Wenn man hört, wie die Zeit vergeht

- <b>Uhrmachermeister Friedrich Pfeffel</b> hat sein Hobby zum Beruf gemacht.
- hochgeladen von Michael Holzmann
Irgendwann ist für jede Uhr die Zeit abgelaufen. Uhrmacher Friedrich Pfeffel hat sich auf die Restaurierung alter Zeitmesser spezialisiert.
NEULENGBACH (mh). Auf Wachhündin "Stubsi" kann sich Uhrmacher Friedrich Pfeffel verlassen. Betritt ein Fremder in seinem Geschäft am Neulengbacher Hauptplatz den Bereich, der eigentlich seinen Mitarbeitern vorbehalten ist, schlägt sie mit lautem Bellen Alarm – auch bei Bezirksblätter-Redakteuren gibt es keine Ausnahme. "Das hat ihr keiner beigebracht, das macht sie ganz von selbst", grinst Pfeffel. Dass sich der Juwelier und Uhrmachermeister auf die Restaurierung und Wiederinstandsetzung verschiedenster Zeitmesser spezialisiert hat, ist in seiner Werkstatt nicht zu übersehen. Wanduhren aller Größen hängen an jedem freien Quadratzentimeter und warten auf Reparatur oder Abholung. "Wir reparieren alte mechanische Uhren aller Art von der kleinsten Miniaturuhr bis zur größten Kirchenuhr."
„Uhr ist wie Lebewesen“
Was 1980 in einer kleinen Wohnung in Murstetten begonnen hatte, ist heute ein respektables Geschäftslokal im Zentrum der Stadt im Wienerwald. "Ich habe mich schon für alte Uhren interessiert, als ich noch gelernt habe", sagt der Unternehmer. "Heute kommen zu uns Kunden aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und sogar aus Oberösterreich." Warum immer mehr Leute die Liebe zu alten mechanischen Uhren entdecken und der Elektronik vorziehen, ist für Friedrich Pfeffel klar: "Es ist schön, wenn man hört, wie die Zeit vergeht. Man hört das Ticken oder das Schlagen. Das ist etwas anderes, als ein elektronisches Klacken. Eine mechanische Uhr ist wie ein Lebewesen, das sich bewegt."
Reparaturen ohne Altersgrenze
Zu Pfeffels spektakulärsten Aufträgen zählen eine Taschenuhr aus dem Jahr 1802 und eine Wanduhr, die um 1780 konstruiert wurde. Eine „Altergrenze“ gibt es für den Uhrmacher aus Leidenschaft bei der Reparatur mechanischer Uhren im Gegensatz zu ihren elektronischen Nachfahren nicht: „Wenn der Elektronikteil nicht mehr produziert wird, dann ist die Uhr gestorben. Eine mechanische Uhr ist nie gestorben, auch wenn sie 200 Jahre alt ist. Wenn ein Radl kaputt ist, kann man ein neues machen."
Berufung statt Beruf
Das Geheimnis seines Erfolges sieht der Spezialist für antike Uhren in seiner Arbeitseinstellung: "Ein guter Uhrmacher braucht vor allem Liebe. Für mich ist meine Arbeit kein Beruf, sondern eine Berufung. Wenn ich heute eine 300 Jahre alte Uhr repariere und wieder zum Gehen bringe, dann macht mir das Spaß“, sagt Pfeffel. Auf übertriebene Pünktlichkeit legt der Uhrmacher übrigens keinen besonderes Wert: "Wenn eine mechanische Uhr um eine halbe Minute vorne oder hinten geht, ist das komplett wurscht. Wer so von der Zeit getrieben ist, dass er immer hundertprozentig pünktlich sein muss, der kann nicht glücklich sein.“



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