Tuning bei E-Bikes: Ein gefährlicher Boom

- Mit E-Bikes können auch höher gelegene Regionen von beinahe jedermann befahren werden.
- Foto: Christoph Schöch
- hochgeladen von Petra Schöpf
BEZIRK (ps). Die unvergleichliche Erfolgsgeschichte der E-Bikes lässt den Fahrradhandel im siebten Umsatzhimmel schweben. Seit Jahren gehen hunderte mit Akku betriebene Bikes über den Ladentisch, in Anbetracht eines Kaufpreises jenseits der Zweitausender-Marke kein übler Trend. Nach anfänglicher Skepsis vieler Radsportler setzten sich die motorisierten Räder schnell durch, zu angenehm ist die Unterstützung auf dem sonst so beschwerlichen Weg auf Almen und höhere Bergregionen.
Manchem Pedalritter scheint die doch sehr ansehnliche Leistung der Akkus noch nicht zu genügen, es wird "aufgetunt". Mit speziellen Computerchips oder manuellen Eingriffen kann das E-Bike von einer Höchstgeschwindigkeit von erlaubten 25 km/h auf bis zu 60 km/h getunt werden.
Kein Fahrrad mehr
Ein derartiger Umbau ist mit enormen Risiken verbunden und selbstverständlich verboten, denn damit wäre es nach Rechtsverständnis bereits ein Moped. "Die Bremsen und die ganze technische Anlage der Räder sind für solche Geschwindigkeiten nicht ausgelegt", gibt Manuel Obweger vom Fachgeschäft "Bike&Run" Auskunft. Man habe zwar nicht so oft Anfragen wegen einem Tuning, manchmal kämen aber Besitzer eines gechipten E-Bikes zum Service. "Wir klären diese Kunden grundsätzlich über die gesetzlichen und versicherungstechnischen Belange auf, lassen uns eine Haftungserklärung unterschreiben und führen ein serienmäßiges Service durch", so Paul Davies, Geschäftsführer von "Bike&Run". Wenn die Verschleißteile der Bikes der zusätzlichen Beanspruchung nicht standhalten oder, noch schlimmer, ein Unfall passiert, muss die Haftung klar geregelt sein.
Versicherung steigt aus
Eine Kraftfahrzeugsteuer, ähnlich wie bei einem Mofa, gibt es bislang nicht. Auch wenn Besitzer eines getunten E-Bikes dieses anmelden möchten, gibt es (noch) keine Möglichkeit, er oder sie bleibt ein illegaler "Raser".
Bei Unfällen mit einem E-Bike werde das Fahrrad mittlerweile als erstes von der Polizei auf eine Veränderung, egal welcher Art, untersucht. Im positiven Fall wird es äußerst schwierig mit einem Versicherungsschutz.
Erschreckend leicht kann ein Tuning sogar selbst vorgenommen werden, wie unzählige Anleitungen auf "YouTube" zeigen. Unzählige Möglichkeiten werden angepriesen, zu erschwinglichen Preisen. Ein Boom bahnt sich an. Die höchste erreichte E-Bike-Geschwindigkeit von 120 km/h wurde mit dem "Stealth Bomber 52" in den USA erreicht.
Erneute Provokation
Die Sinnfrage eines Tunings steht prinzipiell im Raum, wurde doch bei Erhebungen bereits mehrfach festgestellt, dass bereits jetzt die Bergaufgeschwindigkeit der Akkulenker höher ist als bergab. Was soll also eine zusätzliche Geschwindigkeitserhöhung bringen? Weiters darf befürchtet werden, dass bei Zunahme der Verstöße der Gesetzgeber hart durchgreifen wird.
Eine unnötige Konflikt-Provokation mit verärgerten Fußgängern und herkömmlichen Fahrradfahrern wird unvermeidbar sein. In sozialen Netzwerken finden sich Beschwerden über rücksichtslose E-Bike-Raser. Es wäre schade, wenn der mittlerweile akzeptierte Trend von einigen schwarzen Schafen ins falsche Licht gerückt wird.


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