„Dann sieht es eher düster aus“

Ärztekammerpräs. Dr. Artur Wechselberger kämpft um die Hausapotheken.
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Tirols Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger schlägt erneut Alarm: Der Erhalt der Hausapotheken in den Arztpraxen sei für die Landärzte überlebenswichtig.

BEZIRKSBLÄTTER: Seit langem schlägt die Ärztekammer Alarm, es gäbe zu wenige Kandidaten für die Landarztpraxen. Gibt es Anzeichen einer Entspannung?
Wechselberger:
„Ein klares Nein. Auch gut gehende Arztpraxen sind schwer nachzubesetzen. So gab es in Innsbruck und Reutte Probleme, auch in der Wildschönau im Tourismusgebiet, also nicht nur in entlegenen Tälern.“

Das heißt aber, eine Praxis ohne Hausapotheke ist gar nicht mehr zu besetzen?
„Ganz genau, und hier beginnen für viele Hilfesuchenden die Probleme. Kein Arzt in der Gemeinde, keine Apotheke in kleinen Orten, das bedeutet Fahrtstrecken, in der Nacht gibt es keine Öffis, es wird zunehmend schwieriger, die Menschen gut zu versorgen.“

Gerade aber die Beibehaltung der Hausapotheke ist für einen Landarzt wohl existenziell?
„Ja, die ist sowohl von der Arbeitssituation her als auch wirtschaftlich und von der Motivation ganz wesentlich.“

Für die Motivation, sich für eine Landarztpraxis zu entscheiden?
„Ja und der Ärztemangel wird sich erst bemerkbar machen. Denn viele Ärzte kommen ins Pensionsalter, dann sieht es eher düster aus. Im übrigen auch für Apotheken.“

Warum? Kann ein Apotheker nicht einfach eröffnen?
„Nein, es muss mindestens ein verschreibender Arzt ansässig sein, damit eine Apotheke betrieben werden darf.“

In Tirol gibt es derzeit 70 Hausapotheken. Sind das wirklich Konkurrenten für die Apotheken?
„Von 300 Kassenpraktikern in Tirol haben nur 70 eine Hausapotheke. Das ist nicht als Konkurrenz zu sehen, sondern es dient der Versorgung der Bevölkerung, meist in abgelegenen Orten und in Tourismuszentren.“

Die Ärztekammer ist deswegen auf Konfrontationskurs mit den Apothekern. Werden hier aber nicht nur Eigeninteressen verfolgt?
„Ich glaube nicht, dass man der Ärztekammer wegen 70 Hausapotheken die Verfolgung von Eigeninteressen unterstellen kann. Es geht uns um den sozialpolitischen Auftrag, die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung zu garantieren, und das wird zunehmend schwerer.“

Stichwort Politik: Wie sehen Sie den politischen Vorstoß von LA Jakob Wolf, eine Änderung herbeizuführen?
„Äußerst positiv und es würde schon helfen, den Zustand vor der Gesetzesnovelle aus dem Jahr 2006 herzustellen. Damals wurden die Ärzte von der Politik übergangen. Wenn nun ein Druck in Richtung Wien aufgebaut wird, so freut mich das.“

Gibt es für Sie also Licht am Ende des Tunnels?
„Schauen Sie, in anderen Bundesländern ist die Situation noch gravierender, wenn es gelingt, die Politik von der Wichtigkeit dieser Maßnahmen zu überzeugen, dann kann auch die Versorgung weiterhin gut aufrecht erhalten werden. Und es schaut so aus, dass die Politik den Ernst der Lage endlich kapiert.“

Interview: Sieghard Krabichler

Kommentar von Sieghard Krabichler:
Es wird schamlos ausgedünnt

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