"Da sind Probleme schon vorprogrammiert"

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RIETZ (sz). „Wir wollen mit diesem Vorstoß nicht gegen den Bürgermeister oder die Motocrossfahrer vorgehen“, betont Agrarier Martin Kapeller. Bei diesem Vorhaben komme aber wertvoller Agrargrund sprichwörtlich unter die Räder, wie er und die Besitzer der Felder rund um die geplante Motocrossstrecke in Rietz vergangene Woche beklagten. Ausbaupläne für internationale Rennen wie auch ein auslaufender Pachtvertrag ließen den MSC Rietz nach Westen blicken. Dort machten ihnen aber zwei vom Aussterben bedrohte Vogelarten (Flussuferläufer und Flussregenpfeifer, Anm.) einen Strich durch die Rechnung.

„Kulturgrund wird zerstört“
Nach langem Suchen wurde ein großer Platz zwischen Autobahn und Bahngleis gefunden. „Für mich brisant ist, dass man jetzt wertvolle landwirtschaftliche Flächen im Ausmaß von rund 2,5 Hektar dafür zerstören will, obwohl nördlich der Autobahn noch ausreichend Platz vorhanden gewesen wäre.
Die Umweltabteilung gibt den Vogelarten den Vorzug vor bestem Kulturgrund“, meint Kapeller. Zudem seien die Vögel auch schon während der Betriebszeiten der Rennstrecke dagewesen und „sind immer noch hier“, hegt Kapeller wenig Bedenken gegenüber den bedrohten Vogelarten.
Auch Martin Mair von Mairs Beerengarten ist wenig erfreut: „Alle landwirtschaftlichen Anrainer sind beim sogenannten AMA-Programm, haben also sehr strenge Richtlinien zu befolgen. Ist das jetzt plötzlich alles egal?“, fragt Mair.
Sein Sohn Stefan Mair, Obmann der JW-Imst, ortet Probleme nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im Tourismusbereich: „Rietz ist als Erholungsdorf etabliert. Ich glaube, langfristig gesehen ist dieses Vorhaben nicht das Image, welches man gerne weiterbringen möchte.“
Die Kosten für dieses Projekt müssten ebenfalls berücksichtigt werden, wie Anrainer Anton Jaud meint: „Die alte Fläche muss rekultiviert werden, und für die Schaffung der neuen Anlage werden vermutlich so an die 300 Lkw anrollen. Das alles zahlt dann die Gemeinde, letztlich also der Bürger!“

Alle haben Beitrag geleistet
Der Rietzer Bürgermeister Gerhard Krug sieht den ehemaligen Verpächter Herbert Fritz für die Situation mitverantwortlich: „Man hat mehrmals versucht, den alten Platz zu halten, was er aber kategorisch abgelehnt hat.“
„Mir ist alles lieber, als den Motocrossplatz hier bei den wertvollen Grundstücken zu sehen“, entgegnet Fritz und hält fest, dass der Pachtvertrag ein Jahr vor Ablauf vonseiten des MSC Rietz gekündigt wurde.
Grund dafür ist, dass die Pachtfläche von rund 4.000 qm ohnehin zu klein gewesen wäre, um internationale Rennen zu veranstalten, heißt es von den Betroffenen. Das Argument, dass die Gemeinde für alle Kosten aufkommen müsse, berichtigt der Rietzer Dorfchef: „Pächter und Erhalter dieser Fläche ist der Verein (unter Auflagen der Gemeinde). Die Kosten trägt der Verein, er wird aber von der Gemeinde unterstützt“, meint Krug und versucht zu beruhigen: „Ich bin der Meinung, dass, wenn der Platz erst einmal begrünt ist, alles nicht so schlimm ist, wie es von manchen jetzt beurteilt wird.“

„Verein ist der Erhalter“
Ebenfalls relativ entspannt beurteilt Walter Perkhofer, Obmann des MSC Rietz, die Situation: „Wir wollten eigentlich die Felder in Richtung Westen, die wir aber aufgrund der bedrohten Vogelarten nicht nutzen konnten.“ Die bisherige Fläche hätte man dann nicht benötigt, erklärt der MSC-Obmann.
Seit ungefähr einer Woche liegen die Genehmigungen sowie alle relevanten Befunde für die Motocrossstrecke auf dem Tisch. Seitens des Umweltanwaltes oder der Naturschutzbeauftragten hat es keinerlei negative Stellungnahmen gegeben, alle Bescheide waren positiv. Perkhofer dazu: „Alle Möglichkeiten und Alternativen wurden genau erörtert und unsere Aufgaben vorschriftsmäßig erledigt. Wir haben jetzt rund zweieinhalb Jahre lang um einen Platz gekämpft.“ Sobald das Wetter besser wird, soll mit dem Bau begonnen werden.

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