Niederösterreichs Textilindustrie punktet mit Qualität und stetiger Weiterentwicklung
Obwohl die österreichische Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie im vergangenen Jahr einen Produktionsrückgang um bis zu 1,5 Prozent sowie einen Beschäftigungsrückgang um 6,4 Prozent hinnehmen musste, blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. „Fakt ist, wir schrumpfen langsam. Bereits 2015 hatten wir nämlich einen Produktionsrückgang um 0,8 Prozent und einen Beschäftigungsrückgang um 6,2 Prozent. Trotzdem macht sich das von Experten prognostizierte Wirtschaftswachstum seit Ende des Vorjahres verhalten bemerkbar“, teilt Helmut Müller, Fachvertretungsvorsitzender in der NÖ Wirtschaftskammer und Plant Manager der Firma Huyck Austria GmbH in Gloggnitz, dem NÖ Wirtschaftspressedienst mit. „Wir gewinnen nämlich wieder an Produktivität“, sagt er.
Niederösterreichs Betriebe punkten am internationalen Markt, trotz extrem angespannter weltpolitischer Lage, vor allem mit Spezialisierung, hoher Qualität, maximaler Haltbarkeit, bester Verarbeitung und fortlaufender Entwicklung sowie Service. „Die Textilindustrie investiert pro Jahr an die fünf bis zehn Prozent in die Weiterentwicklung neuer Produkte, wie etwa Hightech-Spezialstoffe für Funktionsbekleidung, damit wir weiterhin vorn mit dabei sein können“, so Helmut Müller. „Die Kunden wissen das sehr wohl zu schätzen, und sind auch bereit, einen etwas höheren Preis zu zahlen, weil ihnen klar ist, dass Fernost da überhaupt nicht mithalten kann.“ Vor allem die Berufsbekleidung mit ihren innovativen Produkten sei international besonders gefragt.
„Wir brauchen uns in unsere Branche nichts vorzumachen: Wer heute nicht imstande ist, seine Entwicklung voranzutreiben, den wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben“, ist der Kammerfunktionär überzeugt. Dazu gehöre natürlich auch die Ausbildung geeigneten Personals. Huyck. Wangner Austria hat derzeit 21 Lehrlinge, „weil uns klar ist“, so Müller, „dass der Erfolg eines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern steht oder fällt.“ Derzeit gibt es in Niederösterreich 50 Betriebe der Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederwarenindustrie, die 3.350 Mitarbeiter beschäftigen und davon 40 Lehrlinge ausbilden. Die meisten Lehrlinge, nämlich zwölf, erlernen den Beruf des Schuhmachers.
Die Aussichten für das heurige Jahr seien etwas besser als vor einem Jahr, meint Müller. „Die Auftragseingänge unserer Branche sind dennoch durchwachsen. Es gibt Betriebe, bei denen läuft es gut, bei anderen verhaltener. Dies hängt aber auch damit zusammen, dass etwa die Bekleidungs- und Schuhindustrie stark vom Saisongeschäft abhängig ist. Insgesamt ist alles kurzlebiger geworden. Aufträge auf Jahre hinaus gibt es nicht mehr. Auch der Preisdruck wird bleiben. Man wird vielleicht die Mengen bekommen, aber nicht den Preis. Deshalb setzen wir heuer mehr denn je auf Information und Verweis auf unsere Stärken. Außerdem bin ich davon überzeugt, das man mit den Maßnahmen, die jeder vorausschauende Erzeuger trifft, nämlich mit Lean Production, Industrie 4.0 und der Kombination höchster Produktivität mit höchster Qualität, konkurrenzfähig bleibt und sehr wohl gegen den einen oder anderen Billiganbieter bestehen kann, sofern man dementsprechend ausgerüstet ist.“ (dsh)
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