Burgenland-Legenden
Wie Burg Güssing mit List der Türkenbelagerung entkam

- Eine kleine Menge Mehl und der allerletzte Ochse auf der Burg reichten der Sage nach, um die Türken zur Aufgabe der Belagerung zu bewegen.
- Foto: Martin Wurglits
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Eine der bekanntesten Sagen des Südburgenlandes rankt sich um die Burg Güssing und ihre Belagerung durch die Türken. Sie erzählt, wie die Besatzung der Burg durch eine List die Angreifer loswurde.
GÜSSING. Bei der Belagerung der Burg durch die Türken gab es einen langen Kampf. Vergebens hatte der Feind die auf einem steilen Felsen gelegene Burg bestürmt, doch die Tapferkeit der Verteidiger vereitelte jeden Erfolg. Als die Türken erkannten, dass die Burg mit Waffengewalt nicht zu erobern sei, wollten sie die Besatzung durch Aushungerung zur Übergabe zwingen.

- 1683 unter Christoph Batthyány II. diente die Burg der Bevölkerung als Fluchtort vor den herannahenden Türken, die nach der Belagerung Wiens geflohen waren.
- Foto: Archiv Gober (Bild aus etwa 1900)
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Die Belagerung dauerte schon lange, und trotz aller Einschränkung gingen die Lebensmittel in der Burg allmählich zur Neige. Den Verteidigern war klar, dass sie sich nicht mehr lange halten konnten. Da wollte es der Burgherr in der äußersten Not mit einer List versuchen, um die Belagerer zu täuschen und sie zum Abzug zu veranlassen.
Mehlfass und letzter Ochse
Er ließ den noch vorhandenen bescheidenen Mehlvorrat herbeischaffen, der aber so gering war, dass er kaum ein kleines Körbchen füllte. Bei Nacht stellte man ein großes Mehlfass auf die äußere Burgmauer, und zwar so, dass der Boden des Fasses nach oben zu stehen kam. Darauf schüttete man die geringe Mehlmenge, sodass es den Anschein hatte, als sei das Fass bis über den Rand gefüllt und noch Mehl im Überfluss in der Burg vorhanden.
Bei Tagesanbruch ließ der Burgherr den letzten Ochsen, der noch in der Festung am Leben war, hinter der Burgmauer herumtreiben und so heftig mit Knütteln schlagen, dass das schmerzgequälte Vieh unaufhörlich brüllte. Den Belagerern sollte dadurch vorgetäuscht werden, dass noch eine ganze Herde von Schlachtvieh in der Burg vorhanden sei.

- Die Sage dürfte im späten 17. Jahrhundert ihren Ursprung haben. als Güssing von den Türken tatsächlich bedroht wurde.
- Foto: Martin Pfeiffer
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Als die Türken das anhaltende Ochsengebrüll hörten und das übervolle Mehlfass auf der Burgmauer stehen sahen, glaubten sie wirklich, die Belagerten seien mit Vorräten noch im Überfluss versorgt, und es sei zwecklos, noch länger auf eine Hungersnot in der Burg zu warten. Sie hoben die Belagerung auf und zogen noch am selben Tag eine halbe Stunde vor Mittag von Güssing ab.
Glockengeläut
Zur Erinnerung an diese Rettung aus der Türkengefahr wurden seit dieser Zeit die Glocken in der alten Pfarrkirche zu Güssing täglich um halb zwölf Uhr geläutet.
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