Horner Drucker proben den Aufstand ...

Die Druckerei Berger zählt zu den größten Arbeitgebern im Bezirk Horn mit 240 Beschäftigten. Die Beschäftigten dort haben seit über 2 Jahren keinen Kollektivvertrag. Dies bedeutet für die Kolleginnen und Kollegen einen enormen Kaufkraftverlust, da sie sich auf dem Lohnniveau von 2016 befinden. Trotz intensiver Bemühungen der Gewerkschaft GPA-djp und des Betriebsrates Manfred Popp und seinem Betriebsratsgremium, zeigen sich die Geschäftsleitung der Druckerei Berger und der anderen Rollenoffsetdruckereien wenig gesprächsbereit, diesen Zustand zu verändern. Der ÖGB Waldviertel-Süd und Regionalsekretär Franz Steindl erklären sich daher solidarisch und Unterstützen das Betriebsratsgremium und die Beschäftigten der Druckerei Berger bei ihren Forderungen.

Offener Brief an die Geschäftsleitung der Druckerei Berger Horn,
Leykam Let‘s Print, Oberndorfer Druckerei und NP Druck

Sehr geehrte Geschäftsleitung! 19.09.2018

Als Betriebsratsvorsitzende der oben angeführten Rollenoffsetdruckereiunternehmen,
denen Sie als Geschäftsführer in verantwortungsvoller Position vorstehen, sehen wir uns veranlasst diesen offenen Brief an Sie zu richten.

Seit 23. September 2016, nun schon fast zweit Jahre, ist der Kollektivvertrag des Grafischen Gewerbes wortwörtlich „unter Druck gekommen“, da die Mitglieder des Verband Druck & Medientechnik (freiwillige Vereinigung der Arbeitgeber in der Druckbranche) in einer außerordentlichen Hauptversammlung, mit Stimmenmehrheit eine Statutenänderung beschlossen haben.

Jene Statuten, die festschreiben, dass der Verband Druck & Medientechnik der Kollektivvertragspartner in der Sozialpartnerschaft mit der Gewerkschaft ist, wurden gestrichen. Der Abschluss von Kollektivverträgen ist dadurch nicht mehr die Aufgabe des Verband Druck & Medientechnik.

Ausschlaggebende fadenscheinige Begründung für diese Entscheidung des Verband Druck & Medientechnik war, dass die unternehmerischen Risiken bei der Anwendung des bestehenden Kollektivvertrages in Hinblick auf das novellierte Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz 2017 unabwägbar sind.

Mit einer Kundmachung im Wiener Amtsblatt am 14. Juni 2017 erlosch (seitens der Arbeitgeber ist der KV untergegangen) der Kollektivvertrag des Grafischen Gewerbes und das Verhandlungsmandat fällt an die Wirtschaftskammern der Bundesländer Fachgruppe Druck.

Fazit dieser leidigen Geschichte:

Seit 14. Juni 2017 werden in den Betrieben des Rolloffsetdrucks die neueintretenden MitarbeiterInnen mit Dienstverträgen auf betrieblicher Ebene schlechter gestellt. Die Lohnerhöhungen für 2017 und 2018, für die Kollegen die in der Nachwirkung des grafischen Kollektivvertrages sind, wurden nicht einmal ansatzweise gewährt.

Mit Enttäuschung und wachsenden Unmut stellen wir Betriebsratsvorsitzende und unsere Betriebsratsgremien fest, dass sie als verantwortliche Geschäftsführer bisher nur in  begrenzter Art und Weise Bereitschaft zeigen diese Situation für alle Beteiligten zu lösen.

Dieses Vorgehen akzeptieren wir nicht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rollenoffsetbetriebe werden auf der jeweiligen Homepage – wie folgt – gelobt:

Berger Horn

„Ihr persönlicher Drucker“. Bestens geschulte und hochmotivierte MitarbeiterInnen geben
unseren Kunden die Sicherheit, dass Ihre Wünsche und Anforderungen rasch, flexibel und
erfolgsorientiert umgesetzt werden. Die Abstimmung unserer gesamten Fertigung auf die
Produktschwerpunkte garantiert effizientes und professionelles Handeln in jeder Situation.

