Bauträger, der (unter)stützt
Ein Beispiel dafür, dass es anders auch geht.
Der erfolgreiche Bauunternehmer Mag. Hans Jörg Ulreich bekämpft keine Asylwerber, er unterstützt ihre Helfer und zeigt damit Mut zur Menschlichkeit und Zivilcourage.
WIEN/MARIASDORF (jv). Er ist geboren in Oberwart, in die Schule ging er in Oberschützen, aufgewachsen ist er in Mariasdorf – er ist ein Südburgenländer wie der Nachbar Hansi oder der Onkel Peppi, einer von uns. Und doch unterscheidet er sich von den Meisten, denn er tut etwas, was in der heutigen oft gleichgültigen Welt etwas Besonderes ist. Er schaut nicht weg, er hilft.
Wie alles Anfing
Hans Jörg Ulreich betreibt seit 1999 gemeinsam mit seinem Partner Robert Gassner ein Bauträgerunternehmen in Wien und saniert vorzugsweise Zinshäuser aus der Jahrhundertwende. Ob eine schicke Altbauwohnung oder ein modernes Loft, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Häuser und Gebäude haben ihn schon immer interessiert. „Ich wollte schöne Immobilien sehen und wollte sie irgendwann einmal auch selbst bauen und gestalten“ erzählt er. Der Vater hat seinen Hof verpfändet um Ulreich das Kapital für sein erstes Bauprojekt zur Verfügung zu stellen und hat damit den Grundstein für seinen Erfolg gelegt. Dafür ist ihm der Sohn auch heute noch sehr dankbar. So etwas ist nicht selbstverständlich, weiß er. „Mein Vater hat kein Studium absolviert aber er hat alles was man im Leben wirklich braucht: eine klare, gerade Haltung! Das hat er mir vorgelebt und das prägt mich bis heute!“
Persönliche Betroffenheit
Im Februar dieses Jahres hatte der 42-Jährige die erste persönliche Begegnung mit dem Thema Abschiebung. Sein neunjähriger Sohn spielt in einem Fußballteam, genauso wie der gleichaltrige Bernard Karrica. Nur leider sind die beiden keine Teamkollegen mehr. Nicht weil Bernard nicht mehr spielen wollte, er durfte nicht mehr denn er wurde abgeschoben. Das war der Anstoß für Ulreich etwas tun zu müssen. „Wir sind ohnmächtig zurückgeblieben. Aus der Ohnmacht entstand aber eine Wut auf das System“ sagt der Südburgenländer in einem Interview. Er hat mit anderen Eltern eine Webseite aufgesetzt und eine Petition gestartet, der sich über 15900 Menschen angeschlossen haben, unter anderem Tormann Helge Payer. Darin wird gefordert, gut integrierte Menschen nicht abzuschieben und mehr Menschlichkeit und Humanität zu zeigen.
Pflicht und Selbstverständlichkeit
Aber schon lange vor diesem Vorfall hat sich Hans Jörg Ulreich engagiert. Seit vielen Jahren unterstützt er den Verein Ute Bock und stellt mit seinem Partner ca. 50 freie Wohnungen zur Verfügung. Im September stellte er Karin Klaric und dem Verein Purple Sheep ein Haus in Wien zur Verfügung und wurde dadurch das Freunde Schützen Haus eröffnet. Zusätzlich spendet er die Betriebskosten und stellt sich in der Öffentlichkeit an die Seite des Vereins. Strom und Heizung übernimmt der jeweilige Verein. Im Freunde Schützen Haus leben auch die Komani Zwillinge, der aktuellste, grausame Abschiebungsfall in Österreich der durch die Öffnung des Hauses so bekannt wurde. „Es sollte nicht als außergewöhnlich gelten, wenn man sich als einer dem es gut geht, an die Seite der Schwächeren stellt. Ich möchte nicht bewundert werden, denn jeder kann etwas im Rahmen seiner Möglichkeiten tun. Ich wünsche mir, dass alle mitziehen, dass das wieder zu einer Pflicht und Selbstverständlichkeit wird.“
Erfolgreiche Karriere
In den letzten Jahren kann der 42-jährige, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Zahlreiche Auszeichnungen können Ulreich und sein Partner Gassner ihr Eigen nennen. 2006 bekamen sie den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit, 2007 den „Isover Energy Efficiency Award“. 2008 den „Energy Globe Award“ und den Umweltoskar „DAPHNE“, letztes Jahr und auch heuer wieder den „ETHouse Award“. Mit dem Wiener Stadterneuerungspreis wurden die beiden Bauunternehmer 4-mal ausgezeichnet. Heuer wurde Ulreich als absolutes Highlight zum Bauträgersprecher der Wirtschaftskammer Österreich ernannt. Der Erfolg ist die Ernte einer jahrelangen harten Arbeit. Und trotzdem ist er nicht abgehoben und setzt sich für seine Mitmenschen ein. Ein Paradebeispiel an Zivilcourage und Menschlichkeit.
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