Alpinunfälle: Weniger Unfälle aber mehr Tote auf Tirols Bergen

Immer mehr Menschen zieht es in die Berge, die Anforderungen im Gebirge werden ebenfalls immer höher.
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

TIROL. Herrliches Wetter und ein perfekter Bergsommer haben heuer extrem viele Bergsteiger und Wanderer in die Berge getrieben. "Aber trotz des schönen Wetters sind die Unfallzahlen leicht gesunken", bilanziert der Chef der Tiroler Alpinpolizei, Norbert Zobl. Dafür sind die Zahl der Toten um vier auf 43 gegenüber dem Vorjahr gestiegen."Auch weil drei Klettersteigbenutzer heuer in den Tod beim Begehen von Klettersteigen gestürzt sind", so Zobl. Ursache dabei waren bei allen drei das Begehen ohne Klettersteigausrüstung. "Selbstüberschätzung und oft mangelnden Tourenplanung sind hier die Ursachen." Beim Bergwandern kamen 28 Menschen ums Leben, beim freien Klettern drei und auf Hochtouren zwei. Im Zeitraum vom 29. Juni bis 5. Juli kamen 60 Prozent der Opfer ums Leben, eine nicht erklärbare Häufigkeit, sagt Zobl. Die häufigsten Ursachen sind Stolpern und Abstürzen (40 %), gefolgt vom Herztod in den Bergen (37 %) .
Österreichweit sei die Zahl der Verunfallten leicht gesunken, bei 2.385 Unfällen (2.512 2014) kamen heuer 115 Menschen ums Leben (108 2014), erklärt der Präsident des Österr. Kuratoriums für alpine Sicherheit, Karl Gabl.

Bergrettung: Vollkaskomentalität

Heftige Kritik an der Mentalität mancher Bergsteiger kam vom Geschäftsführer der Bergrettung Tirol, Peter Veider. "Es herrscht die Vollkaskomentalität vor, in Tirol brauche ich nie Angst zu haben, ich werde aus allen Gefahren am Berg sofort geborgen", erklärt Veider, wie viele Touristen denken. Das Ergebnis: Mehr als 100.000 Euro an Kosten für die Bergrettung seien offen und nicht einzubringen", sagt der Bergretter.
Auch sei der geforderte medizinische Standard bei Bergungen enorm hoch. "Es fehlt bei vielen einfach das Gefühl für den Berg, veraltete Führer, die die Veränderungen im Hochgebirge durch Gletscherschmelze und auch höhere Steinschlaggefahr nicht berücksichtigen tun das ihrer zur Unfallgefahr." Daher: "Die Anforderungen im Gebirge werden schwieriger."
Er fordert daher, bereits ab dem Kindergartenalter die Bewegung im Freien zu forcieren. "Aber Kinderspielplätze ohne Spielgeräte sind nicht zielführend", so Veider.
Noch immer in Gang ist die Diskussion, die Veiders Vorschlag vor einigen Wochen ausgelöst hatte: Er forderte einen Cent pro Übernachtung für die Bergrettung pflichtgebunden zu verwenden. Bei 45 Millionen Nächtigungen wären das 450.000 Euro. "Damit wären wir zumindest finanziell in der Lage, unsere Aufgaben zu erfüllen", sagt Veider.
Übrigens:46 Prozent aller Verunfallten kommen aus Österreich, 36 % aus Deutschland.

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