"Papiere in den seltensten Fällen"
Flüchtlingszahlen in den Bezirken Güssing und Jennersdorf steigen
35 illegale Einwanderer werden in einem Kastenwagen in Neumarkt an der Raab entdeckt. 30 sind es, die die Polizei in Rauchwart schnappt. 27 werden aufgegriffen, als dem Kastenwagen ihres Schleppers in Ollersdorf der Sprit ausgeht.
Die drei Beispiele aus den letzten Wochen zeigen, wie die Schlepper zuletzt ihre Taktik geändert haben. "Früher sind sie auf ungarischem Staatsgebiet bis vor die Grenze gefahren und haben ihre Passagiere dort aus dem Fahrzeug rausgelassen, damit sie auf eigene Faust nach Österreich gelangen", erzählt der Güssinger Bezirkspolizeikommandant Ewald Dragosits.
Mehr Großschleppungen
Jetzt habe man es auch im Südburgenland häufiger mit Großschleppungen und so genannten Durchbrüchen zu tun. Dabei ergreifen Schlepper, wenn sie von der Polizei entdeckt werden, mit ihren Fahrzeugen auf halsbrecherische Art die Flucht. Unfälle mit Verletzten häufen sich.
Zahl der Aufgriffe steigt
Nicht nur die Methoden der Schlepper ändern sich, sondern auch die Zahl der Aufgriffe. Nachdem diese in der ersten Jahreshälfte gesunken war, steigt sie seit dem Sommer wieder merklich an. In der letzten Septemberwoche wurden burgenlandweit 1.242 illegale Einwanderer aufgegriffen, in der zweiten Oktoberwoche waren es bereits 1.894. 35 davon wurden im Bezirk Jennersdorf erwischt, 34 im Bezirk Güssing. Fünf Schlepper konnten festgenommen werden. Insgesamt wurden seit Jahresbeginn im Bezirk Güssing 550 Illegale aufgegriffen, im Bezirk Jennersdorf 190.
Nord-Süd-Verlagerung
"Wir bemerken seit dem Sommer auch einen Verlagerungseffekt", berichtet Dragosits. Durch die verstärkten Kontrollen in Ungarn sowie im Nord- und Mittelburgenland verlegen sich immer mehr Schlepper auf den Grenzabschnitt zwischen Deutsch Schützen und Heiligenbrunn. In der Regel wird ein erstes Fahrzeug als "Späher" vorausgeschickt, in gewissem Abstand folgt dann der eigentliche Transportwagen.
Seltenst mit Ausweispapieren
Was die Flüchtlinge selbst betrifft, ist in den meisten Fällen ein Muster erkannbar. "Ihre Hauptherkunftsländer sind Syrien, die Türkei, Afghanistan und Marokko. In den überwiegenden Fällen sind es Männer, sie wollen in der Regel weiter nach Deutschland, sie beantragen nach dem Aufgriff fast ausnahmslos Asyl, und sie haben in den seltensten Fällen Papiere dabei. Die wurden ihnen abgenommen, oder sie haben sie weggeworfen", schildert Dragosits.
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