Früher wohlhabend, heute "obdachlos light"
Er war im Baugewerbe, verdiente gut, der bekannte Aussteiger lebt am Hauptplatz, schläft in seiner Wohnung.
WALDVIERTEL. Orange-gelbe Mütze, grauer Bart, zu jedermann freundlich, so kennt man ihn. Den ganzen Tag "residiert" er hier, trifft Leute, verbringt die Zeit in der Gemeinschaft der Bewohner die vorbeikommen. Vier Meter Länge, ein Meter Breite misst sein Leben da - eine Bank und eine Scheibtruhe (mit Namen drauf).
Die letzten Weihnachten war er bei seinem Bankerl, zwischen Telefonzelle und Weihnachtsbaum am Hauptplatz. Leute haben ihm Geschenke gebracht, warmes Essen, Bier... Auch der damalige Bürgermeister brachte ein Flascherl Wein vorbei.
Isak ist dort immer, auch am Hl. Abend. Aber heuer ist es anders, ab 20 Uhr beginnt auch am Hl. Abend die Ausgangssperre.
Isak heißt eigentlich Gerhard, ist ein Unikat in Gr. Siegharts. Fast jeder der vorbeifährt winkt ihm zu. Gerade bringt jemand eine schöne warme Jacke vorbei. Er legt sie zusammen. "Die muss ich waschen lassen, das macht die Nachbarin", er zahlt das, "denn sie muss ja auch das Waschpulver kaufen." Er bekommt einiges geschenkt, das legt er in seiner kleinen Wohnung alles schön geordnet übereinander. In der Mietwohnung raucht er niemals. "Sonst riechen ja die Sachen nach Rauch."
Früher gut verdient
Neben ihm ist seine Scheibtruhe, da hat er Bier gekauft und Weintrauben usw. Der Eigenbrötler landete hier, nachdem seine Freundin gestorben war und er durch Krankheit seinen Job verlor (sehr viel erzählt er nicht). Sein Leben geriet aus der Bahn.
Reich ist natürlich relativ. Aber gut verdient hat er früher schon, 40.000 ÖS monatlich, "80.000 bei einem doppelten Gehalt", wirft er ein. Damals hatte er einmal fast eine Million ÖS am Konto. Er besaß eine Eigentumswohnung. Die hat ihm ein Makler teuer verkauft (nicht ganz 600.000 ÖS). Er hat sie später mit großem Verlust verkauft. Heute lebt er in einer kleinen Mietwohnung.
"Er ist jemand, von dem du alles haben kannst. Einbrüche gibts da nicht, denn Isak sieht alles. Er passt auch auf die Kinder auf", erzählt uns eine Passantin. Als ein Mann von ihrem Kind (8) auf dem Schulweg vehement Geld verlangte, half er dem Buben (er hatte keins) und verscheuchte den Mann.
Seine Mutter ist Ende November gestorben. Isak steht auf der Parte, so nennen ihn alle seit der Kindheit, es ist eine Variante des biblischen Namens Isaac. Bedeutung: Gott lacht. Zu Weihnachten ist er heuer allein zuhause, ab 20 Uhr. "Leute legen Gegenstände aufs Bankerl - dort nimmt ihm keiner was weg", sagt die Passantin. Während wir frieren, zeigt er uns, warum ihm nicht kalt ist. "Man muss mehrere Schichten anziehen", lacht er. Er teilt gern und will uns passende Pullover zukommen lassen, damit wir es auch warm haben.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.