Interview mit Yasmo zum Weltfrauentag
„Ich würde das Patriarchat abschaffen!"

Die Rapperin und Poetry-Slammerin Yasmo im Gespräch mit den Bezirksblättern. | Foto: Samira Frauwallner
  • Die Rapperin und Poetry-Slammerin Yasmo im Gespräch mit den Bezirksblättern.
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Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März 2021 haben die BEZIRKSBLÄTTER die Rapperin und Poetry-Slammerin, YASMO ein paar Fragen gestellt.

HALL. Yasmin Hafedh auch als YASMO bekannt ist eine österreichische Poetryslammerin, Autorin, Moderatorin und bekannt für ihr Textgefühl. Heute Montag kann man die Künstlerin und andere bekannte Autorinnen bei der Stromboli Online-Lesung „Feminist Poetr­y“ live über das Internet mitverfolgen. Die Übertragung startet um 20:00 Uhr – den Link zur Online-Veranstaltung finden Sie hier.

Was bedeutet der Internationale Frauentag für dich Yasmo?

Der Tag ist mir natürlich sehr wichtig, weil durch diesen Tag, Bereiche thematisiert werden, die leider nicht 365 Tage besprochen werden. Als intersektionale Feministin ist es mir ein Anliegen, dass alle Menschen gemeinsam an einem Strang ziehen und jede Wurzel von Unterdrückung aus unserem System herausgerissen wird.

Wann hast du dich das letzte Mal wegen deines Geschlechts benachteiligt gefühlt?
Ich bin letztes Jahr 30 geworden, jetzt beginnen die Fragen mit dem Kinderkriegen. Mein Freund wird dazu übrigens nie befragt. Ich fühle mich da nicht benachteiligt, aber genervt bin ich schon davon - das geht doch niemanden etwas an. Derzeit gibt es ja leider keine Auftritte, aber von „Ausziehen“ - Rufer bis hin zu „Rap ist halt einfach Männersache“ - Sager war schon alles dabei.

Wurde bei dir zu Hause ein bestimmtes Frauenbild vorgelebt?
Ja, meine Mutter war selbstständig und hat mir immer gesagt, ich darf mir nix gefallen lassen. Sie ist eine starke Frau und hat sich nie unterkriegen lassen, das habe ich von ihr gelernt.

Gibt es etwas worüber du früher als Frau gerne gewarnt worden wärst?
Dass es ok ist Nein zu sagen, und dass ein Nicht-Akzeptieren dessen, nicht in meiner Verantwortung liegt. Genauso liegt es nicht in meiner Verantwortung, wenn jemand nicht klar kommt damit wie ich mein Leben führe, wie ich angezogen bin, wie ich denke. Diese Selbstverständlichkeit hätte ich gerne früher gelernt.

Wenn du die Möglichkeit hättest, was würdest du ändern, um Frauen in aller Welt zu unterstützen?
Ich würde das Patriarchat abschaffen, haha. Aber im Ernst, ich glaube ein wichtiger Schritt für Veränderung ist es, Bewusstsein zu schaffen. Und langsam habe ich das Gefühl, dass das Thema Feminismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Es geht ja nicht darum jemandem etwas wegzunehmen, wovor sich Männer oft fürchten. Genauso fürchten sie sich dann halt, wenn man ihnen erzählt, was einem als Frau schon alles widerfahren ist. „Das hätte ich nicht gedacht, dass sowas wirklich passiert“ - hört man als Frau nicht selten, wenn sich mal jemand die Zeit nimmt und einer zuhört. Wir müssen als Gesellschaft dorthin kommen, wo sich alle wohlfühlen und sicher sein können, so wie sie sind.

Hast du auch weibliche Vorbilder?
Viele - alle aufzuzählen würde den Rahmen wohl sprengen - aber hier eine kleine Liste: Johanna Dohnal, Beyoncé, Mieze Medusa, Sigrid Horn, Ebow, Julya Rabinowich, Sookee, Rapsody, Mira Lu Kovacs - das sind alles wunderbare Frauen, von denen ich lernen darf.

Wie ist es als weibliche Rapperin in der österreichischen Hip Hop-Szene?

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Genießt du dort volle Akzeptanz oder hast du auch schlechte Erfahrungen erlebt?
Natürlich habe ich auch schlechte Erfahrungen gemacht, ohne die wüsste ich ja nicht, was die guten Erfahrungen sind. Die wirklich tollen Erfahrungen sind die, wo ich merke etwas bewegen zu können. Wenn ich beispielsweise einen Schreibworkshop halte, und merke, wie Jugendliche mehr Selbstvertrauen bekommen. Als ich das Wiener Popfest co-kuratiert habe, und das Line-Up zum ersten Mal nicht überwiegend männlich war in zehn Jahren. Als Ich mein letztes Album „Prekariat&Karat“ mit meiner Band Yasmo & die Klangkantine veröffentlich habe, und im ausverkauften Porgy & Bess in der ersten Reihe zwei 8-jährige Mädchen standen und „Girls just wanna have fun und gleiche Rechte, gleiche Bezahlung, ist das etwa zu viel verlangt?“ mitgesungen haben. Das waren schöne Erfahrungen. Und mit voller Akzeptanz sollten sich Kunstschaffende, meiner Meinung nach, nicht zufrieden geben - sonst ist man bald nur mehr eine glatte Oberfläche, die nichts zu sagen und der auch niemand zuhören will.

Manche behaupten, die Gleichberechtigung der Geschlechter sei bereits erreicht. Was sagst du diesen Menschen?
Diebstahl ist auch verboten und trotzdem machen es Leute. Was ich damit sagen will: solange Altersarmut, Femizide oder Objektifizierung von Frauen keine Glaubensfrage, sondern Fakten, die mit Zahlen belegt werden können, gibt, solange gibt es keine Gleichberechtigung. Und ich will nicht in einer Welt leben, wo Männer auch mit dem Schlüssel zwischen den Fingern nachts heimgehen müssen, weil sie sich nicht sicher fühlen. Ich will lieber in einer Welt leben, wo keine Frauen verbrannt werden und wo man den Schlüssel nur verwendet, um eine Tür aufzusperren.

Welchen Rat willst du Frauen für die Zukunft mitgeben?
You got this.

Danke für das nette Gespräch!

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