Sinfonieorchester Herzogenburg feiert 15-jähriges Jubiläum

Foto: Gold
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HERZOGENBURG (jg). Mit dem Neujahrskonzert feiert das Herzogenburger Sinfonieorchester am 5. Jänner um 16 Uhr im Freizeitzentrum Herzogenburg das 15-jährige Bestandsjubiläum. Werner Hackl, Gründer und Obmann des Vereins, beschreibt im Gespräch mit den Bezirksblättern, welche Marktlücke er mit dem Orchester von Beginn an schließen wollte und was die nächsten 15 Jahre bringen sollen.

Wie und warum kam es zur Gründung des Herzogenburger Sinfonieorchesters?
Initiator war Probst Maximilian Fürnsinn. Ich war als Obmann des Vereins der Freunde Herzogenburgs mehrere Jahre Kulturchef der Stadt. Im Rahmen meiner Tätigkeit hat mich Probst Maximilian einmal gefragt, nachdem es früher das Orchester Amici Musici gegeben hatte, ob ich nicht wieder ein Orchester gründen kann. Mein Grundgedanke war: Wir haben in der Umgebung viele sehr gute Orchester, die eher klassische Musik spielen: Kammerorchester Traismauer, Tonkünstler, Kammerorchester Krems, Salonorchester Paudorf. Wenn ich auch Klassik spiele, konkurrenzieren wir uns und ich dachte nicht, dass ich mich mit Klassik profilieren kann. Daher wollte ich eine Marktlücke schließen, indem ich das spiele, was andere nicht spielen. Das ist die Operettenmusik – Strauß, Zierer, Ouvertüren – all das, was eigentlich die Philharmoniker spielen.
Für die Gründung war mir natürlich klar, dass ich eine erstklassige Qualität möchte. Als Dirigent fand ich Sandor Balogh. Als Leiter von Blaskapellen mit klassischer Ausbildung und jahrelanger Erfahrung in Kurorchestern hatte er eine riesen Erfahrung. Die Wahl fiel auf ihn, weil er der beste Dirigent war und die besten Voraussetzungen in der Zusammenarbeit mitbrachte, weil er viele Musiker kannte.
Innerhalb kürzester Zeit haben wir mit jungen Herzogenburgern das Orchester aufgebaut.

Das heißt, das Orchester setzt sich nicht nur aus Profimusikern zusammen?
Wir haben auch Laienmusiker, aber nur die besten, die in der Ausbildung stehen, die wahrscheinlich studieren werden. Also junge, aufstrebende, ausgewählte Talente, die wirklich ein hohes Können haben. Ziel des Orchesters ist es nämlich, jungen Talenten das Musizieren in einem sehr guten Orchester zu ermöglichen beziehungsweise auch solistisch aufzutreten. Wir haben viele Solisten gehabt, die heute profimäßig international unterwegs sind. Zum Beispiel die Veronika Weber aus Wilhelmsburg, die trat mit neun Jahren hier in Herzogenburg zum ersten Mal solistisch auf. Heute spielt sie in der Staatsoper und ist Absolventin der Meisterklasse auf der Hochschule. Sie ist ein gefeierter Star. Oder Trompeter Matthias Dockner aus Kuffern, der ist heute solistisch in der ganzen Welt unterwegs.

Wie ging es ab der Gründungsidee und dem Finden des Dirigenten weiter?
Wir haben eigentlich als Salonorchester begonnen. Also Klavier und 17 Musiker.

Gab es damals schon die Idee, aus dem Salonorchester ein Sinfonieorchester zu machen?
Nein, nicht konkret. Der Beginn war klein, aber schon mit dem Ziel auszubauen, immer besser zu werden. In den letzten Jahren ist es defakto so, dass sich sehr viele Leute aus Wien oder Jugendorchestern bei mir melden, und sagen, sie haben gehört, dass es hier ein sehr gutes Orchester gibt, und ob sie mitspielen können. Es ist so: Wenn hohe Qualität gespielt wird, kommen dementsprechend auch gute Leute. So ist es nicht mehr schwer, hervorragende Musiker für die Konzerte zu finden.

Spielen diese Musiker, die ja zum Teil Profimusiker sind und von der Musik leben, gratis? Wie wird das Sinfonieorchester finanziert?
Es werden alle gleich bezahlt. Es gibt keinen Unterschied zwischen Profi und Laie. Unterstützung gibt es von der Gemeinde. Die Einnahmen durch den Kartenverkauf sind hoch. Zudem gibt es Sponsoren.

Gelingt es, kostendeckend zu arbeiten? Ist das Orchester gewinnorientiert?
Mit den Sponsoren gelingt es, kostendeckend zu arbeiten. Ich strebe eine Gewinnorientierung an und ich komme dem schon sehr nahe. Der Abgang, der durch Subventionen und Sponsoren gedeckt wird, wird immer kleiner, vor allem durch die steigenden Zuschauerzahlen. Das erste Konzert war mit 150 Zuhörern quasi ausverkauft. Heuer stehen wir bei einer Zuhöhrerzahl von zirka 500, wobei es alle Jahre immer mehr werden.