LEYKAM Let‘s Print

Bestens geschulte und hochmotivierte MitarbeiterInnen sind natürlich ein wesentlicher
Faktor unserer Philosophie der absoluten Kundenorientierung. Als führendes Unternehmen
der Druckbranche sehen wir es als unserer Pflicht, Verantwortung gegenüber Umwelt,
unseren Kunden, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der Gesellschaft
wahrzunehmen und orientieren unser ökonomisches Handeln an sozialen Werten.

Oberndorfer Druckerei

Spitzenleistungen im Druck lassen sich nur mit einem Spitzenteam realisieren.
Deshalb sind unsere Mitarbeiter die Besten. Nur mit ihnen, ihrer Erfahrung, ihrem Einsatz,
ihrer Flexibilität und mit ihren Ideen ist es möglich, individuelle Anforderungen zu erfüllen
und Top-Produkte hervorzubringen. Unser Team ist motiviert. Zum einen, weil das Know-how
in Schulungen und im Job ständig erweitert wird. Zum anderen, weil es ganz einfach
Spaß macht, in einem der besten und erfolgreichsten Unternehmen der Branche und beim
weltweiten Marktführer zu arbeiten. Und für Kunden, für die das Außergewöhnliche ganz
normal ist. Als Spezialisten für die Herstellung von Zeitschriften, Katalogen, Prospekten oder
Werbemitteln im mittleren bis hohen Auflagenbereich drucken wir für Auftraggeber aus
ganz Europa und den USA.

NP Druck

Wir sind einer der beliebtesten Arbeitgeber im Herzen Niederösterreichs. Unser wichtigstes
„Asset“ sind unsere höchst engagierten MitarbeiterInnen in sämtlichen
Unternehmensbereichen.

Als Arbeitgeber bieten wir:
- vielfältige Beschäftigungsfelder
- fachliche und persönliche Aus- und Weiterbildung
- attraktive Karriereperspektiven
- ein Betriebsklima mit Wohlfühlfaktor
- ein professionelles Arbeitsumfeld

Die Realität ist etwas ernüchternder. Sich nach außen hin mit seinen MitarbeiterInnen zu
rühmen aber anders zu handeln ist mehr als bedenklich.

Auch ist es keine Perspektive und sicher auf lange Sicht der falsche Weg, neueintretenden
MitarbeiterInnen und Mitarbeiter gegenüber den Kolleginnen und Kollegen die in der
Nachwirkung des grafischen Kollektivvertrages sind, so zu verschlechtern.

Des weiteren sehen wir in den abgesagten Terminen von Kollektivvertragsverhandlungen,
nur eine weitere Verschleppung und Hinhaltetaktik seitens der Arbeitgeber. Das Argument
„wir und die Gewerkschaft bewegen uns nicht“, können und wollen wir so nicht stehen
lassen. Wir sind sehr wohl bereit Kompromisse einzugehen, wenn sie sich in einem
erträglichen und argumentierbarem Rahmen bewegen. Zu einseitigen Verschlechterungen
für die Kolleginnen und Kollegen sind wir jedoch nicht bereit.

Daher fordern wir Betriebsratsvorsitzenden im Namen der durch uns vertretenden
Belegschaften die Geschäftsführer der Rollenoffsetdruckerein Österreichs auf, die längst
fälligen Lohnerhöhungen (Inflationsabgeltungen) für 2017/18 den Kollegen und Kolleginnen
die in der Nachwirkung des grafischen Kollektivvertrags sind zu gewähren.

Diese von Ihrer Seite zu treffenden Maßnahmen um den innerbetrieblichen Frieden zu
gewährleisten, sind die Voraussetzungen, um in Ruhe und seriös über einen neuen
grafischen Kollektivvertrag im Rollenoffsetbereich ernsthaft und konstruktiv zu verhandeln.

Am 4. Oktober 2018 ist eine Kollektivvertragsverhandlung des grafischen Gewerbes
Rollenoffsetzdruck vereinbart, die für die rund 900 Kollegen einen entscheidenden Weg
vorgeben wird.

Hochachtungsvoll

ZBR Leykam Lets Print
Franz Prohaska

BRV Oberndorfer Druckerei
Albert Weidenthaler

NP Druckbranche
Arb-BRV Hans Firlinger

NP Druckbranche
Ang-BRV Andreas Tesar

BRV Berger Horn-Brei
Manfred Popp