Wiener Tierschutzverein: Franz von Assisi aus Wien
Franz hat eine Leidenschaft: Das Retten von Tieren in Not. Beim Wiener Tierschutzverein hat er seine Passion zum Beruf gemacht. Die bz hat ihn besucht:
WIEN. Tierlieb war Franz L. immer schon: Schon als Kind rettete er verunglückte Tiere beim Spielen in seinem Heimatbezirk Alsergrund. Irgendwann stieß er auf eine Jobannonce vom Wiener Tierschutzverein, wo ein Tierretter gesucht wurde. Seit über drei Jahren springt Franz nun schon in den Tierrettungswagen, wenn im Tierschutzhaus an der Wiener Stadtgrenze bei Vösendorf ein Notruf eingeht.
Gleich an seinem ersten Arbeitstag als hauptberuflicher Tierretter gab es einen kuriosen Einsatz: Aus dem benachbarten Kindergarten kam der Notruf, dass ein junger Reiher über den Spielplatz stakst. Nach einer aufregenden Rettungsaktion mit dem Käscher brachte man das verängstigte Tier auf dem Tierschutzhaus-eigenen Teich unter. Bald darauf stellte sich aber heraus, dass die Vogeleltern im Biotop neben dem Kindergarten Quartier bezogen hatten - also machte sich Franz mit dem Floß auf den Teich auf, um den Reiher wieder einzufangen und wohlbehalten nach Hause zu bringen.
Tränen werden nie zur Routine
Besonders traurig sind stets jene Einsätze, bei denen sich alte Menschen wegen Spitalsaufenthalten von ihren Tieren trennen müssen: Weil die Hunde oder Katzen meist instinktiv spüren, was nun folgt - und sich etwa hinter der Waschmaschine verstecken. So kommt auch bei solchen Wohnungseinsätzen manchmal der Käscher zum Einsatz. Bei Noteinsätzen dieser Art bekommt auch Franz regelmäßig feuchte Augen.
Seine Leidenschaft für Tiere hat Franz sogar schon bis nach Athen gebracht: Dort saß eine Hündin mit neun frisch geworfenen Welpen am Flughafen fest. Also machte sich Franz mit einer Kollegin auf den Weg nach Griechenland und brachte die Hundemama samt Nachwuchs auf dem Luftweg gesund ins Wiener Tierschutzhaus.
Manchmal erhält der 51jährige bei seinen Einsätzen auch spontanen Applaus: So etwa im vergangenen September am Stadlauer Mühlwasser, als ein Schwan einen Angelhaken verschluckt hatte. Seine Kollegin, eine Vogelexpertin, konnte das verängstigte Tier nur bis auf etwa zwei Meter anlocken, an ein Näherkommen war nicht zu denken. Also zog sich Franz kurzerhand bis auf die Unterwäsche aus und sprang zum überraschten Federvieh ins kalte Wasser. Als er den traurigen Schwan letztendlich aus dem Gewässer zog, brach bei den Umstehenden spontaner Jubel aus.
Sogar ein Alligator wurde gerettet
Die Wiener Tierrettung gibt es seit mittlerweile 135 Jahren. Angefangen hat alles mit notleidenden Zugpferden, von denen damals die gesamte Wirtschaft der Stadt abhing. Mit der Zeit wurden auch Hunde, Katzen und Vögel zu Patienten - und manchmal auch ein ausgewachsenes Krokodil: In einer Vitrine steht eine Urne mit der Asche von "Bobby" - der drei Meter lange Mississippi-Alligator lebte viele Jahre im Tierschutzhaus, bis er schließlich mit über 50 Jahren am Buck...Panzer starb.
Beim Rundgang durch das Tierschutzhaus begegnen uns immer wieder Menschen mit Hunden an der Leine, die eine sogenannte Betreuungspatenschaft übernehmen: Bei regelmäßigen Spaziergängen bringen sie so Abwechslung in den oft öden Tierheim-Alltag. Andere wollen fix einen Hund aus dem Tierheim bei sich Zuhause aufnehmen, aber zuvor während einiger Wochen testen, wie sich das Tier im Alltag verhält - dafür eignet sich die Patenschaft mit Fixübernahme. Im Außenbereich fallen die großen Teer-Seen auf, die überall auf dem Gelände aus dem Boden quillen. Grund: Auf dem Grundstück stand früher eine Öl-Raffinerie. Die Bemühungen des Tierschutzvereins, vom Grundeigentümer Stadt Wien eine Sanierung oder ein Ersatzgrundstück zugesprochen zu bekommen, sind bislang fehlgeschlagen.
Tierschutzverein-Präsidentin Madeleine Petrovic erzählt mit sorgenvoller Stimme: "Seit die offizielle Wiener Tierrettung im Jahr 2015 vom städtischen Tierquartier übernommen worden ist, reißt jeder Noteinsatz ein tiefes Loch in unser Budget, denn Subventionen gibt es für uns keine - wir sind allein auf Spenden angewiesen."
Beim Abschied bemerkt Franz, dass sein Einsatz als Tierretter in den allermeisten Fällen ein Happy-End hat - einmal sogar für ihn selber: Als nach einem Notruf ein herziger junger Zwergspitz gerettet worden ist, hat sich Franz sofort in das hilflose Fellknäuel verliebt - und ihn kurzerhand selbst adoptiert.
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