Nach zwei Jahren Pandemie
Die Touristen kommen wieder in die City
Nachdem sie zum Großteil in den vergangenen zwei Jahren ausgeblieben sind, kommen nun die Touristen wieder zurück in die Innenstadt. Das sollte auch der Wirtschaft Hoffnung machen. Doch noch klagen die Geschäftsleute über Verluste.
WIEN/INNERE STADT. Menschenmassen sammeln sich vor dem Stephansdom und richten die Objektive ihrer Kameras auf Wiens bekanntestes Wahrzeichen – nach zwei Jahren Pandemie ein durchaus ungewohnter Anblick. Sie sind Fluch und Segen zugleich, aber vor allem sind sie wieder da: die Touristen.
Vor zwei Jahren brachen die Gastronomie und der Tourismus stark ein, auch in der Inneren Stadt. Während man im Jahr 2019 in ganz Wien noch mehr als 17 Millionen Nächtigungen zählte, fiel diese Kennzahl 2021 im freien Fall auf knapp unter fünf Millionen. Doch heuer scheint sich der Tourismus wieder zu erholen: Rund 2,5 Millionen Nächtigungen zählte man von Jänner bis April. Im Vergleich zum selben Zeitraum 2020 entspricht das einem Plus von 723,8 Prozent.
Pandemie gut gemeistert
Eine Aufbruchstimmung wittert Dieter Steup, Obmann der Wirtschaftskammer im Bezirk: "Man merkt, dass wieder mehr Gäste kommen und dass unter den Wirtschaftstreibenden eine positive Stimmung herrscht", sagt Steup. Besonders wichtig sind für die City jene Touristen, die auch in der Stadt nächtigen und Wien nicht nur als Tagestouristen besuchen. Die Pandemie sei durch die "staatliche Unterstützung gut abgefedert worden", meint Steup.
Wenn man sich unter den Geschäftsleuten umhört, ist von einer wirklichen Aufbruchstimmung noch eher wenig zu spüren. Hedi Kohlseisen etwa betreibt ein Schmuckgeschäft in der Naglergasse unweit des Grabens. Sie hat noch keine Verbesserung der Situation bemerkt. "Die Stadt ist zwar voll mit Touristen, aber dabei handelt es sich nur um Tagestouristen, die mit dem Schiff oder dem Bus kommen", so Kohlseisen. "Die sind für uns kein Geschäft, weil sie nichts kaufen und nicht einmal etwas konsumieren", meint die Geschäftsfrau, welche die Pandemie nur dank ihrer Stammkunden überlebt hat.
Amerikaner fehlen
Über ausbleibende Kunden klagt auch Eduard Srna-Modlitby. "Es fehlen die kaufkräftigen amerikanischen Touristen", so der Besitzer eines Antiquitätenladens. "Noch bemerkt man überhaupt keine Entspannung. Im Gegenteil: Der Krieg hat dazu geführt, dass uns die russischen Touristen weggefallen sind und wir wieder große Verluste machen. Diesmal bekommen wir aber keine Förderungen wie in der Pandemie", so Srna-Modlitby.
Laut Prognosen verspricht der Sommer 2022, nach zwei Jahren der Pandemie endlich wieder ein wenig besser für die Wirtschaft zu werden. Es ist auch höchste Zeit, denn mit Corona und dem Krieg haben die innerstädtischen Geschäftsleute in den vergangenen zwei Jahren mit genug Turbulenzen zurechtkommen müssen.
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