Geschlechtskrankheiten
Wenn Sexualität krank macht
Weltweit stecken sich jeden Tag mehr als eine Million Menschen mit einer Geschlechtskrankheit an.
Weltweit stecken sich jeden Tag mehr als 1 Million Menschen mit einer Geschlechtskrankheit an – oftmals unbemerkt. Die WHO spricht daher von einer „stillen Epidemie“. Auch in Österreich wird seit einigen Jahren ein deutlicher Anstieg an Syphilis, Tripper & Co verzeichnet. Anlässlich des 480. Todestages von Paracelsus, der bereits im 16. Jahrhundert die Syphilis-Seuche mit Quecksilber-Kuren behandelte und dessen Schriften unter anderem in der geschichtsträchtigen Bibliothek des Billrothhauses aufbewahrt werden, macht die Gesellschaft der Ärzte gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Sexually Transmitted Diseases und dermatologische Mikrobiologie (ÖGSTD) auf dieses Thema aufmerksam. Geschlechtskrankheiten zählen global zu den fünf häufigsten Erkrankungen, weswegen Erwachsene eine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen. Wenn man bedenkt, dass sexuell übertragbare Erkrankungen (Sexually Transmitted Diseases, kurz STDs) mit Scham behaftet sind und viele Betroffene daher nicht zum Arzt gehen und zudem ein großer Anteil an STDs ohne Symptome verläuft, wird die Dimension noch größer.
Zunahme auch in Österreich
„Auch in Österreich wird ein deutlicher Anstieg an klassischen Geschlechtskrankheiten wie Syphilis und Tripper registriert“, informiert Georg Stingl, emeritierter Vorstand der Klinik für Dermatologie, Medizinische Universität Wien. So wurden im Jahr 2019 rund 1.600 Tripper- und 580 Syphilis-Fälle gemeldet – die Dunkelziffer nicht mit eingerechnet. Drei Jahre zuvor waren es noch 1.211 beziehungsweise 431 gemeldete Fälle. „Mindestens einer von zehn Jugendlichen infiziert sich pro Jahr mit Chlamydien und ein bis zwei Menschen pro Tag mit HIV“, so Stingl. „Einige weitere wichtige Krankheiten werden zwar nicht ausschließlich, aber doch sehr häufig durch den Geschlechtsverkehr übertragen: Hepatitis B, Skabies (Krätze) – eine Krankheit, die in den letzten Jahren neue Aufmerksamkeit erregte – und Filzläuse.“ Mit Beginn der Corona-Pandemie gab es zwar einen Rückgang an STDs – vermutlich aufgrund der verringerten Sozialkontakte und durch die reduzierten Arztbesuche. Die Daten aus dem heurigen Jahr lassen aber schon wieder einen Aufwärtstrend erkennen.
Antibiotika-Resistenzen
Viele Geschlechtskrankheiten verlaufen beschwerdelos und bleiben dadurch unbemerkt. „Unbehandelt können STDs allerdings zu Komplikationen und auch zu schwerwiegenden Folgen wie Unfruchtbarkeit oder bei HPV zu Krebs führen“, warnt Georg Stary, Präsident der ÖGSTD und dermatologische Mikrobiologie (ÖGSTD). Bakterielle Infektionen sind – früh erkannt – meist gut mit Antibiotika behandelbar. Der weltweite Anstieg an STDs ist neben einem erhöhten sexuellen Risikoverhalten (ungeschützter Geschlechtsverkehr, häufigerer Partnerwechsel, geringere Angst, sich mit HIV zu infizieren) allerdings auf die zunehmende Antibiotika-Resistenz zurückzuführen. So galten Gonorrhoe-Infektionen (Tripper) über viele Jahre als relativ einfach zu behandeln. Sukzessiv sind jedoch Resistenzen gegen alle zur Behandlung eingesetzten Therapeutika entstanden.
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