Zusammenschluss Ötztal/Pitztal
Offener Brief von Gerd Estermann an Landeshauptmann Günther Platter

"Zu sehen ist auch der umstrittene "Gipfel" (Bildmitte), der abgetragen (= gesprengt) werden sollte, um einer Seilbahnstation Platz zu machen" (Estermann). | Foto: Andreas Aschaber
  • "Zu sehen ist auch der umstrittene "Gipfel" (Bildmitte), der abgetragen (= gesprengt) werden sollte, um einer Seilbahnstation Platz zu machen" (Estermann).
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  • hochgeladen von Petra Schöpf

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,

in Ihrer Stellungnahme zur Causa Pitztal - Ötztal in einem kürzlich online gestellten Facebook-Video ([urlnt=https://www.facebook.com/lh.guentherplatter/videos/1377933472389605/]Video LH Günther Platter[/url]) sprechen Sie von "Spaltern" und "Angstmachern". Obwohl Sie nicht explizit mich oder unsere Bürgerinitiative erwähnen, liegt doch der Schluss nahe, dass wir gemeint sind.

Deshalb möchte ich dazu Stellung nehmen: Nicht jeder, der nicht die Meinung der Regierungspartei und der Seilbahnlobby teilt, ist ein Spalter oder Angstmacher. Vielmehr ist es die Sorge um eine touristische Entwicklung im Land, die nur den Weg des "immer mehr und immer größer" kennt, die mich, viele zehntausende Tiroler und mehr als 100.000 Österreicher antreibt. Es ist die Sorge um den unwiederbringlichen Verlust von Naturräumen, die Erfahrung von immer mehr Verkehr, der uns in diesem Land überrollt und die Wut über das ungezügelte Gewinnstreben einiger weniger Profiteure, die den Menschen in den Tälern vormachen, sich für deren Wohlergehen einzusetzen. Berge und Gletscher sind nicht Privatbesitz von Unternehmen oder Gemeinden, sie gehören uns allen.

Die Zeit der Pioniere im Wintertourismus ist vorbei. Diese haben vor Jahren wichtige Aufbauarbeit geleistet.  Jetzt geht um den Erhalt dieser Errungenschaften, um Konsolidierung auf hohem Niveau. Der Tunnelblick vieler Touristiker, der nur  auf Nächtigungszahlen und Seilbahnzutritte gerichtet ist, verstellt die Sicht auf die Peripherie, auf die Einheimischen und deren Bedürfnisse und vor allem auf die Interessen einer wachsenden Klientel von Touristen, die sich intakte Natur wünschen. Was wir brauchen, ist eine differenziertere Betrachtungsweise abseits von Zahlen und Statistiken und einer eindimensionalen Ausrichtung auf unbegrenztes Wachstum. Es kann auch nicht so sein, dass diejenigen den größten Profit machen, die am meisten Natur verbrauchen. Wir brauchen eine Ökologisierung des Tourismus und eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, auch für das Pitztal.

Genau wie Sie, liebe auch ich dieses Land und seine Menschen. Ich stehe mit Leuten im Pitztal in Kontakt, deren Sorgen ich durchaus nachvollziehen kann. Leider gibt es einige Scharfmacher im Tal, deren einzige Option der Zusammenschluss zu sein scheint und die einem Dialog nicht mehr zugänglich sind. Es muss Alternativen zur Gletscherverbauung geben, hier sind die Tourismusexperten gefordert, die abseits nicht mehr zeitgemäßer Konzepte, nachhaltige Lösungen vorschlagen können.

Mit der Hoffnung auf eine für alle akzeptable Lösung und der Rückkehr zu einem vernünftigen Dialog

Gerd Estermann
Sprecher der Bürgerinitiative Feldring und Initiator der Petition "Nein zur Gletscherverbauung Pitztal - Ötztal!" mit fast 150.000 Unterzeichnern

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