Courage ist eine Frage der Entscheidung

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„Die Gerechten“ sind jene Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus Verfolgten uneigennützig geholfen und ihnen damit das Leben gerettet haben. Die Holocaust – Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem Jerusalem ehrt diese Lebensretter als „Gerechte unter den Völkern“. Etwa 110 Österreichern wurde bislang diese Ehre zuteil, 17 aus Tirol. Ihre Geschichten sind in der Öffentlichkeit bislang wenig bekannt – die Ausstellung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem, die bis zum 19.August im Imster Ballhaus zu sehen ist, will das ändern.
Am 31. März wurde sie im Beisein von Diözesanadministrator Jakob Bürgler, Denise Wendlandt von der Israelitischen Kultusgemeinde, Zeitzeugin Angelica Bäumer, Historiker Niko Hofinger sowie Ulrike und Günter Schuster von den Österreichischen Freunden von Yad Vashem feierlich durch Kulturstadtrat Christoph Stillebacher eröffnet. „Saxhotline“ untermalten die Veranstaltung mit einfühlsamer Klezmer-Musik.
Die Ausstellung gliedert sich grob in drei Teile. Der erste Teil porträtiert österreichische Täter, die dem Terrorregime des Nationalsozialismus angehört und es unterstützt haben und erzählt von den dramatischen Folgen für die jüdische Bevölkerung. Ein beklemmender Amateurfilm des amerikanischen Ehepaars Baker zeigt Szenen vom „Anschluss“ 1938 in Wien. Der Hauptteil der Schau widmet sich den „Gerechten“ und erzählt ihre Geschichten, ergänzt durch einen von Niko Hofinger gestalteten Tirol-Teil. Die Geehrten haben ihr eigenes Leben riskiert, um andere Menschen vor dem Tod zu bewahren, und manche haben dafür auch mit dem Leben bezahlt. Viele dieser Lebensretter wollten ihre Taten später gar nicht publik machen, bestanden die Ressentiments doch weiter, auch nach dem Ende des Krieges. ZeitzeugInnen erzählen in zahlreichen Videos die Geschichten ihrer Rettung – unter ihnen auch die Kulturjournalistin Angelica Bäumer aus Wien, die der Ausstellungseröffnung in Imst beiwohnen konnte und eindrücklich davon erzählte, als Kind von Pfarrer Balthasar Linsinger in Großarl versteckt worden zu sein. „Erst durch die Beschimpfungen und Demütigungen bin ich wirklich zur Jüdin geworden“, so Frau Bäumer. Die aber auch auf die Zeit danach, den Verdrängungsprozess, das schlechte Gewissen, als Einzige überlebt zu haben und viele späte Selbstmorde unter Jüdinnen und Juden verwies. Und den heutigen Umgang mit Verfolgten, besonders unbegleiteten Kindern, anklagte. Der dritte Teil der Ausstellung führt schließlich in die Gegenwart und greift das Thema Zivilcourage auf. Denn auch heute braucht es Menschen mit Überzeugung, Mut und Rückgrat, die Unrecht nicht ignorieren, sondern dagegen auftreten. Als Kuratoren der Wanderausstellung zeichnen sich Michael John und Albert Lichtblau von den Universitäten Linz und Salzburg für die Ausstellung verantwortlich, gestalterisch umgesetzt wurde sie von Architekt Manfred Lindorfer, der sie auch im Ballhaus planerisch unterbringen konnte.

Museum im Ballhaus, Ballgasse 1
Di, Do, Fr 14 – 18 Uhr, Sa 9- 12 Uhr
Führungen für Gruppen – besonders Schulkassen – jederzeit nach Vereinbarung!
www.kultur-imst.at; ballhaus.imst@cni.at
T. 05412/64927; M. 0664/606 98 215

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