Tarrenz ist größte Weinbaugemeinde
Direktvermarktung als Chance für Landwirte

LK-Präsident Josef Hechenberger, Vizepräsidentin und Landesbäuerin Helga Brunschmid, Georg und Alexandra Flür, Bezirksbäuerin Andrea Lechleitner und Bezirksobmann Andreas Gstrein
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  • LK-Präsident Josef Hechenberger, Vizepräsidentin und Landesbäuerin Helga Brunschmid, Georg und Alexandra Flür, Bezirksbäuerin Andrea Lechleitner und Bezirksobmann Andreas Gstrein
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Die Spitze der Landwirtschaftskammer tourt wieder durch die Bezirke. Erstmals war es mit dem Weingut Flür in Tarrenz eine Tiroler Winzerfamilie, die zur Besichtigung geladen hatte.

TARRENZ. "Rarität und Regionalität" sind zwei Schlagwörter, die auf die Winzerei Flür in Tarrenz perfekt zutreffen. Bereits vor 25 Jahren sind Alexandra und Georg Flür "auf die Traube" gekommen und mittlerweile zum einzigen im Vollerwerb geführten Weingut Tirols gewachsen. Dabei waren die Anfänge nicht gerade rosig. "Kann man den Wein überhaupt trinken?" werden sie bis heute gefragt. Alexandra begegnet Skeptikern gelassen mit einem Lächeln und bietet gerne eine Kostprobe an. 

"Hier bei uns hatten Bauern lange Zeit nur Kühe oder Schafe im Stall und vermarkteten Milch, Speck, und Fleisch. Als Winzer hat uns niemand ernst genommen. Es können sich auch immer noch sehr wenige Leute vorstellen, dass man davon leben kann", berichtete Alexandra von ihren Erfahrungen.

Tarrenz, das Meran des Nordens

Den Beweis, dass Wein ein interessantes und lukratives Standbein sein kann, erbringen die Flür's jedes Jahr aufs Neue. Vergangene Saison füllten sie 11.500 Flaschen ab, gewonnen aus acht verschiedenen Rebsorten. Sobald die neu gepflanzten Rebstöcke Früchte tragen, sind 40.000 Flaschen zu erwarten. In Tarrenz, der größten Weinbaugemeinde Tirols, haben bereits sieben Bauern den Weinanbau für sich entdeckt. 
Im Rahmen der jährlichen Bezirkstour konnte sich die Spitze der Landwirtschaftskammer selbst ein Bild von der Winzerei Flür machen und die edlen Tropfen, begleitet von einer hervorragenden Brettljause, verkosten.

"Tirol steht für viele Lebensmittel, dass es auch Weinanbau als Produkt in der Direktvermarktung gibt, ist ein wichtiges Signal", führte LK-Präsident Josef Hechenberger aus.

Kreative Standbeine gefragt

Die Landwirtschaftskammer hat das Thema Direktvermarktung als Jahresschwerpunkt für 2021 gewählt. Man trägt damit dem gestiegene Interesse der Konsumenten und Landwirte an der Direktvermarktung Rechnung. Immer mehr Bauern kehren der Kuh- und Schafhaltung den Rücken und setzen auf Alternativen, wie den Weinbau. Mit sieben Winzern, zum größten Teil im Nebenerwerb, wird Tarrenz zur größten Weinbaugemeinde Tirols. Familie Alexandra und Georg Flür leben seit 2018 ausschließlich von der Vermarktung ihrer acht Sorten Wein. Das Schlüsselwort hier lautet Vermarktung, denn die Produktion allein reicht nicht aus. Für eine erfolgreiche Direktvermarktung stehen eigens dafür geschulte Beraterinnen der Bezirkskammern mit Rat und Tat zur Seite.

Chance für junge Betriebsübernehmer

Im Rahmen einer Umfrage der Landwirtschaftskammer hat sich der Trend zu mehr Direktvermarktung bestätigt, wie der neue Bezirksobmann Andreas Gstrein ausführt:

„Allein im Bezirk Imst haben 17 Betriebe angegeben, neu in die Direktvermarktung einsteigen zu wollen."

Neben Hofläden und Selbstbedienungsläden seien vor allem Zustelldienste beliebt – immerhin 26 Betriebe bieten diesen Service an. Die angebotenen Produkte reichen von den verschiedensten Fleisch- und Milcherzeugnissen über Eier, Gemüse, Erdäpfel und Obst bis hin zu Säften und Honig. "Diese Palette erweitert sich ständig, was mich als Bezirksobmann besonders freut und den Innovationsgeist im Bezirk bestätigt“, sieht Gstrein die Landwirtschaft in richtigen Bahnen.

Vielseitigkeit ist gefragt

Was alles hinter der Herstellung von bäuerlichen Lebensmitteln steckt, muss den Konsumentinnen und Konsumenten vermittelt werden. Eine Aufgabe, die vor allem die Funktionärinnen der Tiroler Bäuerinnenorganisation übernehmen, wie die neue Bezirksbäuerin und stellvertretende Landesbäuerin Andrea Lechleitner unterstreicht:

„Als Bäuerinnen sind wir wichtige Botschafterinnen für die von uns produzierten Lebensmittel. Wir merken bei unseren Veranstaltungen immer mehr, dass Wissen über das, was von unserer Landwirtschaft hergestellt wird, auch im ländlichen Raum nicht mehr vorausgesetzt werden kann. Deshalb liegen mir Aktionen zur Bewusstseinsbildung sehr am Herzen.“

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