UPDATE-Tiwag in der Kritik
115 Bachforellen in trockengelegtem Bachbett verendet

Markus Wilhelm hat das Fischsterben an bzw. in der Fischwanderhilfe im Lehnbach dokumentiert.
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Am Lehnbach im Längenfelder Becken sind 115 Fische qualvoll verendet. Die Verantwortung will (bisher) keiner übernehmen.

LÄNGENFELD. Eigentlich wären die Stufen als fischfreundliche Verbindung zwischen Lehnbach und Ötztaler Ache gedacht gewesen, aber nun haben sie sich in Kombination mit der jährlichen Ableitung des Bachs unter Umständen als Todesfalle für die Wasserbewohner entpuppt: Wie Blogger Markus Wilhelm auf seiner Seite www.wasser-oetztal.at veröffentlicht hat, wurden vor wenigen Tagen -zig Fischleichen in dem Bereich entdeckt. Wenige Stunden nach Auffindung seien diese aber schon entfernt worden, wie Augenzeugen berichten.

Inzwischen fließt in den Windungen der Fischwanderhilfe wieder der Lehnbach. | Foto: Dorn
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Das Bauwerk wurde im Winter 2022/23 als eine von mehreren Ausgleichsmaßnahmen zur Erweiterung des Kühtaikraftwerks errichtet und als Renaturierungsmaßnahme vom Energiekonzern Tiwag beworben. "Die neuen Fischwanderhilfen verbinden das Gießensystem mit der Ötztaler Ache. Die beiden Lebensräume werden dadurch miteinander vernetzt und es entsteht neuer, wertvoller Fischlebensraum", versprach damals TIWAG-Projektleiter Klaus Feistmantl.

Die Tiwag als Fischer

Brisantes Detail am Rande: Wie viele andere Fischereigebiete hat der Energiekonzern auch jenes in Längenfeld gepachtet. Von Seiten der Behörden gibt man sich zumindest derzeit noch bedeckt: Von massivem Fischsterben könne überhaupt keine Rede sein, so der Längenfelder Bürgermeister Richard Grüner in einer ersten Stellungnahme. Gudrun Hofmann, Leiterin der Umweltabteilung der Bezirkshauptmannschaft Imst, erklärt auf Anfrage, sich zuerst mit der Causa befassen zu müssen.

Seit Jahrzehnten scheint es einen rechtsgültigen Bescheid von der BH Imst zu geben, alljährlich im Herbst den Lehnbach abzuleiten. "Wir müssen das Wasser im Herbst ableiten, weil uns das so vorgeschrieben wird. Die Restmenge ist irgendwo verhockt und da kann niemand etwas dafür", zieht sich Grüner als eigentlich zuständige Behörde aus der Verantwortung. "Das Fischsterben war heuer nicht zum ersten Mal und man hat schon öfter darauf aufmerksam gemacht", versteht dagegen der Sölder Fischereipächter Oswald Reinstadler nicht, dass niemand Bescheid gewusst haben wollte. Insgesamt sind 115 Fischkadaver im ganzen Bach verteilt gefunden worden, darunter anscheinend im unteren Bereich auch viele Muttertiere, die vermutlich zum Laichen in den Seitenbach geschwommen wären.

Dass der Bach von der Gemeinde trockengelegt wurde, habe er nicht gewusst, obwohl das eigentlich meldepflichtig wäre, erklärt Tiwag-Aufsichtsfischer Manfred Menghin: "Der Bach ist im Herbst trockengefallen und so sind die Fische gestorben. Wir sind momentan dabei, die Sache zu klären." Den Bericht habe die Behörde bereits erhalten, die nun weitere Schritte unternehmen wird. Scheiber zumindest gibt dem Bauwerk die Schuld: "Die Fische – und zwar alle – sind in der Fischwanderhilfe gelegen. Wäre die Fischwanderhilfe nicht gewesen, hätten die Fische in die Ötztaler Ache flüchten können."

Die nächste, ähnliche Fischwanderhilfe entsteht gerade wenige Meter weiter flussaufwärts. | Foto: Dorn
  • Die nächste, ähnliche Fischwanderhilfe entsteht gerade wenige Meter weiter flussaufwärts.
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Die Tiwag sieht sich in der Causa vor allem als Opfer, immerhin sei es ihr Fischereigebiet, das in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wenige Meter weiter wird übrigens bereits an der nächsten, baulich sehr ähnlichen Fischwanderhilfe gearbeitet. "Berichte, dass der Vorfall in Zusammenhang mit der neu geschaffenen fischpassierbaren Mündung am Lehnbach stehen, werden zurückgewiesen. Generell kann festgehalten werden, dass die Anbindung von Zubringern durch Fischwanderhilfen ein nützliches Instrument zur Erweiterung der Fischlebensräume darstellt", so die Tiwag in einer offiziellen Stellungnahme. Was zumindest Fakt scheint, ist, dass ohne das Bauwerk deutlich weniger Fische überhaupt in den Seitenbach und damit schließlich dank Ableitung zu Tode gekommen wären.

Macht es Sinn, dass die Tiwag Renaturierungsprojekte an den Flüssen selbst durchführt?

Wasser-Ötztal im Internet

Die Ausgleichsmaßnahmen der Tiwag

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