Das kleine Bezirkstheater Stams präsentiert "Die Gaudibuam vom Singlehaus"

Rudi Rosenkranz als Paul, der "Winner" und Josef Penz als Sepp, der "Loser"
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  • Rudi Rosenkranz als Paul, der "Winner" und Josef Penz als Sepp, der "Loser"
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STAMS(alra). Das kleine Bezirkstheater in Stams hat 2011 seine Türen erstmals geöffnet und seither einiges an Aufwand betrieben, um das alte Stadlgebäude zur Theaterlocation mit angeschlossener Gastronomie zu adaptieren. Das Jahresprogramm besteht aus jeweils einem Theaterstück und mehreren Veranstaltungen auf dem Musiksektor.
Am 28. Mai fand die Uraufführung des diesjährigen Projektes statt, "Die Gaudibuam vom Singlehaus", das sich als Lustspiel mit schwarz eingefärbtem Humor versteht. Ekkehard Schönwiese, Autor von 70 Bühnenstücken, auch für die Regie verantwortlich, traf bereits im Vorfeld auf die Gruppe der Schauspieler und schrieb eine individuell auf deren Charaktere ausgearbeitete 90 Minuten Story, die in zwei Teilen gespielt wurde. Die Bühne präsentiert sich als Ausschnitt eines modernen Singlehochhauses und gewährt Einblick in die Appartements und auch auf das Leben von zwei gescheiterten Paaren. Das ehemals erfolgreiche Komikerduo "Die Gaudibuam", Paul der Winner und Sepp der Loser, gespielt von Rudi Rosenkranz und Josef Penz, steht nach dem Ende der fragwürdigen Karriere, auch am Ende der privaten Beziehungen. Magda, von Tamara Hechenberger dargestellt, ist nach der Trennung von Paul nach wie vor als Promoterin des Duos tätig und pusht die Männer durch zwielichtige Werbeauftritte für die Erotikindustrie. Martina Vogl spielt die ruhige Altenpflegerin Maria, die nach der Scheidung von Sepp, neben Job und neuer Singleexistenz, auch noch die Betreuung der Schwiegermutter Mitzi übernommen hat, welche sich widerwillig und gezwungenermaßen auch im Haus einmieten musste. Mitzi, schlagfertig und amüsant trocken von Annemarie Gufler gespielt, gibt ihrem Umfeld gegenüber, einen Anflug von Verrücktheit vor, um über die Probleme hinwegzutäuschen, die mit der Trennung des Sohnes, dem damit verbundenen Verkauf ihres Elternhauses und dem nachfolgenden Umzug in eine, von ihr abgelehnte Umgebung, einhergingen. Das Alltags- u. Nachtgeschehen wird von Hausmeisterin Kathi, alias Andrea Schranz, die ihr Bühnendebut bestritt, heftig ausspioniert und kommentiert. Für einen Kurzauftritt betrat auch Anna Penz, in ihrer Rolle als Mangerin, die Bühne.
Der erste Akt reiht sporadische Momentaufnahmen, vorwiegend Telefongespräche zwischen den Bewohnern, aneinander. Der zweistöckige Bühnenaufbau, der die Hochhausatmosphäre suggerieren soll, macht ein Erfassen aller Schauplätze zeitgleich möglich. Die teilweise verzweifelnden Versuche wieder zueinanderzufinden, mehr oder weniger von der Einsamkeit getrieben, stehen im Wechsel mit kalter, aus der Verletzung entstandenen, Ablehnung. Tendenzen sich mit jeweils der Expartnerin des anderen erneut in ein Beziehungschaos zu begeben, um der Einsamkeit und der Sehnsucht zu entfliehen, deuten sich bei den männlichen Hauptprotagonisten an.
Auch die berufliche Beziehung von Paul und Sepp und ihr jahrelanges Rollenspiel als Winner und Loser, hat Spuren hinterlassen und die beiden loten die Grenzen ihrer gemeinsamen Wege, sowohl als Freunde, als auch Existenzerhalter aus und stellen beides auf eine harte Bewährungsprobe.
Im zweiten Teil treffen die Akteure dann immer wieder aufeinander und die beiden Frauen Maria und Magda verbünden sich, um nach Jahren der Enttäuschung Rache zu nehmen. Dabei liefern sie die beiden Männer, die sich, in einem durch Liebesentzug bedingten Ausnahmezustand verlieren, einer emotionalen Blöße aus. Der kurzweilige zweite Akt gipfelt letztendlich in einer finalen Aktion, die Sepp´s Mutter Mitzi, in einer Mischung aus Hilflosigkeit, Verzweiflung, Wahnsinn und Kalkül, als spektakuläres Zeichen setzt.
Der Autor Ekkehard Schönwiese hält mit seiner Geschichte einen Spiegel vor die Gesellschaft und das ständige Anwachsen von Singlehaushalten. Er beschreibt die Vereinzelung bzw. Vereinsamung, die damit einhergehen kann, wenn das ehemals so populäre Modell Zweisamkeit, bzw. Familie bis ans Lebensende, scheitert und im Auslaufen begriffen ist. Dies alles verpackt in eine volksnahe, solide Darstellung, gespickt sowohl mit leichtem bis seichtem Humor, als auch mit einigen Sätzen, die für Momente des Nachdenkens sorgten, wobei besonders Tamara Hechenberger, die bereits im Mitterer Stück "Mein Ungeheuer" brillierte, viel Nachdruck in ihre Passagen legen konnte.

Weitere Aufführungen: FR 6.Juni, SA 7.Juni, FR 13.Juni, SA 14.Juni, MI 18.Juni,
FR 20.Juni, SA 21.Juni
jeweils 20.30 Uhr, Stams Theaterstadl, Auweg 2
Eintrittskarten 10 Euro, Einlass ab 19 Uhr
Kartenreservierung. 0650 5737553

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