Verbindungsbahn in Hietzing
Eine Architektin hat ganz andere Pläne
Architektin Erika Artaker hat sich zum geplanten Umbau der Verbindungsbahn ihre eigenen Gedanken gemacht.
WIEN/HIETZING. „Wenn die Verbindungsbahn umgebaut wird, dann sollte es ein visionärer Entwurf sein, der Hietzing, Stadt Wien und ÖBB gleichermaßen bedient", sagt die Architektin und Künstlerin Erika Artaker, die in Speising wohnt. "Vor allem sollte der Umbau aber Teil einer Vision sein, um den zukünftigen Stadtverkehr positiv zu entwickeln."
Die Mutter eines Sohnes ist grundsätzlich ein großer Fan der S-Bahn, "weil sie die beste Verbindung in die Innenstadt ist". Mit dem aktuellen Halbstundentakt kann sie gut leben – am geplanten Ausbau der Bahnstrecke kritisiert sie aber die geplante Auflassung aller Bahnschranken. "So ein Eingriff muss eine Verbesserung bringen – und nicht Betonschneisen und Brückenbauten, für die rund 1.000 Bäume gefällt werden und die das Überqueren im dicht besiedelten Hietzing zur Herausforderung für alle anderen Verkehrsteilnehmer machen."
Lebensqualität statt Graffiti
Die Architektin wünscht sich durch den Umbau eine höhere Lebensqualität für den Bezirk. "Der zeitlich, technisch und finanziell aufwendige Umbau bewirkt aber das genaue Gegenteil, weil Hietzing dadurch zweigeteilt wird. Daran ändern auch die Lärmschutzwände wenig – irgendwann werden die bloß mit Graffiti versehen."
Artaker wünscht sich einen Umbau, der an die Eigenheiten des Bezirks angepasst ist, etwa mit einer teilweisen Tieferlegung und einer Brücke in Höhe der Schrutkagasse. Die frei werdenden Flächen könnten in eine Erholungszone samt Cafés und kleinen Geschäften verwandelt werden, auch für einen Radweg von Meidling über Hietzing bis ins Wiental wäre genügend Platz.
Ein S-Bahn-Ring um Wien?
Laut Artaker sollte die Stadt auf den Lückenschluss des S-Bahn-Rings um Wien bestehen, der in den aktuellen Plänen nicht vorgesehen ist – er hätte eine Entlastung sämtlicher U-Bahnen zur Folge. „Dass der Öffi-Verkehr mit so einem aufwendigen Infrastrukturprojekt wie dem Umbau der Verbindungsbahn ordentlich profitieren sollte, liegt doch auf der Hand."
Artaker hat viele Jahre in anderen Städten von New York bis Peking gelebt, sie wünscht sich eine Vision für Wien. „Holländische Städte sind für ihre Bewohnerinnen und Bewohner gebaut und nicht für die Baubranche. Wien profitiert auch heute noch von den visionären Bauten großer Architekten", sagt Artaker und blickt über die Gleise in Richtung Otto-Wagner-Kirche am Steinhof. "Wir hätten die einmalige Chance, die Verbindungsbahn zu einem visionären und zugleich klimagerechten Zukunftsprojekt zu machen, das auch in 100 Jahren noch als Vorzeigebeispiel für den Wandel hin zu nachhaltigem Lebensstil und guter Lebensqualität steht. Das müsste man nur wollen."
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