Saile oder doch Nockspitze?

Foto: Singer
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Oftmals wurde dem Götzner Alt-Bgm., Bergwacht Götzens-Gründer und "Bergfex" Werner Singer die Frage gestellt, ob es sich beim Hausberg der Mutterer, Götzner, Axamer und Telfeser um die "Saile" oder die "Nockspitze" handelt.

Berg mit zwei Namen

Tatsache ist, dass es sich bei der Saile um einen Berg mit zwei Namen handelt. Um die Frage, wie es zu diesen Namensgebungen gekommen ist, zu beantworten, wurden umfangreiche Recherchen in 46 Karten Tirols von 1604 bis 1997 durchgeführt. Im Internet hat das Land Tirol die historischen Karten im 'Tiris' ins Netz gestellt. In einer Karte aus dem Jahre 1765 von Peter Anich – verkleinerte Karte von Tirol, drei Blätter des nördlichen Tirol – kommt erstmals die Bezeichnung 'Saile B' vor. In den folgenden 26 historischen Karten sind die Bezeichnungen Soil B., Saile Berg und Säuleberg zu finden. In einer Karte aus 1864 namens 'Dritte Landesaufnahme' ist erstmals 'Saile B., Nock Sp.' zu lesen. Die weiteren historischen Karten führen bis 1895 weiterhin nur den Namen Saile."

21 mal "Saile B"

Im Jahre 1910 wurde erstmals eine Schulwandkarte für Tirol und Vorarlberg herausgegeben, wo nur die Bezeichnung „Nock Sp.“ aufscheint. Zusammenfassend erscheint in den 46 untersuchten Karten 21 mal der Name "Saile B" auf, dreimal "Saile, Nockspitze", je einmal findet man die Bezeichnung "Soil B", " Seil B.", "Säulenberg", "Säuleberg", "Säulenberg" und "Nockspitze" allein.
Werner Singer zieht daraus ein klares Fazit: "Der älteste und am meisten genannte Name ist Saile. Man sollte also, um die Tradition zu wahren, in Zukunft richtigerweise wieder auf den alten Namen Saile zurückgreifen.

Publikation in Arbeit

Selbstverständlich erhebt dieser Artikel keinen Anspruch auf Vollständigkeit und fußt auf die genannten Unterlagen. "Eventuelle Richtigstellungen nehme ich gerne entgegen", so Werner Singer. Diese werden zusammen mit dem umfangreichen Material, das bereits vorliegt, in einer umfangreichen Publikation, an der ich gerade arbeite, aufgenommen.
Kontaktadresse: Werner Singer, Franz-Singer-Straße 2, 6091 Götzens, Tel. 0676 4297893, E-Mail: werner.singer@newsclub.at

Zwei Gipfelkreuze

Die folgenden Angaben beruhen auf den Aufzeichnungen von Werner Singer:

Die Saile oder Nockspitze gehört zu den drei nordöstlichsten Gipfeln der Kalkkögel und ist seit 1983 Teil des Ruhegebietes Kalkkögel. Sie ist 2403,66 m hoch (gemessen bei der Vermessungssäule neben dem Gipfelkreuz). Es ist dies nicht nur der höchste Punkt der Gemeinde Götzens, sondern auch das südlichste Gemeindegebiet. Auf dem Gipfel gehen die Gemeindegrenzen folgender Gemeinden zusammen: Im Norden Götzens (Grundbesitzer Agrargemeinschaft Götzner Alpe, im Süden Telfes, im Osten Mutters und im Westen Axams. Die Saile ist nicht nur der Hausberg der Götzner, sondern auch der Birgitzer, Mutterer und Telfer. Im Gipfelbereich stehen, ca. 200 m voneinander entfernt, zwei Gipfelkreuze, was eigentlich unüblich ist. Gipfelkreuze werden in der Regel immer auf dem höchsten Punkt eines Berges aufgestellt!

Vom höchsten Punkt der Saile

... führt ein Grat in nordöstlicher Richtung zu einem kleinen Vorgipfel, der 2379 m hoch und auch von Mutters aus einsehbar ist. Selbstverständlich war es das Interesse der Kreuzaufsteller, dass man ihr Werk vom Ort aus sieht. Den höchsten Punkt sieht man von Mutters aus aber nicht. Erwiesen ist, dass es immer Personen oder Organisationen aus Mutters waren, die dort Gipfelkreuze aufstellten. Das derzeitige Kreuz hat die Landjugend/Jungbauernschaft Mutters unter Obmann Klaus Falschlunger 2012 aufgestellt, nachdem das vorige Kreuz, welches ebenfalls die Mutterer Jungbauern unter Obmann Josef Fritz jun. im Jahre 1982 aufgestellt haben, durch Blitzschlag total zerstört wurde. Der Standort dieses Kreuzes liegt auf einer gefährdeten Stelle, dem in den letzten Jahrzehnten mehrere Kreuze zum Opfer fielen. Wann und von wem das erste Mutterer Kreuz aufgestellt wurde, konnte trotz intensiver Nachforschungen und Befragungen von alten Gemeindebürgern aus Mutterers nicht mehr erhoben werden.

