Gefährdete Erben
„Familienaufstellung nach Milgram“

- Witzig, temperamentvoll, engagiert – Theatergenuss in der Kriminalkomödie des Projekttheaters Hall Lobkowitzhaus mit „Familienaufstellung nach Milgram“.
- Foto: Projekttheater Hall
- hochgeladen von Michael Kendlbacher
Witzig, temperamentvoll, engagiert – Theatergenuss in der Kriminalkomödie des Projekttheaters Hall Lobkowitzhaus mit „Familienaufstellung nach Milgram“
Das Zimmer wirkt freundlich, altmodisch mit Festnetztelefon, Rundfunkgerät mit nostalgischer Musik, ein freundlicher Herr im Empfang – wir befinden uns in einer abgelegenen, ehemaligen Nervenheilanstalt, in welche sechs Erben eines Millionenvermögens aufgrund einer offenbar letztwilligen Verfügung des Erbonkels Konrad bestellt wurden, um vor dem Erbantritt in einer Familienaufstellung zu bestehen. Ein Elektroschocker aus abgelebten Tagen könnte noch seinen Dienst tun, aber die Psychologin Alma versucht mit motivierendem Psychosprech die Teilnehmer zu bewegen, selbst damit umzugehen. Dabei entwickelt sich eine ungeahnte Dynamik, der sich keiner entziehen kann, bis es aus einem Cocktail von Gier und Sadismus zu einem Verbrechen kommt. In 6 Szenen entwickeln die vier Damen & vier Herren des Ensembles unter der feinfühligen, aber konsequenten Regie von Kurt Benkovic (Ass. Monika Liengitz) das Drama, welches in dieser Komödie verpackt ist, dynamisch und witzig, hysterisch, beschämt, wütend – abendfüllend hintergründig. Bruno Graber gibt scheinbar bieder und servil den Empfangsherren des Hauses, aber es gibt auch eine andere Seite von ihm, geschmeidig interpretiert. Julia Huber gelingt überzeugend, die Figur der herrschsüchtigen Charlotta, Ehefrau des zuckerkranken, nahrungssuchenden Gatten Edmund, durchgehend komödiantisch exzellent in Szene gesetzt von Simon Hölzl. Arthur Bliem kann glaubwürdig die aggressiven Auftritte des Bruders von Julia, Laslo, gestalten, Christoph Schramml setzt die Rolle des Peter facettenreich um, Andrea Perle gewinnt in ihrer speziellen Rolle als Überraschungsbesuch, scheinbar harmlos als hübsche Enkelin der Psychotante Alma Malstein. Tamara Kreis leiht der Figur der extrovertierten Modezicke Temperament und durchgehende, genießerische Spielfreude. Psychologisch hintergründig und gelungen naht sich Lisi Mayr der Figur Alma. Ein Stück, an dem man sich nicht zu früh zurücklehnen sollte, bevor es zu Ende ist.
Aber dieser Schluss wird auf Wunsch der Regie natürlich nicht verraten, erleben können Sie es bis zum 24. November. Ein tolles Stück, Komödie mit Tiefgang, welche die hochaktuelle Frage provoziert: „Können wir alles glauben, wo liegt die Wahrheit, wann werden wir manipuliert?“ Dass Arthur Bliem außer seiner Rolle für die gelungene Bühneneinrichtung und Lichtgestaltung zuständig ist, soll nicht unerwähnt bleiben, auch nicht die Licht/Ton-Technik von Lenz Nicklas
Eine Theaterkritik von Peter Teyml
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