Glanzstoff: "Eines der spannendsten Stücke, die ich je aufführen durfte"

Felix Mitterer und Renate Aichinger in der Ruine der Glanzstoff-Fabrik in St. Pölten. | Foto: Landestheater Niederösterreich

ST. PÖLTEN (jg). "Glanzstoff" von Felix Mitterer erzählt die turbulente Geschichte der Fabrik, die die Stadt St. Pölten wohl wie keine andere geprägt hat. Figuren aus den unterschiedlichen Epochen werden bei diesem einmaligen Bürgertheater-Projekt unter der Leitung von Renate Aichinge zu Wort kommen, Stationen werden theatral wiederbelebt. Das Publikum wandert duch das Industriedenkmal, das im Mittelpunkt steht, atmet Luft aus alten Zeiten und trifft auf Menschen, die diesen ehemaligen größten Arbeitgeber in St. Pölten zu dem gemacht haben, das den Stoff für die diesjährige Bürgertheaterproduktion des Landestheaters Niederösterreich liefert.

Heute findet die Uraufführung des Stücks statt. Wir haben uns vorab mit Felix Mitterer über die Produktion und die Eindrücke, die der Autor bei seinen Recherchen gesammelt hat, unterhalten.

Heute findet die Uraufführung des Stücks statt. Sind Sie nervös?
"Weniger als die Schauspieler, ich war als Schauspieler immer sehr nervös. Aber es ist sehr spannend, weil die Produktion als Bürgertheater, bei dem sich Laien zusammentun, um in einer Fabrik ein Theater aufzuführen, ungewöhnlich ist. Deshalb bin ich vermutlich nervöser als sonst."
War Ihnen die Glanzstoff, bevor Sie an dem Stück zu arbeiten begonnen haben, ein Begriff?
"Ich muss gestehen, überhaupt nicht. Ich bin ja ein Tiroler, der 15 Jahre in Irland verbracht hat. Als mir aber vorgeschlagen wurde, an der Produktion mitzuwirken, habe mich daran erinnert, dass es früher gerochen hat, als man mit dem Zug an St. Pölten vorbeigefahren ist.
Wie kam es dazu, dass Sie das Stück geschrieben haben?
"Bettina Hering hat mich gefragt, ob mich das Thema interessieren würde. Ich hab das auf der Stelle sehr spannend gefunden. Bürgertheater beziehungsweise Volkstheater ist ja das, was ich mein Leben lang gemacht habe. Das war mir immer ein großes Herzensanliegen."
Es war also von Anfang an klar, dass es sich um eine Bürgertheaterproduktion handeln wird?
"Ja. Und spannend daran war, dass sich ehemalige Mitarbeiter gemeldet haben, um mitzuwirken."
Hat Sie das Wissen, dass Ihr Stück letztlich von Laien aufgeführt wird, beim Schreiben beeinflusst?
"Eigentlich nicht, was damit zu tun hat, dass ich mich auf die Geschichten konzentriert habe, die letztlich die Geschichte der Glanzstoff erzählen. Dabei war es mir wichtig, Menschen zu finden, die nicht nur für die Glanzstoff wichtig waren, sondern auch für die Geschichte Österreichs. Zum Beispiel Maria Emhart oder Widerstandskämpfer, die am Ende des Zweiten Weltkrieges die Stadt kampflos an die Rote Armee übergeben wollten. Das waren Bauern aus der Umgebung und auch Glanstoff-Mitarbeiter, die letztlich leider verraten und erschossen wurden. Und noch etwas: Eines Tages spricht mich im Wiener Volkstheater Maria Urban an, und sagt, 'Du schreibst ja ein Stück über die Glanzstoff. Darf ich dir sagen, dass ich die Enkelin des Firmengründers Johann Urban bin.' Das ist eine wunderschöne und bewegende Klammer."
Wie haben Sie recherchiert?
"Sepp Gruber von der Betriebsseelsorge hat uns sehr viel geholfen, der war eine Fundgrube. Wichtig war auch Erich Strasser, der Betriebsrat und Personalchef der Firma war. Und dann noch Heinrich Kleinbauer, der Mitte der 1950er Jahre noch die Usia-Zeit erlebt hat und eine Legende ist unter den ehemaligen Arbeitern, weil er sich so eingesetzt hat für sie. Jeden den ich traf, der hat geschwärmt vom Heinrich Kleinbauer. Es war für mich spannend, diese Menschen kennenlernen zu dürfen. Dann gibt es ehemalige Mitarbeiter, die Material gesammelt haben über die Glanzstoff. Kiloweise. Die Materialien wurden mir quasi als Geschenk überreicht. Es ist eigentlich eine Gemeinschaftsarbeit zwischen den ehemaligen Mitarbeitern und mir und uns."
Was ist für Sie das Faszinierende an dem Stück beziehungsweise an der Glanzstoff selbst?
"Die Glanzstoff war einer der wichtigsten Arbeitgeber über 100 Jahre lang. So eine Zeitreise ist natürlich unglaublich faszinierend. Ich bin dann immer mehr darauf gekommen, wie bedeutend die Glanzstoff für St. Pölten war. Immer wieder taucht in den Betriebszeitungen der Begriff 'die Glanzstofffamilie' auf. Man war stolz auf die Glanzstoff. Viele Mitarbeiter waren aber auch gekränkt darüber, dass viele die Glanzstoff nur als stinkende Großfabrik wahrgenommen haben. Wobei der Firmengründer hat gewusst, dass es stinken wird, und hat die Fabrik auf der grünen Wiese errichten lassen. Die Stadt ist in all den Jahren aber um die Fabrik gewachsen. In Summe ist Glanzstoff eines der spannendsten Sücke, die ich je aufführen durfte."

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