WKO-Obmann Luger
"Unternehmer müssen jetzt stark vertreten werden"

Das Amt als Bezirksvorsitzender der Jungen Wirtschaft übergibt Luger an seine Stellvertreterin Sandra Mitter. | Foto: Andreas Maringer
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  • Das Amt als Bezirksvorsitzender der Jungen Wirtschaft übergibt Luger an seine Stellvertreterin Sandra Mitter.
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Seit Anfang des Jahres ist Tobias Luger neuer Obmann der WKO Eferding. Wir haben ihm zum Interview gebeten: Wie bewertet er den Rücktritt seines Vorgängers und welche Pläne hat er für den Wirtschaftsstandort Eferding?

BEZIRK EFERDING. Am 20. Jänner wurde Tobias Luger zum neuen Obmann der WKO Eferding bestellt. Der 31-jährige tritt somit die Nachfolge von Christian Prechtl an, der im November seinen Rücktritt aufgrund von fehlender Unterstützung durch die Bundespolitik angekündigt hatte. Im Interview mit der BezirksRundSchau spricht der gebürtige Aschacher Luger darüber, warum er sich trotzdem an das Amt wagt und welche Wirtschaftsthemen er im Bezirk vorantreiben will.

Herr Luger, wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Sie nun Obmann der WKO Eferding sind?
Tobias Luger:
Da ich seit 2019 Bezirksvorsitzender der Jungen Wirtschaft Eferding bin, war ich seither ständig in Kontakt mit der WKO und Christian Prechtl, der uns immer tatkräftig unterstützt hat. Bei einer Veranstaltung der Jungen Wirtschaft ist er schließlich an mich herangetreten, aber ich brauchte erstmal natürlich Bedenkzeit. Es ist eine große Wertschätzung, gleichzeitig aber auch eine hohe Verantwortung, für die man Ressourcen braucht. Da mein Unternehmen aber gut läuft, kann ich mich auch mal herausnehmen und deshalb die Funktion übernehmen.

In Pandemiezeiten, die mitunter sehr herausfordernd für die heimische Wirtschaft sind, fällt die Entscheidung, das Amt zu übernehmen, vermutlich nicht so leicht?
Das stimmt. In so einer Krise zu übernehmen, ist nicht der beste Start. Gegenüber der WKO ist bei vielen Unternehmern Unmut da, das spürt man. Dazu muss man aber auch klar sagen: Wir sind nicht die Bundesregierung, sondern die regionale Unternehmer- und Wirtschaftsvertretung. Ich glaube, jetzt erst recht muss man den Ball aufnehmen und das Beste daraus machen, darauf schauen, dass die Unternehmer jetzt stark vertreten werden. Wenn niemand das Amt übernimmt, wäre das auch keine Lösung. Am Ende des Tages habe ich mir deshalb gedacht: Zweimal wirst du nicht gefragt – daher möchte ich die Chance nutzen.

Können Sie die Kritik, die Christian Prechtl bei seinem Rücktritt geäußert hat, nachvollziehen? Übernehmen Sie das Amt nun mit einem mulmigen Gefühl?
Im Falle von Christians Rücktritt ist zu berücksichtigen, dass es mehrere Gründe dafür gab. Die Branche, in der er tätig ist, war sehr stark von den Corona-Maßnahmen betroffen, obendrauf kam die Enttäuschung durch die Nicht-Vertretung durch den Bund. Er selbst hat aber immer gesagt, dass die Arbeit im Bezirk sehr positiv war, der Austausch und die gegenseitige Unterstützung in der Region super funktioniert haben. Aus meiner Tätigkeit bei der Jungen Wirtschaft kann auch ich sagen, dass man in so einer regionalen Plattform vieles bewegen kann. Mein Zugang ist daher: Ich konzentriere mich auf die Region. Ich möchte mir auf Landes- und Bundesebene schnell ein Netzwerk schaffen, damit ich im Sinne der Region und deren Unternehmerinnen und Unternehmer etwas bewegen kann. Die Herausforderungen sind sehr groß.

Wie ist es um den Wirtschaftsstandort Eferding bestellt? Welche Aufgaben erwarten Sie als WKO-Obmann?
Stark unter Druck sind speziell die Branchen Gastronomie und Tourismus und natürlich auch Teilbereiche des Handels, die durch die zahlreichen Lockdowns massiv betroffen waren.  Etwas allgemeiner möchte ich mich künftig Digitalisierungsthemen widmen, weil im ländlichen Raum wie Eferding viele Unternehmer skeptisch gegenüber der Digitalisierung sind, gerade was Social Media-Sichtbarkeit betrifft. Meine Aufgabe wird sein, diese Skepsis aufzulösen, weil sie nicht berechtigt ist, und die Unternehmer über die Fördermöglichkeiten aufzuklären. Heuer kommt etwa das Förderprogramm "Digital Starter 22" des Landes OÖ und der WKOÖ, das wirklich jeder nutzen sollte. Online ist keine Bedrohung, sondern eine Plattform, auf der "Kauf im Ort" weitergeführt werden kann.
Auch wir als Wirtschaftskammer Eferding haben online eine nicht wirklich hohe Sichtbarkeit. Da muss ich ansetzen, immerhin ist das das Steckenpferd unserer Firma Lemontec.

Sie haben auch angekündigt, sich mit dem Thema Arbeitswelt näher auseinandersetzen zu wollen. Inwiefern?
Als wir mit Lemontec im Dezember 2021 von Aschach nach Eferding übersiedelt sind, fiel uns auf, wie schwer die Suche nach einem neuen Standort sein kann. Es gibt viele Leerstände, in die Eigentümer nicht bereit sind zu investieren. Dabei birgt das große Chancen für den Wirtschaftsstandort Eferding. Ich möchte Eigentümer überzeugen, mehr Bereitschaft für die Schaffung von Raum für Unternehmer zu entwickeln. Das müssen keine großen Industriehallen sein, immerhin wird das Thema Freelancer immer stärker. Das heißt, gerade junge Unternehmen bestehen oft nur aus wenigen Personen. Denen muss man in der Region Raum bieten. Die Chancen dessen den Gebäudeeigentümern aufzuzeigen, wird unsere Aufgabe sein. Nicht zuletzt liegt mir außerdem das Thema Employer Branding am Herzen.

Worum geht es dabei genau?
Aktuell beschweren sich viele Unternehmer, dass sie keine Fachkräfte finden. Vielleicht müssen diese Unternehmer aber auch ihre Sichtweisen ändern. Für Mitarbeiter heutzutage zählen nämlich andere Werte – das Gehalt ist nicht entscheidend, viele von ihnen arbeiten außerdem nicht mehr bis an ihr Lebensende bei einer Firma. Das Stichwort lautet Wertschätzung, flache Hierarchien sind angesagt. Dafür möchte ich die Unternehmer in der Region sensibilisieren, aber das wird eines der schwierigsten Themen werden.

Was geschieht nun mit ihrer Funktion als Bezirksvorsitzender der Jungen Wirtschaft Eferding?
Meine bisherige Stellvertreterin Sandra Mitter von "MiMiMi & Friends" wird die Nachfolge antreten. Dabei werde ich sie als Stellvertreter noch ein Jahr lang begleiten. Die Junge Wirtschaft und die Wirtschaftskammer waren für mein Unternehmen Raketenstarter, darum ist es mir eine Herzensangelegenheit, dass die Junge Wirtschaft erfolgreich weiterläuft. Ich werde sie in meiner Funktion als WKO-Obmann dann natürlich unterstützen.

Mehr zu Tobias Lugers Werdegang:

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