Vorstellung im Gemeindeamt
„Haiminger Erben“ wollen um Gemeinde werben

„Es geht um Gerechtigkeit“: Anton Raffl fordert für die „Haiminger Erben“ weiterhin ein Rückkaufsrecht auf „Westtiroler“-Gründe | Foto: Manuel Matt
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Die Flächen rund um das Haiminger Handl-Werk bleiben Zankapfel: Bald könnte es wieder spannend werden.

HAIMING. Es war einmal die Westtiroler Kraftwerk AG, die im nationalsozialistischen Auftrag ein Kraftwerk plante – und zwar in Haiming. Von 1939 bis 1945 kaufte das staatliche Unternehmen dafür hektarweise Flächen entlang der heutigen Bundesstraße, setzte die damaligen Eigentümer teils unter Druck, wie's heißt: Doch gebaut wurde das Kraftwerk nie – ebensowenig wie das Kraftwerk Ötztal durch die Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) als „Westtiroler“-Erbin, die 2009 diese letzten Pläne zu den Akten legte.

Geschenkt wird sich nichts

Rund acht Hektar kaufte Handl Tyrol von der Tiwag, um sein Haiminger Speckwerk zu realisieren – inklusive weiterer Expansionspläne: Östlich hat das Unternehmen seine Kaufoption auf den früheren Campingplatz bereits gezogen, westlich gibt's ein Vorkaufsrecht. | Foto: Manuel Matt
  • Rund acht Hektar kaufte Handl Tyrol von der Tiwag, um sein Haiminger Speckwerk zu realisieren – inklusive weiterer Expansionspläne: Östlich hat das Unternehmen seine Kaufoption auf den früheren Campingplatz bereits gezogen, westlich gibt's ein Vorkaufsrecht.
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Immens verkürzt und vereinfacht, ist das der Kern einer jahrzehntelangen Streitgeschichte, die sich nicht einmal annähernd auf einer Seite erzählen ließe. Ja, in allen Facetten vielleicht nicht einmal auf rund 50 Seiten, auf denen's jüngst Anton Raffl aus Haiming zusammengefasst hat. Seine Gattin zählt zu den Nachfahren jener, die einst ihre Gründe für den Kraftwerksbau abgetreten haben. Genannt werden sie die „Haiminger Erben“ – und weil nie gebaut worden ist, sieht der 83-Jährige seit Jahren sie alle im Recht, ihre einstigen Flächen von der Tiwag zum Rückkauf angeboten zu bekommen. So, wie's damals zugesichert worden war, sagt Raffl. Keine Ansprüche hingegen sieht der Energieversorger im Landeseigentum und stützt sich auf zwei Gutachten. Nicht einfacher macht die Sache, dass die Flächen teils schon weiterverkauft wurden – an den Tiroler Speckfabrikanten Handl, der dort sein Werkerrichtet hat, weiter expandieren und seinen „Frieden“ haben möchte.

Haiming, du Umgarnte

Will alle Varianten abwägen: Dorfoberste Michaela Ofner | Foto: Santer
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Um zu schlichten, bietet das Land mehrere Trost-Hektar im Süden an. Die „Erben“ werden's annehmen. Nun, vielleicht. Denn: „Wir wollen, was uns gehört hat – und zwar alles“, sagt Raffl, der's notfalls vor Gericht ausfechten will. Dabei an der Seite wissen möchte er den Gemeinderat, dem er die Thematik inklusive 50-Seiten-Broschüre am kommenden Mittwoch darzubringen gedenkt. Bezogen auf ein Auseinandersetzungsverfahren 1979 mit der Tiwag, könne die Gemeinde nämlich ebenso auf einstiges Eigentum zum Rückkauf hoffen, so Raffl. Dazu zählen würden auch gewerbetechnisch attraktive Hektar westlich des Handl-Werks.

Fast schon eine „Herzblatt“-Situation: Jene Flächen stellt der Gemeinde nämlich auch Handl mit seinem Vorkaufsrecht in Aussicht, sofern die Tiwag verkaufen sollte – und der Gemeinderat den Willen bekundet, im Gegenzug den früheren, von Handl gekauften Campingplatz östlich des Werks umzuwidmen. Davor will die angebetete Gemeinde der Bevölkerung zuliebe aber zumindest grobskizzierte, nicht nur mündlich vorgetragene Pläne sehen, sagt Bürgermeisterin Michaela Ofner – und eben auch die „Erben“ anhören. Juristisch solle anschließend überprüft werden, ob die Tiwag tatsächlich die Gründe der Gemeinde zum Rückkauf anzubieten hat. „Dann muss der Gemeinderat entscheiden, wie vorzugehen ist“, sagt Ofner, die grundsätzlich drei Varianten sieht: Deal mit Handl, das Beschreiten des Rechtsweg gemeinsam mit den „Erben“ – oder auch alleine als Gemeinde.

Hoffnung auf ein gutes Ende

„Bis dahin ist's ganz neutral zu sehen. Wir warten auf alle Fakten“, unterstreicht die Dorfchefin, die einen Tag vor der Raffl-Präsentation die Entsandten der Tiwag empfängt. Drehen werde sich das Gespräch, so Ofner, nicht nur, aber eben auch um die Gründe, die einst für den Kraftwerksbau vorgesehen waren. So bahnt sich das nächste Kapitel in der Geschichte an, die vor rund 80 Jahren begonnen hat und „irgendwann, irgendwie ein Ende finden“ müsse, sagt die Bürgermeister – „und am allerliebsten jenes Ende, das am besten für die Gemeinde Haming ist.“

Wikipedia über die Tiroler Wasserkraft AG
Wikipedia über Handl Tyrol

Gigantischer Flächenverbrauch durch Industriebetrieb Handl
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