Neustart bei der Hypo Tirol Bank wird durch Vorstandswechsel fortgeführt

Keine leichte Aufgabe: Hypo-Bank-Aufsichtsratvorsitzender Willi Stauder | Foto: Archiv
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Der vom Vorstandsvorsitzenden Markus Jochum eingeleitete Kassasturz bei der Hypo Tirol Bank ist abgeschlossen. Dabei wurde vor allem das Kreditportfollio überprüft. Es wurde offensichtlich, dass auch 2010 die Wertberichtigungen deutlich über den ursprünglichen Planzahlen liegen. Die Ursachen dafür sind neu hinzugekommene Obligi (bspw. Innerebner) sowie eine wesentlich schlechtere Entwicklung bei bestehenden Krediten im heurigen Jahr. Für 2010 wird vorbehaltlich der Wirtschaftsprüfung daher nur ein Gewinn von 2 Millionen Euro erwartet. „Die Aufräumarbeiten in der Bank sind voll im Gang“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Mag. Wilfried Stauder in einer heute einberufenen Pressekonferenz.

Die beiden Vorstandmitglieder Werner Pfeifer und Dr. Günter Unterleitner scheiden aus dem Bankvorstand aus und ermöglichen damit einen umfassenden Neustart der Landesbank. Nach der Bestellung von Dr. Markus Jochum zum Vorstandsvorsitzenden im Juni dieses Jahres werden nun die beiden weiteren Vorstandspositionen neu ausgeschrieben. „Wir haben uns von den beiden Vorstandsmitgliedern einvernehmlich getrennt und werden die beiden Positionen ausschreiben“, so Stauder.

Die Vorstandssuche wird nach objektiven Kriterien und zum Wohle der Bank erfolgen. Der eingeleitete Neustart soll mit einem Vorstandsteam fortgesetzt werden, das die Neuausrichtung des Unternehmens unter dem Vorsitz von Markus Jochum umsetzt. Die neuen Vorstandsmitglieder sollen bis Mai 2011 nach einer öffentlichen Ausschreibung bestellt werden. Bis zu dieser Zeit wird der Bereichsleiter „Treasury“ Hans-Peter Hörtnagl den Vorstandsvorsitzenden unterstützen.

Die Strategie umfasst die Konzentration auf den Kernmarkt Tirol, Südtirol und Trentino. Dort soll die Landesbank als regionaler Geld- und Finanzpartner für die Bevölkerung und die Wirtschaft spürbar sein. Die Hypo Tirol Bank strebt ein ausgewogenes Ertrags-Risiko Verhältnis an, um die Eigenständigkeit mit ausreichend Eigenkapital abzusichern.

Reaktionen:
LH Günther Platter: „Für mich als Eigentümervertreter ist diese Entwicklung wenig erfreulich. Es ist evident, dass die Risikoeinschätzung in der Vergangenheit nicht so war, wie sie sein sollte. Hiermit ist ein klarer Schlussstrich gesetzt. Jetzt gilt es, gemeinsam nach vorne blicken und die eingeschlagene Strategie – zurück zum Kernmarkt Tirol – fortzusetzen. Mit Markus Jochum ist auch ein neuer Chef am Werk, der sich zu diesem Tiroler Weg zu 100 Prozent bekennt und diesen gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Landesbank sehr erfolgreich umsetzt.“

Fritz Dinkhauser: „Tirols Bürger erleben den Niedergang eines ihrer Flagschiffe, der Landesbank Hypo Tirol. Die Situation ist dramatischer als angenommen. Die Hypo Bank steht vor dem Abgrund und hat ihr Vertrauen verspielt. Das Image des Landes Tirol wird damit schwer erschüttert. Es geht um 100 % Eigentum der Tiroler, mit dem grob fahrlässig umgegangen worden ist. Auch jetzt ist kein Ende abzusehen, weil wir nicht wissen, welche Leichen im Keller der Hypo noch liegen. Angesichts der Milliarden an Derivaten und Swaps kann noch einiges auf die Tiroler zukommen“, erklärt LA Fritz Dinkhauser. „Wir haben die Probleme bei der Landesbank Hypo Tirol vor zwei Jahren aufgezeigt und sind als Miesmacher gescholten worden. Landeshauptmann Platter hat im Landtag sogar gesagt, die Bank sei gut aufgestellt. Jetzt zeigt sich einmal mehr, das alle unsere Befürchtungen berechtigt waren. Landeshauptmann Platter als Eigentümer-Vertreter hat sich geweigert, die vom Volk gewählten Abgeordneten des Landtages offen und ehrlich zu informieren. Diese ÖVP-SPÖ Landesregierung hinterlässt einen Scherbenhaufen, der nicht wiedergutzumachen ist. Für das Hypo-Fiasko müssen Landeshauptmann Platter und der ehemalige Aufsichtsrat die Verantwortung übernehmen. 72 Millionen Euro im Jahr 2009, 70 Millionen Euro im Jahr 2010, das sind mehr als 140 Millionen Euro an Abschreibungen in zwei Jahren. Das sind knapp 2 Milliarden Schilling! In anderen Ländern treten Regierungen nach so einem Debakel zurück“, stellt LA Dinkhauser klar.

Grüne: „Ich frage mich schon, was die Bankenaufsicht und die Bankenprüfer in der Hypo Tirol machen, außer Lachsbrötchen zu essen“ wundert sich der GRÜNE Landtagsabgeordnete Gebi Mair. Weder den Prüfern noch dem Vorstand will aufgefallen sein, dass sich weitere Millionenlöcher in der Tiroler Landesbank befinden. Im Bankwesen werde offenbar weiter ohne Transparenz und Kontrolle gearbeitet, als habe es keine Krise gegeben.
Klubobmann Georg Willi macht die GRÜNE Linie deutlich: „Es ist gut, dass sich die Hypo von zwei der verantwortlichen Vorstände getrennt hat. Diese Chance zum Neustart sollte man nun nutzen und den Vorstand von 3 auf 2 Mitglieder verkleinern.“ Die Hypobank solle insgesamt verkleinert und restrukturiert werden, da passe ein kleinerer und damit auch günstiger Vorstand gut dazu. „Kleinere Gewinne, kleinerer Vorstand“, meinen Georg Willi und Gebi Mair. Außerdem sei ein Zweiervorstand, wie ihn beispielsweise auch die BTV aufweise, innerhalb des Vorstands Garant dafür, dass es mehr Verantwortung gebe und sich niemand auf die anderen beiden ausreden könne."

Keine leichte Aufgabe: Hypo-Bank-Aufsichtsratvorsitzender Willi Stauder | Foto: Archiv
Kassasturz beendet: Dr. Markus Jochum | Foto: Archiv
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