Weiter große Kluft zwischen Pro und Contra
Landeshauptmann erhielt Post bezüglich des Gletscherzusammenschlusses

Foto: Andreas Aschaber

PITZTAL (ps). Vergangenen Dienstag fand in Wenns die Vollversammlung des TVB Pitztal statt. Erwartungsgemäß war auch hier der Gletscherzusammenschluss Pitztal/Ötztal Thema. Obmann Rainer Schultes erkannte bei den Alpenvereinen in der vorherrschenden Diskussion eine gewisse Doppelmoral: "Auf der einen Seite werfen uns NGO's, allen voran die Alpenvereine, leichtfertigen Umgang mit Umweltressourcen vor. Auf der anderen Seite betreiben der DAV und der ÖAV selbst teils sehr große Hütten mit hunderten Betten im Pitztal, bezahlen aber für über 30.000 Nächtigungen keinen Cent Nächtigungsabgaben. Das ist für die Region nicht förderlich. Jemand, der nichts zur Erhaltung der Infrastruktur beiträgt, will uns vorschreiben, wie wir Tourismus machen sollen, das kann es nicht sein." In dieser Angelegenheit wurde bereits ein Brief an Landeshauptmann Platter geschickt.

Offener Brief Estermanns

Doch auch von Projektgegner Gerd Estermann hat der Landeshauptmann Post erhalten: 
...."Nicht jeder, der nicht die Meinung der Regierungspartei und der Seilbahnlobby teilt, ist ein Spalter oder Angstmacher. Vielmehr ist es die Sorge um eine touristische Entwicklung im Land, die nur den Weg des "immer mehr und immer größer" kennt, die mich, viele zehntausende Tiroler und mehr als 100.000 Österreicher antreibt. Es ist die Sorge um den unwiederbringlichen Verlust von Naturräumen, die Erfahrung von immer mehr Verkehr, der uns in diesem Land überrollt und die Wut über das ungezügelte Gewinnstreben einiger weniger Profiteure, die den Menschen in den Tälern vormachen, sich für deren Wohlergehen einzusetzen. Berge und Gletscher sind nicht Privatbesitz von Unternehmen oder Gemeinden, sie gehören uns allen...
...Genau wie Sie, liebe auch ich dieses Land und seine Menschen. Ich stehe mit Leuten im Pitztal in Kontakt, deren Sorgen ich durchaus nachvollziehen kann. Leider gibt es einige Scharfmacher im Tal, deren einzige Option der Zusammenschluss zu sein scheint und die einem Dialog nicht mehr zugänglich sind. Es muss Alternativen zur Gletscherverbauung geben, hier sind die Tourismusexperten gefordert, die abseits nicht mehr zeitgemäßer Konzepte, nachhaltige Lösungen vorschlagen können."
Offener Brief Gerd Estermanns an Landeshauptmann Platter in voller Länge

Schulterschluss der Bürgermeister

Alle vier Bürgermeister des Pitztales hatten gemeinsam mit Rainer Schultes, Obmann des TVB Pitztal vor einiger Zeit zu einer Pressekonferenz geladen, "weil uns die Falschmeldungen über uns als Umweltvernichter zu diesem Schritt bewogen haben", so St.Leonhards Bgm. Elmar Haid. Man leide unter der Flut an E-Mails und Drohanrufen und wolle einiges richtig stellen. "Wir wissen, dass die Zeit ungünstig ist, ein derartiges Projekt einzureichen, dennoch haben wir ein Manko im Ausbau der vergangenen drei Jahrzehnte aufzuholen", so Haid weiter. Man verweist auf die enormen Flächen, die unter Schutz gestellt sind, in St.Leonhard sind dies ein 5.000 Hektar großes Ruhegebiet und zusätzlichen 8.000 Hektar, die als Landschatsschutzgebiet den Naturpark Kaunergrat angeschlossen werden. Im Allgemeinen verwehren sich die Pitztaler Bürgermeister des Eindruckes von aussen, man habe nichts für die Umwelt übrig, das Gegenteil sei der Fall. Eine intakte Natur sei das Kapital des Pitztales. "Investitionen auf über 2.000 Meter machen in einem Tal, wo in der touristischen Kernzone durchschnittlich acht Monate Schnee liegen, absolut Sinn. Die Petition des Herrn Estermann ist absolut legitim, doch fair ist es erst, wenn korrekten Zahlen verwendet werden", Haid abschliessend.
Josef Knabl, Bgm. in Arzl, verwies auf die Verkehrsprognosen, die laut Verkehrsanalysten bis zum Jahr 2030 ein Zuwachs von sechs Prozent ausweisen, mit dem Zusammenschluss um neun bis 14 Prozent. "Das würde zu Spitzenzeiten deutlich spürbar, doch von einem Verkehrschaos ist man weit weg. Man arbeitet aber bereits an Konzepten, wie zum Beispiel die Mitfahrbörse "Umadum", bezirksweit wird es in Zukunft auch einen Verkehrs-Koordinator wie im Ötztal geben."

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