BH Raimund Waldner in BB-Interview kurz vor seiner Pesnionierung
"Ein lachendes und ein weinendes Auge"

Ein bürgernaher Bezirkshauptmann Raimund Waldner verlässt nach 21 Jahren die Imster Behörde in den verdienten Ruhestand. | Foto: Foto: Perktold
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Für rund 58.000 Menschen ist die Bezirkshauptmannschaft Imst zuständig. Unter der mehr als 20-jährigen Leitung von BH Raimund Waldner hat sich die Bezirksverwaltungsbehörde zu einer modernen und bürgernahen Serviceeinrichtung entwickelt. Mit Ende des Jahres geht Waldner in Pension und bietet im BB-Interview eine Bilanz seines Wirkens.

BEZIRKSBLÄTTER: 21 Jahre Bezirkshauptmann in Imst - wie fühlt man sich nach so einer intensiven Lebensphase so kurz vor der Pension?
RAIMUND WALDNER: "Da kann man wirklich von einer intensiven Lebensphase sprechen. 21 Jahre als Bezirkshauptmann tätig zu sein, ist eine lange und auch eine anspruchsvolle Zeit. Man hat also nach so einer Zeit sowohl ein lachendes als auch ein weinendes Auge.
Lachend deshalb, weil man die große Last der Verantwortung für die Menschen im Bezirk ablegen kann. Ein weinendes Auge hat man insofern, dass man ab nun viele bekannte Gesichter, also Freunde, nicht mehr so oft treffen wird. Da sind einerseits meine fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeint, andererseits hat man in den Gemeinden draußen viele interessante Persönlichkeiten kennen und schätzen gelernt."
Was waren die prägendsten Momente in den vergangenen zwei Jahrzehnten?
"Die prägendsten Momente waren sicher die Flüchtlingswelle in den Jahren 2014 und 2015 und im heurigem Jahr die Corona Pandemie. Bei der Flüchtlingskrise haben wir von vielen Gemeinden großartige Unterstützung erhalten, um die vielen Flüchtlinge ordnungsgemäß unterzubringen. Auch die Bevölkerung hat großes Verständnis gezeigt und Hilfe angeboten, sodass die Krise gut bewältigt werden konnte. Bei der Corona Pandemie haben meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt schon über 9 Monate lang unheimlich engagiert versucht, das Beste für die Gesundheit aller im Bezirk zu geben. Für diesen Einsatz, auch an den vielen Wochenenden und in den unzähligen Nachtstunden möchte ich mich heute ganz besonders bedanken. "
Wie läuft das Corona-Management? Gewerbeauflagen und private Verhaltensregeln bilden wohl die zwei Schwerpunkte - oder gibt es noch andere Bereiche?
"Beim Corona-Management sind wir im Haus gefordert, bei Vorliegen eines positiven Testergebnisses diese Person als auch alle betroffenen Kontaktpersonen schnellst möglichst abzusondern. Dies heißt mit anderen Worten, mit diesen Personen telefonisch Kontakt auf zu nehmen und dann entsprechende Bescheide auszustellen. Wenn man bedenkt, dass wir seit März ca. 1500 an Corona erkrankte Personen im Bezirk hatten, bedeutet das, dass mit den Kontaktpersonen weit über 5000 Bescheide erstellt werden mussten.
Bei den derzeit hohen Fallzahlen haben viele hoffentlich den Ernst der Lage erkannt und halten die Regeln wie Hygiene, Abstand halten und die gesetzlich vorgeschrieben Maßnahmen ein."
Immer wieder wird der Vorwurf erhoben, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Haben sie dazu auch persönliche Erfahrungen?
"Wenn der Vorwurf erhoben wird, dass mit zweierlei Maß gemessen wird, schaue ich mir das immer genau an und ich kann doch behaupten, dass bei genauer Kenntnis der Lage der Sachverhalt meistens verschieden ist, sodass der Vorwurf für Außenstehende vielleicht verständlich, jedoch letztlich zu Unrecht erhoben wurde. "
Es wird mitunter die Vermutung laut, dass die BH zuwenig Personalressourcen hat, falls sich ein größerer Infektionsherd entwickelt. Was sagen sie dazu?
"Ich könnte jetzt sagen, dass man immer mehr Personal haben könnte. Allerdings braucht es gerade bei der Pandemiebekämpfung besonders geschultes Personal. So gesehen haben wir sicher bei den Amtsärzten und beim medizinischen Fachpersonal gewisse Engpässe."
Die Verwaltung hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Wo sehen Sie Vorteile, und: gibt es auch Schattenseiten?
"Die Verwaltung hat sich in der Tat sehr gewandelt. Ich bin jetzt praktisch bald 40 Jahre in der Verwaltung tätig. Wenn man bedenkt, dass es früher nur schriftlichen Briefverkehr gegeben hat, so ist dies jetzt ein verschwindender Anteil. Großteils werden nämlich heute die Eingaben per E-Mail gemacht. Dies bedeutet, dass praktisch die BH Tag und Nacht elektronisch erreichbar ist. Dies führt dazu, dass sich das ganze unheimlich beschleunigt hat und dass die Kunden eine Reaktion der Behörde viel schneller erwarten, als es noch beim Briefverkehr war. Dass die Kommunikation zwischen Kunden und Behörde durch den elektronischen Verkehr viel schneller geworden ist, ist sicherlich ein Vorteil. Eine Schattenseite sehe ich insofern, dass oft das persönliche Gespräch vernachlässigt wird oder ganz unterbleibt."
Die BH ist Schnittstelle zwischen allen Blaulicht-Organisationen und vielen anderen Ressorts bis zu den Vereinen und Anderen. Wie gut ist die heimische Infrastruktur?
"Die heimische Infrastruktur ist im Bezirk Imst durchaus gut aufgestellt. Das betrifft insbesondere alle Blaulichtorganisationen aber auch die vielen Vereine in den Dörfern. Ein reges Vereinsleben belebt die Dörfer und leisten hier die Menschen vielfach unentgeltlich Großartiges. "
Welche Resorts sind in der BH Imst besonders gefordert?
"Derzeit ist natürlich das Gesundheitsamt besonders gefordert. Fast alle Mitarbeiter des Hauses müssen in dieser Zeit das Gesundheitsamt in irgend einer Form unterstützen. Nur durch einen guten Zusammenhalt ist es überhaupt möglich, die Bekämpfung der Pandemie von der Behörde aus bestmöglichst zu bewältigen." 
Haben Sie für Ihre Ruhestand besondere Pläne?
"Besondere Pläne habe ich eigentlich nicht. Reisen ist ja derzeit und wahrscheinlich auch in nächster Zukunft nicht so möglich. Deshalb werde ich in meinem Heimatbezirk Landeck und in meinem bisherigen "Dienstbezirk" Imst wandern und mich freuen, wenn ich "bekannte Gesichter" treffe und mit ihnen einen netten Huangart habe." 

Das Gespräch führte
Clemens Perktold

Ein bürgernaher Bezirkshauptmann Raimund Waldner verlässt nach 21 Jahren die Imster Behörde in den verdienten Ruhestand. | Foto: Foto: Perktold
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