Arbeitsmarkt
Rekordbeschäftigung und hoher Fachkräftebedarf

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Die bevorstehende Pensionierungswelle der „Baby Boomer“ Generation, fehlende Lehrlinge und das steigende Freizeit-Bedürfnis sind große Herausforderungen und verschärfen die Situation am Arbeitsmarkt.

BEZIRKE GRIESKIRCHEN/EFERDING. Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist – trotz Corona und Ukrainekrieg – nach wie vor die größte Herausforderung für Oberösterreichs Unternehmen. Laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ) sind 87 Prozent der Betriebe betroffen, davon 73 Prozent sehr beziehungsweise eher stark. In 63 Prozent der befragten Unternehmen kam es zu Umsatzeinbußen aufgrund fehlenden Personals, da Aufträge abgelehnt oder storniert werden mussten. Laut Auskunft von Erhard Prugger, Abteilung Sozial- und Rechtspolitik der WKOÖ, ist der Arbeitskräftemangel besonders intensiv im Tourismus, am Bau, in der Herstellung von Waren, im handwerklich-technischen Bereich und im Transport- und Verkehrswesen. „Jeder vierte Betrieb hat auch ein Problem, Hilfsarbeitskräfte zu finden. Außerdem fehlen – und das gilt besonders für Grieskirchen und Eferding – Lehrlinge“, informiert Prugger. Die Anzahl der Beschäftigten hat in Oberösterreich erstmals die Zahl von 700.000 übertroffen.

Keine Entspannung in Sicht

Prugger geht von einer Verschärfung der Situation in vielen Bereichen aus. Er nennt dafür etwa die Pensionierungen der Baby-Boomer in den nächsten Jahren. „Zudem legt die Erbengeneration immer mehr Wert auf Freizeit. Das heißt sie möchte bewusst weniger arbeiten und nimmt dafür Gehaltsverluste durchaus in Kauf.“ Laut dem WK-Rechtsexperten betrifft der Arbeits- und Fachkräftemangel nicht nur die Betriebe, sondern alle. „Kunden zahlen höhere Preise und müssen länger auf ihr Produkt beziehungsweise die Dienstleistung warten. Die bestehende Mannschaft leidet unter Arbeitsverdichtung.“

Dynamischer Arbeitsmarkt

Laut Franz-Reinhold Forster, Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Grieskirchen, ist der Wettbewerb zwischen Betrieben, Branche und Regionen längst eröffnet. „ Der Trend geht hin zu einem Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt. Gehalt ist nicht alles. Unternehmen müssen flexibel sein, was Arbeitszeit und Arbeitsklima betrifft. Personalentscheidungen müssen rasch getroffen und allen Gruppen von Jobsuchende eine Chancen eröffnet werden“, beschreibt er die Situation. Er nennt es ein „fischen im ganzen Teich, um die Chance auf motivierte Arbeitskräfte zu erhöhen“. Den regionalen Arbeitsmarkt im Bezirk Grieskirchen nennt Forster sehr dynamisch. „Die Zahlen zum Monatsende sind nur Momentaufnahmen. 4.115 Zu- und 4.751 Abgänge in beziehungsweise aus der Arbeitslosigkeit, 4.754 Stellen- und 431 Lehrstellenmeldungen sowie 4.711Besetzungen im Jahr 2021 geben ein viel realistischeres Bild der Bewegung an Arbeitsmarkt dar“, so der AMS-Bezirksstellenleiter. Er geht davon aus, dass rund 50 Prozent mehr Stellen offen als beim AMS gemeldet sind.