Neuaufstellung

Ende der sechziger bzw. Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zerstörte ein Blitzschlag wieder einmal das alte Kreuz. Es hatte den Anschein, dass sich niemand mehr um eine Neuaufstellung kümmerte und so schlug Werner Singer, der damals Obmann der von ihm 1965 gegründeten Götzner Bergwacht war, den Mitgliedern am 8.3.1972 vor, auf dem höchsten Punkt der Saile ein Gipfelkreuz aufzustellen. Die Mitglieder waren von der Idee begeistert und so konnte er die organisatorischen Vorarbeiten angehen. Der Grundbesitzer, Agrargemeinschaft Götzner Alpe unter Obmann Franz Happ erteilte nicht nur seine Zustimmung, sondern erklärte sich auch bereit das notwendige Holz für das Kreuz zur Verfügung zu stellen und übernahm auch die erforderlichen Arbeiten für die Herstellung des Kreuzes. Das Ausschussmitglied der Agrargemeinschaft, Konrad Abentung, fertigte das Kreuz an. Als Holzschnitzer verschönerte er das Werk durch einen großen geschnitzten Christuskopf. Hubert Kindl aus Götzens übernahm sämtliche Metallarbeiten, einschließlich Gipfelbuchkassette.

Im Juli 1974

... begannen dann die umfangreichen Aufstellungsarbeiten: Da die Wildbach- und Lawinenverbauung 1973/74 dabei war, die Lawinenverbauung im obersten Bereich der „Hahlen Rinne“ in der Lizum zu erstellen, gestattete sie die Verwendung der Materialseilbahn, die fast bis zum Gamsboden reichte. Von dort musste das ganze Material auf die Saile getragen werden. Allein für den Längsbalken des Kreuzes waren neun Männer erforderlich, für den Querbalken fungierten vier Bergwächter als Träger. Für jede Eisentraverse sowie die seitlichen Holzelemente war je ein Mann erforderlich. Schließlich wurden die Eisenteile sowie die Spannseile und der Blitzableiter sowie die sonstigen Kleinteile auf mehrere Träger aufgeteilt. Selbstverständlich musste auch für die beinahe 30 an den Arbeiten beteiligten „Aufstellern“ für Essen und Getränke gesorgt werden.
Der Aufstellungsbereich bestand aus lauter Felsen. Für das Kreuzfundament wurde ein Loch herausgesprengt, in welches die rund zweieinhalb Meter langen U-Eisentraversen einbetoniert wurden. Am 18. August 1974 war es dann so weit, das Material lag auf dem Gipfel, das Kreuz konnte aufgestellt werden. Viele begeisterte Götzner halfen den Bergwächtern bei den Aufstellungs- und Transportarbeiten.

Am Sonntag, 25. August 1974

... fand die Gipfelkreuzeinweihung verbunden mit einer Bergmesse statt. Zelebrator war Pater Gabriel Kleinlercher, ein Rhodesienmissionar, der aus Osttirol stammte. Während seines Heimaturlaubes betreute er die Pfarre Götzens. Hunderte begeisterte Bergler nahmen an diesem freudigen Ereignis teil. Auf Grund des großen Anklanges organisierte die Bergwacht bis 2006 jedes Jahr eine Gipfelmesse auf der Saile.

Bergmesse mit Bischof Stecher

Für den 8. Sept. 1984 und 1985 konnte der damalige Bischof Dr. Reinhold Stecher für die Bergmesse gewonnen werden. Er hielt eine beachtliche Predigt: „ … Wenn man das heilige Opfer auf einem Berg feiert, dann versteht man manche Worte der heiligen Schrift besser, als drunten im Tal. ..."
"…. Die Silhouette der Berge, die wir hier um uns haben, haben bereits die ersten Urzeitjäger, die ins Inntal hereingezogen sind, genau so gesehen wie wir heute. Da ändert sich nichts, der Fels bleibt. Und darum erinnert uns selbstverständlich der Fels an die Ewigkeit ... "
"... Man kann sich der Faszination des Gipfelblicks nie entziehen. …“

Am 25. Juli 1993

... las der damalige Abt von Wilten Dr. Alois Stöger die Bergmesse. In seiner Predigt führte er u. aus: „Wir erleben heute bei dieser Messe die Schönheit der Berge. Wir sollen still werden und die Herrlichkeit der Natur zu uns sprechen lassen. Diese ganze Pracht hat Gott in Millionen von Jahren entstehen lassen. In der wunderbaren Kraft der Schöpfung sollten wir den Schöpfer sehen und dem persönlichen Gott im Gebet begegnen. …… Die Gipfelkreuze unserer Berge mögen dich immer erinnern, dass Gott dein Herz ständig zum Guten wandeln möchte. – Wenn sich nämlich das Innere des Menschen verändert, verändert sich alles.“

Neuer Sockel

Im Sommer 2006 betonierten Mitglieder der Götzner Bergwacht sowie des Vereines „Bergfreunde“ einen neuen Sockel um das Kreuz herum, der bewusst erhöht gestaltet wurde und somit eine gute Sitzgelegenheit für die müden Bergsteiger bietet.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die jetzige Führung der Bergwacht Götzens wieder dazu durchringt, die alte Tradition der jährlichen Gipfelmessen auf der Saile wieder zu beleben.

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