Schuldenalarm: wer schreibt rote Zahlen?

- hochgeladen von Georg Larcher
Überblick über die Finanzsituation der Gemeinden unserer Region anhand des aktuellen Zahlenmaterials des Jahres 2009
REGION. Wie steht es um die Finanzkraft der Tiroler Gemeinden? Ein Ranking gibt darüber Aufschluss: Im November 2010 wurden die Zahlen für das Jahr 2009 veröffentlicht. Seefeld belegt beim Gemeindeumsatz (danach wird gerankt) mit Rang vier einen Spitzenplatz, Reith b. S., Pfaffenhofen und Telfs liegen gut im Rennen! (siehe Kommentar)
Die von der Statistik Austria und vom Amt der Tiroler Landesregierung (Raumordnung-Statistik) erhobenen Zahlen betreffend Schuldenstand der Gemeinden, Pro-Kopf-Verschuldung sowie der Gemeindeabgaben und Ertragsanteile für das Jahr 2009 liegen nun vor. Gereiht wird nach Gemeindeumsatz pro Einwohner. Die Gemeindeeinnahmen sind dabei den Ausgaben im Verhältnis zum Bevölkerungsstand entgegenzusetzen (siehe dazu Beispiel ganz unten). Im Ranking der 279 Tiroler Gemeinden einschließlich der Stadt Innsbruck (Rang 9) liegt die Außerferner 1.500-Seelen-Gemeinde Breitenwang an 1. Stelle. Schlusslicht ist die Gemeinde Faggen im Kaunertal.
Tourismusort Seefeld ganz vorne
Sehr gut im Rennen lag mit Stichtag 31. 12. 2009 die Gemeinde Seefeld. Der Tourismusort belegte bereits Ende 2008 mit Rang 3 einen „Podestplatz“, rutschte nur um einen Rang nach hinten und liegt in dieser Aufstellung mit einem Gemeindeumsatz von 1.962 Euro (mit Stichtag 31.12.2009) an ausgezeichneter 4. Stelle aller 279 Tiroler Gemeinden! Die Zahlen sprechen für sich: 3.006 Einwohner, Gemeindeschuldenstand: 14,56 Mio. Euro, Pro-Kopf-Verschuldung: 4.842,50 Euro, Verschuldungsgrad: 41,1 %, Kommunalsteuer: 428,3 Euro pro Kopf, Gemeindeumsatz: 1.962 Euro (zum Vergleich: Spitzenreiter Breitenwang weist hier € 2.192,9 und Schlusslicht Faggen € 668,3 Gemeindeumsatz pro Einwohner auf).
Gute Platzierung von Reith, Pfaffenhofen und Telfs gleichauf!
Gleich mehrere Gemeinden in unserem Gebiet schaffen es unter die Top-100 dieses Rankings! Reith bei Seefeld rutschte seit Ende 2008 nur zwei Plätze ab und befindet sich mit Ende 2009 auf Platz 45 (€ 1142,6 Gemeindeumsatz pro Einwohner).
Auf den Plätzen 66 und 67 liegen die 1.068-Seelen-Gemeinde Pfaffenhofen und die 14.487-Seelen-Marktgemeinde Telfs (fast gleichauf mit 1.068,9 € bzw. 1.068,4 € Gemeindeumsatz/Einwohner)!
Wehrmutstropfen für Pfaffenhofen: die Gemeinde büßte seit 2008 gleich 23 Plätze ein, war also mit Stichtag 31.12.2008 auf dem sehr guten 42. Rang – Telfs verbesserte sich seither um 3 Plätze!
Hier muss angemerkt werden: Diese Ergebnisse liegen noch im Verantwortungsbereich der GemeinderätInnen, die bis zur Neuwahl 2010 im Amt waren.
Ganz gut da steht auch Leutasch (Rang 85, Absturz nur um 5 Plätze gegenüber 2008 – allerdings befindet sich der Schuldenstand pro Einwohner auf Rekordniveau).
