Diözesanbischof Klaus Küng: Um gelebtes Christsein bemüht

Klaus Küng bei seiner Weihe zum Bischof von Feldkirch vor 25 Jahren. | Foto: zVg
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ST. PÖLTEN (jg). Mit einem Festgottesdienst feierte Klaus Küng im St. Pöltner Dom ein doppeltes Jubiläum: Vor 25 Jahren wurde er in Feldkirch zum Bischof geweiht, seit 10 Jahren ist er Bischof der Diözese St. Pölten. Den Bezirksblättern berichtete der Jubilar über seinen Werdegang, schwierige Aufgaben und neue Chancen.

1940 geboren, studierten Sie wie Ihr Vater zunächst Medizin. Was war der Hauptgrund, warum Sie sich letztlich gegen eine Tätigkeit als Arzt und für den Dienst in der Kirche entschieden haben?
Schon als junger Gymnasiast hegte ich den Wunsch, Medizin zu studieren. Das ist dann auch so gekommen. Es hat mir gut gefallen. Die Wende brachte die Begegnung mit Opus Dei in Wien. Dem Opus Dei gehören hauptsächlich Laien an, Männer und Frauen, die ihren Beruf ausüben und sich um ein konsequent gelebtes Christsein bemühen. Das zog mich an und hat mein Leben stark verändert. Damals habe ich den Entschluss gefasst, mein Leben in den Dienst Gottes zu stellen. Das bedeutete an sich nicht unbedingt das Ziel, Priester zu werden. Mein Medizinstudium habe ich beendet und ein Jahr als Arzt gewirkt. Als ich dann gefragt wurde, ob ich eventuell bereit wäre, Priester zu werden, habe ich sofort Ja gesagt. Ich dachte mir: Ärzte gibt es viele, Priester nur wenige.
Vor 25 Jahren wurden Sie in Feldkirch zum Bischof geweiht. „Die Ernennung war für mich keine einfache Sache. Ich wusste, dass mich eine schwierige Aufgabe erwartete“, werden Sie in einer Presseaussendung zitiert. Welche Aufgaben waren das?
Das war in der Tat nicht einfach. Die Gründe sind vielfältig: Zum einen war schon damals – vor 25 Jahren – die Umbruchsituation in Kirche und Gesellschaft voll im Gange. Zum anderen bestand, bedingt durch die unterschiedlichen Reaktionsmuster auf die Herausforderungen der Seelsorge heute, eine starke Polarisierung im Klerus und unter den Gläubigen. Zudem wurden im Warten auf einen neuen Bischof und durch die damit verbundenen Auseinandersetzungen die Gräben zwischen den Lagern noch tiefer und ich kam von Außen. Ich musste das Land, die Verhältnisse, die Probleme kennenlernen. Ich war zwar tief in meine Heimat verwurzelt, hatte aber vorher fast 30 Jahre in Innsbruck, Wien und Rom gelebt und war auf einem außergewöhnlichem Weg Priester geworden. Ich kannte daher nur wenige der Vorarlberger Priester und die meisten von ihnen kannten mich nicht. Zugleich musste ich das Vertrauen der Gläubigen gewinnen, mir aber die Freiheit bewahren, um nach und nach die Leitungsaufgaben wahrnehmen zu können. Wahr ist auch, dass ich von Anfang an Menschen fand, die mich voll und ganz unterstützten und auf die ich bauen konnte. Aber es war ein großes Abenteuer, ein schönes, sage ich heute.
Nach St. Pölten kamen Sie im Juli 2004 vorerst als Apostolischer Visitator, um die Situation im Priesterseminar, das sich mit Vorwürfen der Kinderpornografie und Homosexualität konfrontiert sah, zu klären. Ich nehme an, das war eine der schwierigen Aufgaben?
In der Tat war dies eine schwierige Aufgabe. Es bestand ein unglaublich starker Druck nach rascher Klärung seitens der Medien und der gesamten Öffentlichkeit; Auch hier war eine sehr starke Polarisierung im Klerus und der ganzen Diözese entstanden, was unter anderem auch die Wahrheitsfindung sehr erschwerte. Die Erfahrungen der Jahre zuvor – in Vorarlberg – waren mir dabei freilich eine große Hilfe.
Nur kurze Zeit später, im Oktober 2004, wurden Sie zum Bischof der Diözese St. Pölten ernannt und haben damit Feldkirch, wo Sie bis dahin als Bischof tätig waren, verlassen.
