Alte Komödie, brandaktuelles Thema
Wenn Frauen den Krieg beenden

Mit Witz und Tiefgang – die Dorfbühne Sistrans begeistert mit einer lebendigen Inszenierung von Lysistrata. | Foto: Dorfbühne Sistrans
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  • Mit Witz und Tiefgang – die Dorfbühne Sistrans begeistert mit einer lebendigen Inszenierung von Lysistrata.
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Eine kraftvolle Inszenierung voller Witz, Charme und zeitloser Botschaft: Die Dorfbühne Sistrans bringt Aristophanes’ Lysistrata mit viel Leidenschaft und schauspielerischem Feingefühl auf die Bühne.

Dumpf klingen die dramakündenden Trommeln, klagend ertönt das Lied einer schönen Frauenstimme (Daria Tautschnig), ein klassisch anmutendes Bühnenzitat – und schon ist man eingestimmt auf die altgriechische Komödie Lysistrata von Aristophanes, die laut überlieferter Kunde vor 2436 Jahren erstmals aufgeführt wurde. Spielleiterin Margit Peer ist Perfektionistin. Ihr Fleiß strebt nicht nach halbjährlichen Schenkelklopfern im Löwingerstil, sorgfältig sucht sie aus und setzt ihre Produktionen nur alle zwei Jahre um. Im vorliegenden Stück begleitet sie mit sachter, gründlicher Handschrift das spürbar engagierte Laienensemble (zehn Damen, fünf Herren) durch die fünf Szenen des griechischen Klassikers, der eine zeitgemäße Übersetzung und Deutung durch keinen Geringeren als Erich Fried erfuhr.

Zur Handlung: Die Komödie erzählt vom Ende des Peloponnesischen Kriegs zwischen Athen und Sparta, die Frauen erleiden Mangel, Not und Tod, die Athenerin Lysistrata beschließt, dagegen zu kämpfen und gewinnt nach und nach die Frauen der Stadt sowie später jene aus den feindlichen Provinzen dazu, die Männer durch Liebesentzug zum Frieden zu zwingen. Auch wenn das auch von ihnen große Opfer abverlangt, schwören sie bei der Göttin Athene, durchzuhalten, was ihnen allmählich gelingt. Die Formel zur Rückkehr der Freuden der Liebe lautet nun: „Zuerst mach Frieden.“ Maria Hörhager ist die selbstbewusste Patrizierin Lysistrata, apart, kraftvoll, sprachlich und gestisch überzeugend, Jördis Buder überrascht in ihrer Debutrolle als Kalonike mit natürlichem, facettenreichen Spiel, Simone Rudig – Wachter verkörpert mit expressivem, temperamentvollem Agieren Myrrhine, die geschickt verzögernd Ihren Mann Kinesias (sympathisch interpretiert durch Othmar Knoflach) vom erwarteten Liebesakt fernhält, der sich noch dazu um das weinende Baby kümmern sollte. Ebenfalls debutiert Doris Tautschnig, hübsch und natürlich, sogar gleich in zwei Rollen (Eleni und Erastus), Anna Maria Brunner gefällt mit ihrer rustikal dialektfarbenen Diktion als kampferprobte Spartanerin Lampito, auch Carina Rastner setzt ihren Part als feminine, mütterliche Olympia leichtfüßig um, Andrea Reich ist die kräftige, überzeugende Emanze Stratyllis, die Damen Elisabeth Praxmarer als Kassandra, Roswitha Hausegger als Polixene und Anneliese Feichtner als Nikodike sind die älteren weisen Frauen der Stadt, welche selbstbewusst den eitlen Ratsherren (Hartwig Fuchs) in seine Schranken weisen und sich mit dem polternden Alten Strydomores (herrlich vollmundig verkörpert durch Franz Sulzenbacher) versöhnen können. Reichlich Komödiantisches versprühen die Herren Hans Golderer als Drakes und Karl Steidl als Zeno. Dass es in diesem an sich heiteren Stück nicht um heutige Keppeleien wie „Herdprämie“ oder nicht, handelt, sondern vielmehr um Emanzipation und Aufstand der Frauen gegen den Wahnsinn des Kriegs, was gegenwärtig aktueller denn je scheint, wird bald klar und klingt in einem schönen Schlusswort Lysistratas aus, das so ungefähr lautet: „Nur dass es Wahnsinn ist und war, das wollten sie zeigen.“ Zweieinhalb Jahrtausende sind seitdem vergangen, und noch immer herrschen Kriege auf dieser Welt. Wird diese unsere Welt in weiteren zweieinhalbtausend Jahren noch existieren? Ein herzhaftes Spiel, stilsicher geschneiderte Kostüme, ein klarer Bühnenbau – und ein leidenschaftlich agierendes Ensemble warten auf Sie – bis zum 28. Februar.

Eine Theaterkritik von Peter Teyml

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