Wie befriedigt man den Geschmack des Publikums? Versucht man, von allem ein bisschen etwas zu spielen oder gibt es ein anderes Rezept?
Der Dirigent hat ein fantastisches Gespür, was beim Publikum gut ankommt. Das weiß man, wenn man lange genug in diesem Metier tätig ist.

Haben Sie das von Ihnen angesprochene Ziel, immer besser zu werden, erreicht?
Nein. Wir wurden zwar immer besser, aber das Ziel habe ich nicht erreicht. In dem Moment wo ich sage, ich habe mein Ziel erreicht, habe ich einen Schritt zurück gemacht. Ich gehe in Schritten vorwärts, aber niemals zurück.

Hohe Qualität, immer besser werden – was ist das Erfolgsgeheimnis?
Die Musiker spüren, dass hier Musik gemacht wird, dass es ein herrliches Programm gibt, das sehr gut erarbeitet wird. Das Publikum hat auch gemerkt, dass da eine musikalische Substanz da ist.

Lässt sich das Erfolgsrezept mit dem Wort Begeisterung – sowohl im Publikum als auch im Orchster – knapp umreissen?
Ja. Die Freude am Musizieren und am Musikhören ist da.

Was sollen die nächsten 15 Jahre für das Herzogenburger Sinfonieorchester bringen?
Wenn Sie sagen 15 Jahre, dann sag ich Ihnen, dass ich nächstes Jahr 70 werde.

Die ersten 100 Jahre sind bekanntlich schwer.
Hahaha! Ein paar Jahre mache ich es noch. Dann muss irgendwann jemand in meine Fußstapfen treten, weil ewig kann ich es nicht machen.

Was sollen die nächsten Jahre bringen, solange Sie noch als Obmann tätig sind?
Ich möchte einfach haben, dass junge Musiker im Traisental eine Zukunft haben. Mein Ideal wäre ein zentrales Orchester Traisental, wo quasi als Vorschule zu den Tonkünstlern das Orchesterspiel geprobt werden kann. Da könnten sich Gemeinden zusammentun. Das wäre ganz interessant, weil in dieser Richtung auch Defizite bestehen.

Welche Defizite?
Gemeinden stecken Millionen in die Ausbildung junger Musiker. Mit 15 Jahren passiert aber etwas: Die Jugendlichen hören mit der Schule und gleichzeitig auch mit der Musikschule auf. Dann kommt der Beruf, der junge Musiker ist aber nicht so gut, dass er in einem Orchester mitspielen kann. Schüler werden da ein bisschen alleine gelassen. Viele Talente gehen da verloren.

Gibt es dahingehend ein Nachwuchsproblem für Orchester?
Ja, aber nicht nur in den Orchestern. Auch Chöre bekommen kaum Nachwuchs. In der Orchesterwerkstatt oder in einem zentralen Orchester müsste natürlich die Stückauswahl an das Interesse der jungen Musiker angepasst sein. Es müsste etwas interessantes für junge Sänger und Musiker geboten werden. Das fehlt. Könnte man diese Lücke füllen, kommt der Nachwuchs für Orchester und Chöre wieder.

Ließe sich ein zentrales Orchester überhaupt finanzieren?
Genau in diesen Bereichen wird viel gespart. Nicht am Sektor der Blasmusik, weil dort hat sich ein System entwickelt, durch das die Kapellen erhalten bleiben – durch Spenden aus der Bevölkerung etwa. Am klassischen Sektor weiß man, dass es überall Probleme gibt.

Also Probleme gibt es demnach eher am Profisektor? Blasmusik wird ja meist als Hobby betrieben.
Ein Hobby, das finanziell unterstützt wird. Auch durch Gemeinden. Natürlich, Blasmusikkapellen treten auch viel auf. Aber das Interesse an Klassik ist nicht so sehr ausgeprägt wie für Blasmusik. Wenn die Paldauer heute ein Konzert machen, ist eine Halle mit 2000 Leuten voll. Ein hervorragendes klassisches Orchester kann sich manchmal über 150 Leute freuen. Letztlich muss die Musik dem Publikum gefallen. Ich kann mit einem Orchester nur überleben, wenn ich mich nach den Wünschen des Publikums richte, wenn ich das spiele, was das Publikum hören will.

Läuft man da nicht Gefahr, dass diese hohe Musik, wie sie von Sinfonieorchestern interpretiert wird, angesichts von Ö3 und Volkstümlicher Musik verloren geht?
Nein, die geht nicht verloren. Wenn Leute diese Musik hören, rennt ihnen die Ganslhaut auf. Nur: man muss sie dazu bringen, dass sie diese Musik hören. Das Neujahrskonzert des Sinfonieorchesters Herzogenburg ist dahingehend eine fixe Institution.

Zur Sache:

Das Herzogenburger Sinfonieorchester wurde 1999 als Herzogenburger Salonorchester gegründet und besteht derzeit aus etwa 45 Musikern. Der musikalische Schwerpunkt liegt auf der Wiener Unterhaltungsmusik. Das 15. Neujahrskonzert findet am 5. Jänner um 16 Uhr im Freizeitzentrum Herzogenburg statt.

Herzogenburger Sinfonieorchester

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