Schwerpunkt Lehre
Schuhmacher ist bald aussterbender Beruf
Bei seinem Vater lernte der Bad Bleiberger Sepp Götz seine ersten Schritte als Schuhmacher.
BAD BLEIBERG (nic). Es ist ein altes, traditionsreiches Handwerk, doch die Wertschätzung für die Arbeit der Schuhmacher ist in der heutigen Zeit weitgehend verloren gegangen. Das weiß auch Josef Götz. Als Schuhmachermeister betreibt er die vom Vater übernommene Werkstatt im Bleiberger Hochtal im Nebenerwerb. Seinen Lebensunterhalt verdient er beim Stadtgarten in Villach. Zwar hatte er schon als Elfjähriger dem Vater in den Ferien immer wieder über die Schultern geschaut, doch Diskussionen über die Berufswahl wären ohnehin nicht möglich gewesen.
Lehre in Villach
Also fuhr der 15-jährige Bursche mit seinen Arbeitsstiefeln und der kürzeren Hose jeden Tag mit dem Bus nach Villach zur Lehre. Da unten in der Stadt war er eher ein Außenseiter, dem man von Weitem ansah: "Der kommt vom Berg!". "Dass ich schon Vorkenntnisse hatte, nutzte mir gar nichts", weiß er noch wie gestern. "Das Reinigen der Werkstatt und der Maschinen gehörte erst mal zu meinen wichtigsten Aufgaben." Dennoch ist die Erinnerung an die Lehrzeit auch heute, wo die meisten Kollegen und der Chef bereits nicht mehr leben, von tiefer Dankbarkeit geprägt. "Ich habe viel gelernt und die Chance, mir etwas abzuschauen stets genutzt. Der Lehrmeister war streng, aber gerecht!"
Handwerk fürs Leben
Zwei Monate im Jahr fand der Berufsschulunterricht in Fürstenfeld statt. Die Gesellenprüfung konnte der Bleiberger aber in Klagenfurt ablegen. zur Meisterprüfung musste er danach wieder in die Steiermark. Dann, als aus dem Orthopädieschuhmachergesellen ein Schuhmachermeister wurde, der auch heute noch mit Leidenschaft Schuhe fertigt. Die Gailtaler Stiefel und der Dobratsch-Scherfl sind seine Markenzeichen. "Gerade das Anfertigen von Schuhen ist schwere Arbeit und braucht Geduld", weiß Götz nur zu gut. Und leben kann kaum ein Schuhmacher davon – auch nicht von guten Reparaturen. Meist werden die Schuhe lieber entsorgt, wenn sie einen Mangel haben.
Kein Nachfolger
Ein eigener Lehrling kam für Sepp Götz nie in Frage, da er nur nach Feierabend in seiner Werkstatt ist. Auch bei den Kollegen hört er immer wieder, dass weder Bedarf, noch Nachfrage nach der Schuhmacherausbildung besteht. "Wir werden immer weniger", sagt er etwas traurig.
Steckbrief
Josef "Sepp" Götz
Geburtsort: Bad Bleiberg
Wohnorte: Bad Bleiberg und Villach
Lehre: mit 15 Jahren in Villach
Beruf: Schuhmachermeister, selbstständig seit über 25 Jahren
Tätigkeiten: arbeitete unter anderem auch bei der BBU im Bergbau in Bad Bleiberg und beim Stadtgarten vom Magistrat in Villach
Familie: Lebensgefährtin, ein erwachsener Sohn
Aktivitäten: bringt interessierten Menschen das Schusterhandwerk z. B. beim Brotfest im Lesachtal, in der Keltenwelt in Rosen und bei "Weihnachten im Park" live näher
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