Gemeinden im Mittelfeld
Nicht mehr unter die Top-100 Gemeinden Tirols geschafft haben es die Gemeinden Pettnau (107. Platz, vorher Platz 91), St. Sigmund i. S. (139., vorher 120.). Trotz schlechter Platzierung freuen sich Inzing über eine Platzierungsverbesserung von Rang 154 auf 148 und Oberhofen von 151 auf 150. Ebenso freut sich Zirl: Die Marktgemeinde machte von 2008 auf 2009 einen Sprung von 21 Plätzen nach vorne und ist jetzt 190.! Wildermieming ist mit Rang 189 knapp vor Zirl, der Absturz um 16 Plätze schmerzt!
Im letzten Drittel der Tabelle sind Scharnitz, Gries i. S., Flaurling, Oberperfuss (7 Plätze aufgeholt), Sellrain (Absturz um 13 Plätze), Ranggen (minus 8) und Polling. Hatting bildet mit Rang 275 das Schlusslicht im Bezirk. Bei der Kommunalsteuer verdient Hatting lediglich € 18,- pro Einwohner (im Vergleich dazu Seefeld: 428,3 € pro EW; Telfs: 196,9 €)
Das Zahlenmaterial finden Sie graphisch aufgearbeitet im Balkendiagramm.
ZUR SACHE:
Gemeindeabgaben
Die jeweilige Gemeinde veranlagt kommunalsteuerpflichtige Unternehmen. Sie schreibt den GrundeigentümerInnen Grundsteuer A und B, Abfall- und Gehwegreinigungsgebühr sowie für Veranstaltungen Vergnügungssteuer und Kriegsopfer- und Behindertenabgabe vor. HundehalterInnen wird die Hundesteuer, TierhalterInnen der Tierseuchenbeitrag vorgeschrieben. Weitere Gemeindeabgaben sind die Park- und die Gebrauchsabgabe. Die Gemeinde prüft die Abgabenentrichtung auf Vollständigkeit und bringt ausstehende Forderungen ein.
Ein Beispiel:
Als anschauliches Beispiel darf hier die Gemeinde Gramais im Außerfern herangezogen werden. Bei ganzen 66 Einwohnern und einem Gemeindeschuldenstand von € 2,3 Mio. ergibt dies eine Pro-Kopf-Verschuldung von unfassbaren € 36.178 und einen Verschuldungsgrad von 100 %! Gramais liegt dennoch in der Tabelle nicht an letzter Stelle (Rang 264), weil sich die Kommunalsteuer pro Kopf auf € 37,8 beläuft (Vergleich: Faggen: € 14,1 pro Kopf). Dazu kommt noch der Gemeindeumsatz pro Einwohner (Gramais: 778 Euro pro Kopf/Faggen: 668,3 Euro). Dieser ermittelt sich aus den eigenen Steuern (Gemeindeabgaben im Sinne des Finanzausgleichs wie Grundsteuer A und B, Kommunalsteuer, sonstige Steuern etc., siehe Kasten rechts) und den Abgabenertragsanteilen (Anteil der Gemeinde an den gemeinsamen Bundesabgaben gemäß Finanzausgleichsgesetz).
Spitzenreiter Breitenwang hat folgende Zahlen zu bieten: 1.586 Einwohner, Gemeindeschuldenstand: 2,3 Mio Euro pro-Kopf-Verschuldung: 1.488 Euro, Verschuldungsgrad 36,1 Prozent, Kommunalsteuer: 1.382 Euro pro Kopf und 2.192,- Euro Gemeindeumsatz!
KOMMENTAR:
Zahlen sagen viel
Leutasch sticht im Balkendiagramm mit einem enormen Schuldenstand pro Einwohner hervor (roter Balken). Trotzdem gehört die Tourismusgemeinde tirolweit gesehen ganz und gar nicht zu den ‚Verlierergemeinden‘! Das ergibt die amtliche Statistik, die jährlich im November veröffentlicht wird. Ein etwas höherer Verschuldungsgrad bedeutet noch lange nicht, dass es einer Gemeinde finanziell schlecht geht. Hier kommt es vor allem darauf an, wie sich die Gesamtsituation (Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben, Schuldenstand im Vergleich zum Gesamthaushalt, etc.) in der Gemeinde darstellt. Leutasch hat mit Rang 85 immer noch 193 Gemeinden hinter sich!
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