In den NÖ Kaffeehäusern herrscht zunehmend dicke Luft

Am 1. Oktober feiert man in Österreich wieder den „Tag des Kaffees“ mit einem bunten Veranstaltungsbogen rund um das beliebte Muntermacher-Getränk. Zum Feiern ist den 845 Kaffeehäusern in Niederösterreich mit ihren fast 2.500 Beschäftigten aus wirtschaftlicher Sicht freilich wenig zumute. Denn in der Szene gärt es. Von der bevorstehenden EU-Allergeninformationsverordnung über das geplante totale Rauchverbot bis zum fehlenden Fachpersonal – Friedrich Veit, Mitglied des Berufsgruppenausschusses der Kaffeehäuser Österreichs sowie des Fachgruppenausschusses der Hotellerie Niederösterreichs, spricht gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst aus, woran es in der Branche krankt und wo dringend Verbesserungen notwendig wären.

Nach der EU-Lebensmittelinformationsverordnung müssen die Konsumenten ab dem 13. Dezember 2014 auch bei unverpackten Lebensmitteln über allergene Inhaltsstoffe informiert werden. „Der Wirtschaftskammer ist es zwar gelungen, in Österreich die Möglichkeit einer mündlichen Informationsweitergabe durchzusetzen. Somit gilt die Informationspflicht als erfüllt, wenn an einer gut sichtbaren Stelle deutlich und gut lesbar ein Hinweis angebracht ist, dass die Informationen auf Nachfrage mündlich erhältlich sind“, so Friedrich Veit.

Es entsteht aber durch diese Verordnung den Gastronomen wieder ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand und viele befürchten, dass regionale Produkte durch industriell erzeugte und gekennzeichnete Ware ersetzt werden. Was aber die Branche besonders aufregt, ist der Umstand, dass Vereinsfeste, Clubbings und ähnliche Veranstaltungen nach derzeitigem Informationsstand von dieser Verordnung ausgenommen sind. Der Strafrahmen reicht bis zu 50.000 Euro.

Auch der Wandel des gesellschaftlichen Umfeldes mache sich in der Branche immer mehr bemerkbar. „Das Internet beeinflusst alle Lebensbereiche der Menschen, aber auch der gesteigerte Leistungsdruck von der Schule bis zum Berufsleben drückt sich im Konsum und Freizeitverhalten aus“, so Veit. „Vor allem der klassischen Gastronomie vom Restaurant bis zum Kaffeehaus fällt es schwer, die Web 3.0-Generation anzusprechen, und sie verliert in der Altersgruppe unter 30 kontinuierlich Gäste.“

Dazu kommt der Mangel an Mitarbeitern. „Immer weniger wollen es auf sich nehmen, gerade an Wochenenden und sonnigen Sommertagen zu arbeiten, während ihre Freunde feiern. Im klassischen Lehrberuf Kellner - jetzt Restaurantfachkraft - wird der Arbeitsmarkt zunehmend von Studenten und Quereinsteigern dominiert. Mit ungelernten Mitarbeitern wird es allerdings immer schwieriger, das gewünschte Qualitätsniveau zu halten.“

Ein weiteres Problem auch in dieser Branche sei die Reglementierungswut des Gesetzgebers. Dieser würde den kleinen und mittleren Unternehmen, vor allem in der Dienstleistung und in der Lebensmittelverarbeitung, immer mehr Steine in den Weg legen. „Hygienestandards, Evaluierungen und Sicherheitsmaßnahmen aus der Großindustrie werden vielfach auf Klein- und Kleinstbetriebe übertragen. Wo seit Generationen der Chef seine Gäste begrüßt hat, ist er mittlerweile dazu verdonnert, Listen zu schreiben, Protokolle zu führen, Messungen durchzuführen und in Schulungen zu sitzen, und hat daher immer weniger Zeit, sich um seine Gäste zu kümmern“, berichtet Friedrich Veit.

Dieser zeitliche Aufwand schlage sich auch in den Gewinnen der Branche nieder. Erst in der jüngsten Vergangenheit habe die Gastronomie schmerzliche Schläge einstecken müssen. Als Beispiele nennt Veit die „erzwungenen Investitionen“ in Raucher- und Nichtraucherzonen, Hygienemaßnahmen und Barrierefreiheit sowie höhere Energiepreise, Lohn- und Lohnnebenkosten sowie Kosten für Schulungen. Auf der anderen Seite sinken die Umsätze als Folge der zunehmenden Konkurrenz durch Tankstellen, Handelsketten und Vereine. „Diese Kosten-Ertrag-Schere geht immer mehr auf und macht die Eigenkapitaldecke vieler Gastronomiebetriebe immer dünner“, stellt Veit fest.

Er würde sich daher von der Politik ein klares Bekenntnis zur Erhaltung der Wirtshaus-, Restaurant- und Kaffeehauskultur wünschen. „Immerhin ist die Wiener Kaffeehauskultur seit 2011 Weltkulturerbe der UNESCO, die Österreichische Küche weltbekannt und auch unsere Fachkräfte und unser Know-how in aller Welt gefragt“, betont der Vertreter der Kaffeehäuser in der Wirtschaftskammer.

Mit zusätzlichen Belastungen und Verunsicherungen, wie dem Rauchergesetz, müsse jedenfalls endlich Schluss sein. „Denn nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, werden die klassischen Gastronomiebetriebe überleben können und weiterhin Kommunikationszentren in unseren Städten und Dörfern bleiben.“ (dsh)

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

3:57

Blick in die Sterne
Horoskop – so wird der Juni 2024

Ob Widder, Wassermann oder Skorpion – was der Juni für alle Sternzeichen bereithält, das weiß Astrologe Wilfried Weilandt. Gemeinsam mit Moderatorin Sandra Schütz hat er wieder in die Sterne geschaut. Auch unser "Promi des Monats" darf nicht fehlen: diesmal mit dabei ist Schlagerstar Natalie Holzner. ÖSTERREICH. Habt ihr gewusst, dass die Tage im Juni am längsten sind? Ja, die Sonne geht jetzt nämlich besonders früh auf und besonders spät wieder unter. Das heißt, wir haben viel Zeit, etwas zu...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter




Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.