Nicht für alle Alltagshelden gibt es Geld
Bonus für Pflegekräfte sorgt für Irritationen

Richard Grüner, Bürgermeister aus Längenfeld | Foto: Ötztaler Museen
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Die Bundesregierung kündigte eine Einmalprämie von 500 Euro netto für Pflegekräfte an. Dieser Bonus wird nur an systemrelevante Berufsgruppen ausbezahlt, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt waren. Dies führte nach Bekanntwerden zu Irritationen.

BEZIRK IMST (ps). Wie sagte der ehemalige Landeshauptmann Eduard Wallnöfer schon, "das schwerste in der Politik ist Geld gerecht zu verteilen." Genau um diese Schwierigkeit geht es derzeit in der Pflege. Der Bund versprach, an alle systemrelevanten Pflegekräfte einen Einmalbonus von 500 Euro netto auszuzahlen. Das Land Tirol gab zu diesem Zweck bereits 7,5 Millionen frei, die jetzt von den zuständigen Stellen beantragt und zur Auszahlung gebracht werden. Es handelt sich dabei um eine Entschädigungszahlung nur für Personal mit direktem Kontakt zu kranken oder pflegebedürftigen Menschen, da nur dieses einem erhöhten Risiko einer Corona-Infizierung ausgesetzt war. Dadurch könnten zum Beispiel Reinigungskräfte, Verwaltungspersonal, Küchenpersonal und auch Hausmeister der antragstellenden Institutionen leer ausgehen. 

Bürgermeister stehen hinter Personal

Längenfelds Bürgermeister Richard Grüner zeigte sich von dieser Differenzierung bei den Angestellten enttäuscht: "Das Personal unseres Wohn-und Pflegeheimes fungiert und funktioniert als Team, wir werden uns dafür einsetzen, dass alle eine Bonuszahlung erhalten." Rudolf Köll, Verbandsobmann: "Natürlich muss das Land irgendwo eine Grenze ziehen, doch auch das Reinigungspersonal hatte einen Mehraufwand durch die Desinfektionsarbeiten und hätte meiner Einschätzung nach eine Entschädigung verdient." Prinzipiell stellen sich alle Bürgermeister des Bezirkes, die in ihrer Gemeinde ein Wohn-und Pflegeheim betreiben hinter die Angestellten und wollen unter Einhaltung der Richtlinien des Landes den Bonus an alle Angestellten auszahlen. Noch ist jedoch offen, ob die Anträge für Funktionspersonal positiv abgewickelt werden.

Aus dem Landhaus heißt es wörtlich:

Als Wertschätzung und Anerkennung für die Leistungen der MitarbeiterInnen der Krankenanstalten, der Wohn- und Pflegeheime und der Mobilen Dienste während der Coronakrise stellt das Land Tirol für eine diesbezügliche Bonus-Zahlung insgesamt 7,5 Millionen Euro zur Verfügung. Basierend auf der Beschlussfassung des Tiroler Landtages vom 16. April 2020 hat die Tiroler Landesregierung Richtlinien für die Ausschüttung des 500 Euro-Bonus beschlossen.
Neben Angehörigen der Gesundheits- und Pflegeberufen, die im Zeitraum von 15. März 2020 bis 30. Juni 2020 in Tirol bei einer öffentlichen Krankenanstalt, einem Alten- und Pflegeheim oder einer Einrichtung der Mobilen Dienste im Pflegebereich, die mit dem Land Tirol eine bestehende Leistungsvereinbarung haben, tätig waren, werden auch PraktikantInnen sowie Funktionspersonal, das in unmittelbarem Kontakt mit Covid-19 PatientInnen stand, berücksichtigt.
Das gilt auch für Gemeindebedienstete. Damit hat das Land Tirol die grundsätzlichen Voraussetzungen geschaffen, um den Bediensteten der Wohn- und Pflegeheime einen entsprechenden Bonus zukommen zu lassen. Letztlich obliegt es dem jeweiligen Rechtsträger, den Bonus zu beantragen und auszuzahlen.

Häufiger testen

Für Sandra Friedl von der Ötztalpflege ist die finanzielle Wertschätzung des Pflegepersonals zwar lobenswert, jedoch nur das Löschen einer Feuerstelle eines Flächenbrandes.
"Das Ausmaß des Pflegebedarfs und die besonders erschwerten Arbeitsbedingungen verlangen nach einem Expertenrat, der mit Pflegepersonal Aussprache hält und praxisbezogen agiert", so Friedl.
"Schnellschüsse wie sie derzeit beschlossen werden, lösen unsere Probleme nicht einmal ansatzweise. Wir müssen zum Beispiel einmal im Monat alle Mitarbeiter einer Testung auf Covid-19 unterziehen, das ist nur Augenauswischerei und sonst nichts", meint die Geschäftsführerin der Ötztalpflege und appelliert an Verantwortliche: "Es muss Geld in die Hand genommen werden, um Pflegekräfte in einer Häufigkeit zu testen, dass es Sinn macht. Bei einem Fußballspiel wird ja auch jedes Mal jeder Spieler und das gesamte Umfeld getestet. Nur so kann die Sicherheit geboten werden, die wir unseren Klienten schuldig sind."

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