Zivildiener sind Mangelware
Auf der Suche nach mehr Zivis

"Eine Schule fürs Leben": Philipp Nick ist seit August 2018 Zivildiener bei der Rettung in Hall.
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  • "Eine Schule fürs Leben": Philipp Nick ist seit August 2018 Zivildiener bei der Rettung in Hall.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Geburtsschwache Jahre und mehr Trägerorganisationen: Zivildiener werden überall gesucht.

TIROL. Obwohl der Zivildienst sich ungebrochenen Interesses erfreut, ist der Nachschub seit 2018 eher mau. Eine Ursache ist, dass in den 2000er-Jahren in Österreich weniger Kinder zur Welt gekommen sind. Für das Rote Kreuz – welches in Tirol die meisten Zivildiener beschäftigt – eine echte Herausforderung. Schließlich leisten die "Zivis" besonders viele Stunden in ihrem neunmonatigen Dienst bei der Rettung. Krankentransporte, Notfälle und Sanitätsarbeiten: Sie sind vielseitig einsetzbar. Thomas Wegmayr ist Geschäftsführer des Landesverbandes Tirol und erklärt: "Wir haben 2018 530 Zivildiener gehabt. 30 haben wir letztes Jahr nicht bekommen. Jetzt ist die Lage ähnlich." Zum Teil konnten die fehlenden Zivildiener mit Personen kompensiert werden, die ein freiwilliges soziales Jahr gemacht haben. "Dadurch konnten wir 20 Personen für das Rote Kreuz gewinnen." Zusätzlich mussten Sanitäter hauptberuflich angestellt werden. "Die Qualität unserer Dienstleistung darf nicht darunter leiden", so Wegmayr.

Schule fürs Leben

Auch am Landeskrankenhaus in Hall sieht die Lage nicht rosig aus. Im Normalfall werden vier Zivildiener eingestellt. Für den nächsten Turnus im April gibt es bisher noch keine einzige Bewerbung, wie Wolfgang Haller, Pflegedirektor-Stv., meint: "Eine sehr prekäre Situation. Wir hoffen, dass sich noch jemand bei uns bewirbt." Im Landeskrankenhaus werden die Zivildiener für Krankentransporte zwischen den Stationen eingesetzt. "Wir machen Schule fürs Leben", ist sich Haller sicher. Trotzdem: "Junge Leute sind nicht nur bei uns, sondern auch in der Lehre Mangelware."

"Will dabei bleiben"

Es gibt sie aber noch immer. Junge Leute, die in den Zivildienst gehen. Philipp Nick aus Gnadenwald ist einer von ihnen. Er ist bei der Rettung in Hall und hat im August seinen Dienst angetreten. Er will Medizin studieren, deswegen hat er sich die Rettung ausgesucht. "Es ist nicht alles Grey's Anatomy, mit viel Action und Lebensrettung, wie man sich das anfangs vorstellt. Die meiste Zeit haben wir mit Menschen zu tun, die altersbedingt auf uns angewiesen sind" – eine ernüchternde Erfahrung für den jungen Mann. Doch war er auch überrascht, dass er nach seiner Grundausbildung beim Roten Kreuz gleich von Anfang an vorn mit dabei war. Die Hälfte der Einsätze sind Krankentransporte, aber er war auch bei der Messerstecherei in der Berufsschule in Absam mit der Rettung vor Ort. Sein Puls ist ordentlich in die Höhe geschossen. "Aber alles ist gut gelaufen", sagt er mit Gelassenheit. Ob er nach den Erfahrungen bei der Rettung auch weiterhin Medizin studieren will? "Einige Reize hat mir die Arbeit in der Praxis genommen, andere sind dazugekommen. Auf alle Fälle will ich noch als Freiwilliger bleiben."

Informationen zum Zivildienst

Jegliche Informationen zum Zivildienst – inklusive freie Stellen im Bundesland – finden Sie auf www.zivildienst.gv.at.
Bewerbungen bei der Rettung bitte an zivildienst@roteskreuz-hall.at. Anzuhängen sind ein Lebenslauf und der Zivildienstbescheid.
Auch das Landeskrankenhaus Hall freut sich über Bewerbungen von Zivildienern. Hier bei Frau Maria Wille im Sekretariat der Pflegedirektion anrufen, Telefon: 050/504-31024

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