Es ist mir sehr schwer gefallen, von der Diözese Feldkirch weg zu gehen. Wenn man als Bischof so viele Jahre an einem Ort tätig ist, entsteht eine tiefe Verbundenheit mit Land und Leuten. Ich bin nach St. Pölten gegangen, weil dies Papst Johannes Paul II. gewollt hat. Der Wechsel in eine andere Diözese bedeutet schon deshalb eine große Anstrengung, weil man alles neu kennenlernen muss. Schwierig und mühsam waren dann in St. Pölten die Aufarbeitung der Vorfälle im Zusammenhang mit dem Priesterseminar und die Einleitung eines Heilungsvorganges im gestörten Miteinander des Klerus und der Diözese.
Schwierigkeiten, mit denen sich die römisch katholische Kirche allgemein konfrontiert sieht, betreffen die rückgängige Zahl der Gläubigen sowie der Priester. Steckt die Diözese St. Pölten dahingehend in einer Krise?
Ganz Österreich ist ein Land mit alter christlicher Tradition und mit einem seit Jahrhunderten bestehendem dichten Pfarrnetz sowie einer großen Zahl respektabler kirchlicher Einrichtungen. Bedingt durch viele Faktoren – Veränderung der Lebensverhältnisse, große Mobilität, Einfluss der Medien, Wohlstand mit ständigem Konsumangebot und Freizeitindustrie – ist die Glaubenspraxis in den letzten Jahrzehnten stark zurück gegangen, wodurch die Verhältnisse in Bezug auf Religion und Lebenseinstellung nicht nur in den Schulen und den Pfarren, sondern vor allem auch in den Familien ganz andere geworden sind. Noch vor 40 bis 50 Jahren gab es, insbesondere im dörflichen und kleinstädtischen Umfeld, eine gewissermaßen selbstverständliche religiöse Praxis der großen Mehrheit der Bevölkerung. Jetzt müssen wir Christen lernen, unter ganz anderen Gegebenheiten christlich zu leben. Wir müssen den Weg zu einer neuen Art des Christ- und des Kircheseins finden. Das ist eine starke Herausforderung, die auch neue Chancen enthält, aber auch Schwierigkeiten mit sich bringt. Das alles gilt auch für die Diözese St. Pölten.
Der Ruf nach Reformen, etwa die Aufhebung des Pflichtzölibats, wurde zuletzt lauter. In Papst Franziskus werden dahingehend Hoffnungen gesetzt. Als Opus-Dei-Mitglied gelten Sie als eher konservativ, das Zölibat werde laut Ihnen „dringend gebraucht“. Wie könnte es Ihrer Meinung nach gelingen, Menschen sowohl als Gläubige als auch als Priester für die katholische Kirche zu begeistern?
Menschen müssen von Neuem Gott, insbesondere Christus als Weg zu Gott und Erlöser entdecken. Es bestehen Hoffnungszeichen, dass dies schon im Gang ist. So gibt es in den letzten Jahren einen Trend zur Pilgerschaft. Viele spüren die Notwendigkeit, in sich zu gehen, weil ohne Gott das Leben nicht gelingen kann. Manche geistliche Zentren sind anziehend: Ein Beispiel ist das Stift Heiligenkreuz. Auch bezüglich Familie und Jugend kann man eine Art Sammelbewegung beobachten. Bis jetzt sind es meist nur kleine Gruppen. Aber sie besitzen Ausstrahlung und wachsen.
Die Erneuerung entsteht aus der Erfahrung der Hilfe, oft auch der Heilung, die von Gott kommt. Papst Franziskus führt uns auf diese Wege. Und dort, wo der Glaube erwacht, entstehen christliche Familien, auch geistliche Berufe.
Welche der von Ihnen ins Auge gefassten Aufgaben konnten Sie seit Ihrer Weihe im Jahr 1989 mitunter in St. Pölten erfolgreich lösen?
Mir scheint, dass ich sowohl in Feldkirch als auch in St. Pölten zur Befriedung beitragen konnte. Ich weiß auch von manchen Früchten, die im Laufe der Jahre gewachsen sind: Junge Familien, die zu einem tieferen Glauben gefunden haben, auch junge Menschen die einen geistlichen Beruf ergriffen haben. Ich bin für diese Jahre als Bischof sehr dankbar. Sie waren intensiv, manchmal mühsam, aber auch schön.
Welchen Aufgaben blicken Sie in den kommenden zehn Jahren in St. Pölten frohen Mutes entgegen?
Ich bin davon überzeugt, dass es nach und nach gelingen wird, die Grundlage für eine neue Verkündigung zu schaffen. Ich weiß nicht, in wieweit ich das Aufgehen der Saat selbst erleben darf. Aber es gibt eine ganze Reihe hoffnungsvoller Keime, die eine gute Ernte versprechen.

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