Grieskirchen von Bauern angegriffen
GRIESKIRCHEN 19. Mai 1626 - Sechszehntausend aufgebrachte Bauern fielen gestern in Grieskirchen ein und versetzten die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Sie ermordeten 30 Mann der bayrischen Besatzungsmacht, plünderten, brandschatzten und erbeuteten aus den umliegenden Schlössern Waffenvorräte.
Viele Grieskirchner Bürger, die bereits zu Bett gegangen waren, schreckten aus ihrem Schlaf auf, als gestern Nacht um ca. 22.00 Uhr völlig unvermutet eine Horde von 16.000 bewaffneten Rebellen, großteils Bauern aus der Gegend von Neukirchen, einen Überfall auf die Stadt verübten. Mit entsetzlichem Lärm und Androhung von Mord und Brandschatzung stürmten und plünderten sie Häuser, nahmen vielen überraschten Bürgern ihre Waffen weg und zwangen jene, welche nicht rechtzeitig fliehen konnten, unter Androhung von Mord und dem Niederbrennen ihrer Häuser, sich dem Aufstand der Bauern anzuschließen.
Die Unruhen begannen vor zwei Tagen in Lembach im Mühlkreis und breiteten sich seither rasch über ganz Oberösterreich aus. Stefan Fadinger, Bauer und Hutmacher aus Parz bei St. Agatha und Christoph Zeller, sein Schwager und ehemaliger Wirt in Haibach ob der Donau, werden als Anführer tausender wütenderer und aufgebrachter Bauern genannt, die sich zu einem Rebellenheer zusammengeschlossen haben, um mit Gewalt gegen die bayrische Besatzungsmacht in unserer Heimat anzukämpfen. Mit größter Brutalität erschlugen sie die meisten der in Grieskirchen stationierten bayrischen Soldaten und bemächtigten sich der Waffenvorräte, welche per kaiserlichem Dekret zur Sicherheit der Bürger vor kurzem von den Behörden eingezogen worden waren.
Massaker an Soldaten
Auf der Parzer Höhenstrasse trafen sie auf einen Lieutenant, der mit 16 Mann mutig Widerstand gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Bauern leistete, umzingelten und ermordeten sie auf grausamste Weise. Selbst Soldaten, welche in das Schloss Starhemberg flohen und sich dort den Bauern ergaben, wurden gegen geltendes Völkerrecht als Gefangene ermordet.
Gundacker von Pollheim, Edelmann und Besitzer des Schlosses Parz, der den meisten Lesern für seine Rolle bei der Stadterhebung von Grieskirchen vor 13 Jahren bekannt ist, hängt, wie die meisten Grieskirchner Bürger auch, dem protestantischem Glauben an und sympathisiert mit der Sache der Rebellen. Gestern befahl er seinem Pfleger, dem Grieskirchner Hans Hausleitner, die Waffenvorräte des Schlosses den Bauern auszuhändigen und öffnete ihnen die Tore, um sie mit Bier und Brot zu bewirten. 500 Gewehre, Munition, Rüstungen sowie zwei Feldschlangen wurden den Rebellen übergeben. Auch in den Schlössern Tratteneck und Gallspach brachten die Aufständischen eine große Anzahl von Waffen und Munition in ihre Gewalt. Heute Morgen zog der Großteil des Bauernheeres plündernd und brandschatzend weiter in Richtung Peuerbach, vor dessen Toren sie heute Mittag ankamen. Weitere gewalttätige Ausschreitungen werden in den nächsten Tagen in ganz Oberösterreich befürchtet.
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