit hatte ich acht Angestellte. Wir waren sehr viel in Oberösterreich unterwegs. Der Umsatz ist zwar gestiegen, nicht jedoch der Gewinn. Aufgrund von Reklamationen und Zusagen der Verantwortlichen des Unternehmens, die dann aber nicht eingehalten worden sind, musste ich große Verluste in Kauf nehmen. Daher musste ich mich auch von Mitarbeitern trennen. Danach hatte ich einige Jahre mit den wirtschaftlichen Fehlern und meiner Selbstüberschätzung zu kämpfen. Auch verlor ich einige Kunden aus dem Kerngebiet, da die Zeit für deren Aufträge zu knapp war.

Heute, fünf Jahre später, konnten wir unsere Kunden mit und von unserer Arbeit wieder überzeugen. Wir freuen uns zudem über unsere Positionierung inmitten von Oberösterreich. Auch durch die Investition in ein neues Büro und eine größere Werkstattfläche erlebte mein Unternehmen in den vergangenen Jahren eine sehr positive Entwicklung.

Dazu kommt eine Veränderung meiner Lebensart. Ich hatte zu schwierigen Zeiten mit kompletter Überlastung zu kämpfen. Darüber habe ich leider nicht wirklich gesprochen. Heute versuche ich meine Gedanken ins Positive zu lenken um meine Ziele zu verwirklichen.

Welche Pläne haben Sie für Ihre Unternehmerzukunft? 

Das zehnjährigen Jubiläum feiern wir am 5. Juni ab 14 Uhr mit einem Tag der offenen Tür und einem kleinen Fest. Zudem werden wir unser Angebot erweitern. Gerade im Bereich Lasergravur gibt es eine positive Entwicklung. Außerdem lassen mitunter die Investition in neue Medien und eine neue Internetseite den Betrieb ständig wachsen. Mit der Neukundengewinnung haben wir uns größte Aufgabe für 2020 gesetzt.

Welche Pläne und Wünsche haben Sie für Ihre private Zukunft?

Ich wünsche mir Gesundheit für meine Familie, Freunde und Kunden. Außerdem saniere ich privat seit einiger Zeit einen Altbau in Hohenzell. Ich hoffe, dass sich meine Pläne verwirklichen lassen. Für mich selbst möchte ich die Balance zwischen Beruf, Freizeit und Familie finden. Da ich seit Kindheitstagen Fan der SV Ried 1912 bin, hoffe ich außerdem auf deren Aufsteig.

Florian Jetzinger ist 32 und wohnt in Hohenzell. Seit 2009 betreibt er sein Unternehmen Flosign.  | Foto: Jetzinger
Seit Kindertagen ist Jetzinger Fan der SV Ried 1912.  | Foto: Jetzinger
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