Arbeitskräftepotenzial ausschöpfen

Forster zählt Frauen, Ältere, Ungelernte, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Arbeitslose, Migranten, Auspendler und wechselbereite Arbeitskräfte als Gruppen mit dem größten Arbeitskräftepotenzial auf. WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer setzt ebenfalls auf bestimmte Potenzialgruppen, um den Fach- und Arbeitskräftemarkt zu lindern. „Auch wenn die Arbeitslosigkeit erfreulicherweise weiter sinkt, können – mit den richtigen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen – gerade jetzt weitere Arbeitssuchende in eine Beschäftigung gebracht werden. Oft fehlen die Arbeitsanreize beziehungsweise ist die Differenz zwischen Arbeitslosengeld und Einkommen aus regulärer Beschäftigung viel zu gering, weshalb wir auch gegen eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes sind. Auf der anderen Seite müssen auch Betriebe Konzessionen machen. Hier empfehlen wir Arbeitserprobungen, die in jedem zweiten Fall zu längerfristigen Dienstverhältnissen führen.“ Erhard Prugger sieht „Reserven“ bei Frauen, sofern es gelingt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiterzuentwickeln und nennt ältere Arbeitnehmer „einen Schatz, den es zu heben gilt.“ Die WKOÖ setzt auch auf eine Optimierung der Berufsorientierung. „Viel zu viele junge Menschen treffen falsche Berufsentscheidungen und werden in ihrem Job nie wirklich glücklich. Viele Beispiele aus der Praxis zeigen zudem, dass gut ausgebildete Fachkräfte beziehungsweise Selbständige die Nase gegenüber Maturanten und Akademikern schon längst vorne haben“, so Prugger.

Menschen in Beschäftigung bringen

Längst geht es nicht mehr nur um einen Fachkräftemangel, sondern um einen Fach- und Arbeitskräftemangel. „Es geht auch darum, Langzeitbeschäftigungslose wieder in Beschäftigung zu bringen“, so Franz-Reinhold Forster. Die WKOÖ entwickelt ein spezielles Modell einer Wiedereingliederungsteilzeit für Langzeitarbeitslose. Diese soll den schrittweisen Wiedereinstieg von Personen ermöglichen, die nicht mehr 100 Prozent ihrer Leistung abrufen können. „Das schaffte eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, so Prugger. Laut Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner sei die Entwicklung bei den Langzeitbeschäftigungslosen positiv: „Hier gibt es aktuell nicht nur um 4.339 weniger oder Minus 37,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, sondern mit 7.318 sogar weniger als im Juli 2019 mit 8.004, also vor der Corona-Krise.“

Pakt für Arbeit & Qualifikation

Laut Achleitner brummt der Wirtschaftsmotor in Oberösterreich. „Die stabile Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird sich in unserem Bundesland weiter fortsetzen, trotz äußerer Einflussfaktoren wie die Energieknappheit, die Teuerung und die zu erwartende Abkühlung der Konjunktur. Wir setzen daher weiterhin auf Qualifizierung als Schlüssel sowohl im Kampf gegen Arbeitslosigkeit als auch zur Abdeckung des zunehmenden Fachkräftebedarfs“, betont Oberösterreichs Wirtschafts-Landesrat. Der „Pakt für Arbeit und Qualifikation für Oberösterreich“ wurde 2022 mit einem Rekordbudget ausgestattet. Es stehen 350 Millionen Euro für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung, um Menschen für jene Jobs zu qualifizieren, für die dringend Fachkräfte gesucht werden. Die Zielgruppen der Maßnahmen und Projekte sind vor allem Jugendliche, Frauen, Ältere, Menschen mit Migrationshintergrund und mit Beeinträchtigungen. Zudem gibt es Initiativen, um auch Fachkräfte aus dem Ausland für Oberösterreich zu gewinnen und so den qualifizierten Zuzug nach Oberösterreich zu fördern. Etwa durch die Verbesserungen bei der Rot-Weiß-Rot-Karte oder dem Talent Attraction Programm – Welcome2Upper Austria Services.

Arbeitslosigkeit sinkt weiter

Ende Juli 2022 waren in Oberösterreich 27.704 Arbeitslose vorgemerkt. Das entspricht einem Rückgang von 4.849 Arbeitslosen beziehungsweise  minus 15,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote betrug in Oberösterreich im Juli 3,7 Prozent – österreichweit im Vergleich bei 5,6 Prozent. „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit betrifft erfreulicherweise alle Altersgruppen: Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen ist im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 341 oder -9,1 Prozent auf 3.389 zurückgegangen. Die Arbeitslosigkeit bei den über 50jährigen ist im Vergleich zum Juli 2022 um 1.868 oder -17,1 Prozent auf 9.067 Personen gesunken“, hebt Achleitner hervor.

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